1298 - Atlantis-Vampire
nie unwohl gefühlt. Trotz der Einsamkeit hatten ihm diese Mauern stets das Gefühl der Sicherheit vermittelt. Das war nun anders geworden, nachdem John Sinclair ihn allein gelassen hatte.
Obwohl er in seinem Arbeitszimmer saß und die gewohnte Umgebung um sich wusste, ging es ihm alles andere als gut. Der Vergleich mit einem Tier im Käfig kam ihm in den Sinn. Er konnte keine Ruhe finden. Er saß nicht mal auf seinem Lieblingsplatz und hoffte darauf, dass John Sinclair so bald wie möglich wieder zurückkehrte und mit ihm natürlich auch sein Partner Suko.
Es war so still geworden, was natürlich nicht sein musste. Er hätte den Fernseher oder ein Radio einschalten können, doch danach stand ihm nicht der Sinn.
Ein Klopfen schreckte ihn hoch. Draußen an der Tür zu seinem Refugium. John Sinclair war es nicht, es musste jemand aus dem Kloster sein. Er stand auf und öffnete.
Bruder Antonio stand vor der Tür. Er war der Türwächter, der Öffner, der sich auch oft draußen herumtrieb und die Blonde zuerst gesehen hatte. Antonio war sehr klein, besaß eine Glatze, hatte ein glattes Gesicht und listig funkelnde Augen.
Jetzt wirkte er etwas verlegen. Wie jemand, der nicht richtig wusste, was er sagen sollte.
»Was möchtest du, Antonio?«
»Ach nein, eigentlich nicht viel, wirklich nicht…«
»Rück schon raus mit der Sprache.«
»Sind alle weg?«
»Warum?«
»Ich glaube, sie fahren gehört zu haben.«
»Ja, sie sind weg, wenn es dich beruhigt, Antonio.«
»Nein, Anselmo, es beruhigt mich nicht. Ich habe ja nicht alles mitbekommen, aber was ich gesehen habe, hat mir Angst eingejagt. Ich… ich… glaube, dass der Teufel versucht, Macht über uns zu bekommen. Er hat uns dieses blonde Weib geschickt. Ich spürte, dass es gefährlich ist und…«
»Es ist nicht mehr da. Du kannst beruhigt sein. Es gibt nur noch die beiden neuen Freunde.«
»Aber nicht mehr hier - oder?«
»Das stimmt allerdings.«
»Wo sind sie denn?«
Anselmo dachte nicht daran, den Mitbruder in sein Refugium zu lassen. Er kannte dessen Neugier und legte ihm eine Hand flach auf der Brust. »Bitte, Antonio, es ist für dich und für die anderen alles in Ordnung. Wenn es Probleme geben sollte, dann liegt es an uns, sie zu lösen. Halte du dich da raus.«
»Ja, ja, ich habe verstanden.«
»Gute Nacht.« Anselmo drückte die Tür wieder zu. Er wollte in Ruhe gelassen werden und seinen eigenen Gedanken nachgehen. Er hätte besser die Tür noch mal geöffnet, denn so entging ihm, dass Antonio nicht zur Treppe ging, sondern zum Ausgang.
Wenn es etwas gab, was den kleinen Mann besonders bedrängte, dann war es die Neugierde. Er musste einfach erfahren, was im und um das Kloster herum vor sich ging. Momentan war es im Kloster ruhig, da hatte Anselmo schon Recht. Doch wie sah es draußen aus?
Er hätte durch eines der Fenster schauen können. Das jedoch war ihm zu wenig. Da war sein Blickwinkel einfach zu stark eingeengt. Nein, um alles zu erfahren, musste er nach draußen.
Obwohl niemand in seiner Nähe war, schlich er zur Tür. So vorsichtig wie ein Dieb öffnete er sie. Es sollte keiner merken, wenn er das Haus verließ, und die Schlüsselgewalt besaß er sowieso.
Er schlich in die kühle Nacht hinein und blieb schon nach wenigen Schritten stehen. Etwas hatte sich verändert. Nicht vor ihm, nicht sichtbar und auch nicht in seiner unmittelbaren Nähe. Aber es war da, und dem wollte er auf den Grund gehen.
Antonio drehte sich nach rechts. Von dort war das Geräusch aufgeklungen, und zwar an der schmalen Seite des Klosters. Er konnte noch zurück, doch die Neugierde war stärker. Als er an der dunklen Wand des Klosters entlangschlich, sah er aus wie ein zu groß geratener Zwerg, der stoppte, als er die Ecke erreichte und nun lauschte.
Ja, dahinter war etwas. Er vermeinte auch, ein Auto zu riechen. Er hörte dann ein Flüstern und wusste nicht, ob es von einem Mann oder einer Frau abgegeben worden war. Sein Herz klopfte schneller. Er merkte, dass die Furcht in ihm hochstieg, nur war die Neugierde stärker, und deshalb drehte er seinen Kopf um die Ecke.
Die Hand erwischte nicht nur sein Gesicht, sondern auch seinen Hals. Finger griffen klammerhart zu.
Er wurde um die Ecke gezogen wie ein Stück Holz. Er schrie nicht, röchelte nicht, der Schreck hatte alles in ihm starr werden lassen.
Plötzlich tauchte ein verzerrtes Gesicht mit geblecktem Gebiss vor seinen Augen auf. Antonio sah die schrecklich spitzen Zähne und glaubte, am Ende
Weitere Kostenlose Bücher