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1297 - Das Blutsee-Quartett

1297 - Das Blutsee-Quartett

Titel: 1297 - Das Blutsee-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wahrscheinlich hatte sich noch nie ein Mensch aus Asien in diese Gegend verlaufen. »Wenn das so ist, dann sollten Sie zu ihm fahren. Möglichst bald. Die Dunkelheit bricht immer sehr schnell herein. Und der Weg in die Höhe ist eng. Unser Tal ist nicht eben weit, Sie verstehen.«
    »Das ist mir klar«, sagte ich und hielt ihn mit der nächsten Frage wieder auf. »Aber sonst ist alles in Ordnung, nehme ich an.«
    »Si, was sollte denn nicht…«
    Ich zuckte die Achseln. »Manchmal ist es nicht einfach, in einem Ort wie diesem zu leben. Da benehmen sich die Menschen oft genug seltsam, wenn etwas in ihrer Umgebung passiert, das eigentlich nicht dahin gehört. Das meine ich.«
    »Nein, hier ist alles in Ordnung, wirklich. Da gibt es keine Probleme, Signore.«
    »Dann bin ich zufrieden.«
    Suko hatte nichts gesagt und sich nur um sein Wasser gekümmert. Und das sehr intensiv, denn die Flasche war leer. Euros hatte ich mir eingesteckt und bezahlte die Rechnung. Ich legte noch ein Trinkgeld hinzu, was den Wirt freute, denn er strahlte wieder. Als wir aufstanden, fiel ihm noch etwas ein.
    »Sie sind nicht die Einzigen, die zu Bruder Anselmo wollten.«
    »Ach.« Ich drehte mich. »Wer denn noch?«
    »Ein Fremder von der Küste wollte ihn auch sprechen. Er hat ebenfalls hier nach ihm gefragt.«
    »Ah ja, danke für die Auskunft. Das wird unser Bekannter gewesen sein.«
    »Bekannter?«, fragte Suko leise, als wir uns einige Schritte vom Tisch entfernt hatten.
    »Ja. Paolo Cotta, der Pilot. Er war schließlich der auslösende Moment. Und auf ihn setze ich meine Karten, denn er wird uns den Weg zum Blutsee zeigen können.«
    »In der Nacht?«
    »Wann immer er will, Suko…«
    ***
    Es war eine Zelle, aber sie lag nicht in einem Gefängnis, sondern im Kloster in den Bergen, obgleich sich Paolo Cotta wie in einem Knast vorkam, denn der Raum war sehr klein. Es gab ein Lager, einen Tisch, einen Stuhl. Das Licht spendete eine Ölleuchte, denn elektrisches Licht gab es hier oben nicht.
    Nur ein bestimmter Teil des Klosters war damit ausgerüstet worden, und zwar der untere Bereich, nicht der in der Höhe.
    Und hier lag die Zelle des Mannes. Hierher hatte sich der Pilot verkrochen, den man wirklich vom Dienst suspendiert hatte. So viel Einfluss hatte Emilio Ricone doch, aber Cotta war trotzdem froh, ihm mal kurz gezeigt zu haben, wo es langging.
    Und er hatte es geschafft, mit Bruder Anselmo zu reden. Das war für ihn ungemein wichtig gewesen, denn dieser Mensch hatte ihm genau zugehört und ihn kein einziges Mal ausgelacht. Er war eben ein besonderer Menschenkenner. Er hatte nie davon gesprochen, dass es eine Lüge sein könnte. Im Gegenteil, er hatte dafür gesorgt, dass Paolo bleiben konnte.
    Er hatte ihm auch versprochen, etwas in die Wege zu leiten, und dass sein Aufenthalt im Kloster nur von begrenzter Dauer sein würde. Aber er hatte ihn zugleich gebeten, die Zelle nicht zu verlassen. Es sei denn, er verspürte ein menschliches Bedürfnis, und das konnte Cotta dann auf dem Abtritt erledigen.
    Zum Glück lebte der Mann alleinstehend. Er brauchte sich keine Sorgen um Frau und Kinder zu machen. Seine Ehefrau hatte ihn vor drei Jahren verlassen. Die Scheidung war dann ziemlich schnell und unkompliziert über die Bühne gegangen. Beide hatten eben zu unterschiedliche Lebensauffassungen gehabt. Und so hatte der Pilot wieder sein Junggesellenleben begonnen. Er gab sich als bekennender Single, nutzte seine Freiheiten immer aus, nicht nur die am Himmel, und so kam er sich jetzt besonders eingeschlossen vor. Diese Minizelle war einfach nichts für ihn. Es gab kein Radio, kein TV, nur eben die drei nackten Wände, wobei an der vierten ein schlichtes Holzkreuz hing.
    Das Fenster lud zwar dazu ein, den Blick über die Landschaft gleiten zu lassen, was Neulinge sicherlich auch des Öfteren getan hätten, doch er als Pilot war durch seine Flüge andere Bilder gewohnt.
    Demnach interessierte ihn der Ausblick auch nicht.
    Dass er trotzdem immer wieder durch die kleine Scheibe blickte, lag an der Enge der Zelle. Er wollte nicht immer nur gegen die kahlen Wände schauen oder auf dem harten Stuhl sitzen und auf die Tischplatte starren. Auf den Tisch hatte er die Öllampe gestellt. Dass es hier oben keinen elektrischen Strom gab, dafür hatte er nur ein Kopfschütteln übrig. Aber es gab eben Menschen, die auch ohne zurechtkamen. Und wer Strom haben wollte, der brauchte nur in den unteren Bereich des Klosters zu gehen.
    Das verkniff sich Paolo Cotta.

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