1298 - Der Gorim von Aquamarin
pustete.
Er aß ein wenig von den geschenkten Kostbarkeiten, wie ihm aufgetragen worden war.
Dann meldete er sich per Interkom bei der Kommunikationszentrale der Herberge.
„Ich wünsche ein Gespräch mit einem Raumschiff, das zur Zeit im Raumhafen steht", sagte er.
„Dazu bedarfst du unserer Vermittlung nicht", wurde er belehrt. „Du kannst selbst..."
„Nein, ich kann nicht", behauptete Fazzy störrisch. „Ich kenne mich mit dem neumodischen Kram nicht aus."
„Wir sind selbstverständlich gerne bereit, die Verbindung für dich herzustellen", sagte man ihm. „Wie heißt das Schiff?"
„LIVINGSTONE", antwortete Fazzy.
Während er auf das Gespräch wartete, flog ein zufriedenes Grinsen über sein Gesicht.
Falls jemand Wert darauf legte, seine Unterhaltung mit Jas-Tenn abzuhören - nun, er hatte ihm die denkbar beste Gelegenheit dazu gegeben.
*
Noch in derselben Stunde hatten die städtischen Transportdienste einen Großauftrag zu erfüllen. Nicht weniger als 25 Mietwagen waren zum Raumhafen bestellt worden. Die Hälfte der Besatzung eines Schiffes namens LIVINGSTONE hatte sich entschlossen, den Städten Kiva und Mobarra einen Besuch abzustatten. Zu viert und zu fünft drängten sich die Vironauten in je ein Fahrzeug. 118 Männer und Frauen waren es insgesamt, die sich die Sehenswürdigkeiten Bonfires zu Gemüt führen wollten. Davon gehörten 70 zur früheren Besatzung der EXPLORER, 48 zur Mannschaft der LIVINGSTONE.
In der Stadt angekommen - die meisten hatten sich nach Kiva gewandt; nur etwa ein Dutzend gab Mobarra den Vorzug - entwickelten die Besucher eine Aktivität, die sich deutlich von der anderer Stadtrundfahrer unterschied. Sie mieteten sich in mehr als zwanzig verschiedenen Hotels, Herbergen und Gasthäusern ein und entlohnten ihre Mietwagen. Von ihren Unterkünften aus führten sie alsbald eine Fülle von Radakom-Gesprächen, zumeist mit den lokalen Sicherheitsbehörden. Sie erkundigten sich nach einem der Ihren, einem Vironauten mit dem roten Mal eines Toshins, der angeblich seit zwölf Stunden spurlos verschwunden war. Die Behörden waren ihnen keine Hilfe, denn sie hatten von einem Verschwundenen nichts gehört. Daraufhin befragten die Vironauten andere Hotel- und Herbergengäste, oder sie gingen hinaus auf die Straße und hielten Fußgänger an, um sich bei ihnen nach dem verschwundenen Toshin zu erkundigen. Kurz und gut: Sie machten sich derart bemerkbar, daß schon nach einem halben Tag die Ordnungsbehörde einzuschreiten erwog. Denn auf Erskursu liebte man das ruhige, gesittete Leben. Eine Horde von Raumfahrern, die mit ihrem unaufhörlichen Gefrage die Stadtbevölkerung nervös machte, brauchte man auf keinen Fall.
Bonifazio „Fazzy" Slutch nahm an diesen Umtrieben nur zum Schein teil. Drei Vironauten hatten sich in der Herberge der Sieben Augen einquartiert. Von ihnen hatte er sich seinen SERUN mitbringen lassen, den er jetzt anstelle des bunten Phantasieanzugs trug. Er mietete sich ebenfalls einen Wagen und begann, auf den Luftwegen über der Stadt und in den für Gleiterverkehr zugelassenen Straßen zu kreuzen. Auch das hatte auf dem Zettel gestanden, der aus der Melone gefallen war.
Er schwebte am Strand entlang, als Reginald Bulls Anruf ihn erreichte. Bull sprach über Radiokom und verwendete das altbewährte Sprungfrequenzverfahren, das es so gut wie unmöglich machte, die Sendung abzuhören.
„Gute Arbeit geleistet, Fazzy", lobte Bull. „Wenn euch die Ordnungsbehörden zu schaffen machen, kehrt zur LIVINGSTONE zurück. Ich bin in spätestens fünf Stunden unterwegs."
„Und was wird dann?" erkundigte sich Fazzy.
„Nichts, worüber du dir den Kopf zu zerbrechen brauchtest", antwortete Bull. „Ich bin in guten Händen."
„Wo steckst du?" fragte Fazzy.
„Brauchst du nicht zu wissen. In Sicherheit auf jeden Fall."
„Du wirst Bonfire verlassen?"
„Auf dem schnellsten Weg."
„Ich hab' eine Überraschung für dich", sagte Fazzy. „Deine alte Mannschaft will wieder an Bord."
Einen Augenblick lang herrschte Schweigen, als sei die Verbindung unterbrochen.
„Das überlegt ihr euch reichlich spät", brummte Bull nach einer Weile. „Dazu ist jetzt keine Möglichkeit mehr. Ich muß froh sein, wenn ich allein mich mit heiler Haut zur EXPLORER durchschlage."
„Vielleicht läßt es sich doch irgendwie einrichten..."
„Ausgeschlossen", fiel Bull ihm ins Wort. „Fazzy, es sind wichtige Dinge im Gang. Ich muß sehen, daß ich mir die Vileeyah vom Leib
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