1298 - Atlantis-Vampire
hatte. Da hatte Justine mit ihrer grausamen Truppe eiskalt abwarten können, bis ich sie passiert hatte. Und nun hielt sie alle Trümpfe in den Händen.
Ich ärgerte mich. Ich war sauer. Ich war genau den falschen Weg gefahren, doch niemand ist perfekt.
Allerdings konnte mein Irrtum Suko und auch die Menschen im Kloster das Leben kosten. Mit einer heftigen Bewegung sprang ich auf. Der Wirt zuckte zusammen.
»Was haben Sie denn vor, John!«
»Ich muss wieder zurück.«
»Zum Kloster?«
»Ja. Sofort.« Ich nahm mir noch die Zeit, ihm auf die Schulter zu klopfen. »Drücken Sie mir die Daumen und zünden Sie in der Kirche eine Kerze für mich und meine Freunde an. Kann sein, dass es hilft.«
Peppino sagte nichts und schaute mir nur staunend nach, als ich aus dem Lokal rannte, als säße mir der Teufel im Nacken…
***
Bergauf fahren, dem Kloster zu!
Justine Cavallo beherrschte alles perfekt. Sie hatte die Dinge unter ihre Kontrolle bekommen. Sie kannte den Weg, denn sie hatte sich schon zuvor kundig gemacht. Trotz einiger Anlaufprobleme würde alles nach Plan laufen, der sogar noch besser geworden war, denn auf dem Rücksitz zwischen den beiden nackten Vampiren hockte ein bewusstloser Mann.
Es war wirklich eine Fuhre des Schreckens, die zum Kloster fuhr. Die Atlantis-Vampire verteilten sich auf dem Vordersitz und auf der Rückbank. Sie hielten die Mäuler offen und ihre Gebisse gebleckt. Auf ihren Gesichtern malte sich eine wilde Freude ab, denn ihnen ging es um frisches Blut, und das würden sie bald bekommen.
Von Suko war nur etwas zu sehen und nichts zu hören. Bewusstlos hockte er zwischen den Blutsaugern aus uralter Zeit und wurde von ihren Körpern gehalten, sodass er nicht umkippen konnte. Nur sein Kopf pendelte mal nach vorn und wieder zurück.
Justine Cavallo wollte das Kloster in Besitz nehmen. Zuvor sollte dort ein Blutrausch ablaufen. Jeder Mönch sollte zum Vampir werden, und sie würde ihren neuen Verbündeten auch erklären, wie man das Blut der Menschen richtig trank und sie nicht in einem Anfall von Gier einfach tötete.
Als Hürde gab es nur noch Sinclair. Der Trumpf hockte hinter ihr auf dem Rücksitz, und sie freute sich schon auf das Gesicht des Geisterjägers, wenn er seinen Partner in diesem Zustand entdeckte.
Sie fuhr schnell, aber nicht immer sicher. Bei den sehr engen Kurven kratzte mancher Stein über das Blech hinweg, doch das war ihr gleichgültig. Nicht egal war das Licht von oben, das sie jetzt zum zweiten Mal sah und auch an einem anderen Ort, der etwas tiefer lag.
Es bewegte sich.
Für sie kam nur eine Richtung in Frage. Das Licht kam näher. Es teilte sich dabei in zwei Hälften auf.
Also konnte es nur das Scheinwerferpaar eines Autos sein.
Jemand fuhr nach unten. Dieser Jemand kam vom Kloster. Als sie daran dachte, lächelte sie, denn sie konnte sich gut in John Sinclair hineinversetzen. Bestimmt war er auf dem Weg nach Bova, um sich dort auf die Suche nach seinem Freund zu machen.
Auf keinen Fall wollte sie mit ihm auf der Strecke zusammentreffen. Der Zufall war ihr hold. Nicht weit entfernt gab es die kleine Nische, in die der Wagen genau hineinpasste. Sie lag auf der rechten Seite, direkt hinter der nächsten Kurve.
Die blonde Bestie schaltete die Scheinwerfer aus und lenkte das Fahrzeug in die Nische hinein. Dass der Fels wieder an den Seiten kratzte, daran hatte sie sich gewöhnt, und sie bremste erst, als die Stoßstange leicht gegen die Wand am Ende der Nische stieß.
Jetzt fühlte sie sich gut.
Justine Cavallo wartete ab und beobachtete angespannt den Innenspiegel. Sie merkte ihre Nervosität.
Das Kribbeln wollte einfach nicht weichen. Die Sekunden dehnten sich in die Länge. Eigentlich hätte das Fahrzeug die Nische schon passieren müssen, doch das passierte erst später, weil der Fahrer sehr vorsichtig fuhr.
Im Spiegel sah sie das Ende der Nische. Oder den offenen Anfang. Dort rollte der Schatten vorbei.
Für kurze Zeit sah sie die hellen Lichter, dann waren auch sie verschwunden, und Justine Cavallo war beruhigt. Ein zufriedenes Lächeln lag auf ihren Lippen. Sie hatte aufgrund der Lichtverhältnisse den Fahrer des Autos nicht sehen können, glaubte aber daran, dass es nur John Sinclair sein konnte.
Sie musste lachen. Dieser Idiot! Fuhr von dem Kloster weg. Rollte mit seinem Auto ins Leere.
Das Lachen steigerte sich so stark, dass es zu einem Brüllen wurde, denn jetzt war der Weg für sie frei…
***
Bruder Anselmo hatte sich im Kloster noch
Weitere Kostenlose Bücher