1299 - Im Garten der ESTARTU
ESTARTU und atmen sie ein, dachte Ron. Aber ESTARTU zwingt uns nicht ihren Willen auf. Sie wurden in keiner Weise konditioniert, die Philosophie des Permanenten Konflikts wurde ihnen nicht aufgezwungen. Sie waren in keiner Weise dem Kriegerkodex unterworfen. Daraus war nur zu schließen, dass ESTARTU sehr daran gelegen war, dass sie ihren eigenen Willen behielten. Zumindest traf das auf ihn und Roi zu. Veth Leburian war in gewisser Hinsicht ein Außenseiter, der im Garten der EST ARTU bloß geduldet wurde. Und Ijarkor nahm sowieso eine Sonderstellung ein.
Der Ewige Krieger hatte sich von ihnen mehr und mehr distanziert. Wenn er den Garten durchstreifte, hockte stets sein Animateur Srolg auf seiner Schulter. Niemand von ihnen wusste, welchen Einflüsterungen Ijarkor durch seinen Animateur ausgesetzt war. Doch schienen diese ihre Wirkung nicht zu verfehlen. Ijarkor schien mit Srolg geradezu verwachsen. „Vielleicht verspricht Srolg ihm, ihn zu einem Sotho zu machen", mutmaßte Roi. „Falls Tyg Ian in der Milchstraße versagt, und das hoffe ich doch sehr, muss die Frage der Nachfolgerschaft geklärt werden. Damit könnte Srolg Ijarkor ködern."
„Das ist unmöglich", behauptete daraufhin Veth Leburian. „Es ist noch nie geschehen, dass ein Ewiger Krieger zum Sotho wurde.
Sotho wird man nicht durch Beförderung. Sothos kommen aus dem Nichts."
Beim Stand der Dinge war es müßig, über die Herkunft der Sothos zu spekulieren. Es war besser, sich auf die Rolle der Pterus vom Animateur-Typ zu konzentrieren. Sie waren mehr als nur „Gärtner" im Garten der EST AR TU - sie waren mächtig genug, um selbst einen Ewigen Krieger wie Ijarkor gängeln zu können. Bisher hatte man noch keine Wesen kennengelernt, die ESTARTU näher standen, als diese sich unscheinbar gebenden Gärtner.
Sie waren das stärkste Glied in der Kette, an ihnen konnte man sich die Zähne ausbeißen. Die Diener dagegen waren, wollte man das Modell der Machtkette beibehalten, das schwächste Glied auf dieser Welt.
Und Morphe und Eidos? Sie waren vorerst noch eine Unbekannte. Man durfte es nicht als unumstößliche Tatsache nehmen, dass sie wirklich Gestalten oder gar Inkarnationen der ESTARTU waren. Von ihnen waren bisher nämlich noch kaum Impulse gekommen. Dabei erhoffte sich Veth Leburian ausgerechnet von ihnen besondere Aufschlüsse. Sollte sich der Mlironer nur mit ihnen beschäftigen, Ron nahm sich vor, die Festigkeit des schwächsten Gliedes in der Machtkette zu prüfen. Einige Tests hatten Ron gezeigt, dass sein Diener Eurasmus versuchte, ihn in allem nachzueifern.
Er himmelte ihn an wie ein Idol. Ein weiterer Beweis dafür, dass EST ARTU sie nicht zu beeinflussen versuchte, eher wollte man sie ausloten, testen, prüfen, was immer... die psychische Vivisektion war jedenfalls noch nicht abgeschlossen.
Ron wollte nun herausfinden, inwieweit er das Verhalten seines Diener-Pterus beeinflussen konnte. „Wie spät ist es, Eurasmus?" fragte er den Pterus, als er seine Unterkunft betrat, ohne dass er ihn sah. Eurasmus tauchte wie ein Geist aus dem Nichts auf - sein Echsengesicht war eine einzige Frage. „Ich will wissen, welches Datum wir nach unserer Zeitrechnung haben", sagte Ron scheinbar leichthin, innerlich war er angespannt. Er warf dem Pterus einen vorwurfsvollen Blick zu. „Na los, du brauchst nur das Chronometer meines SERUNS zu Rate ziehen."
„Ja, sehr wohl, Ron", sagte Eurasmus unsicher; er kräuselte die gummiartigen Lippen. „Was kümmert es dich eigentlich, welches Datum man in eurer Heimatgalaxis schreibt, Ron? Das ist doch völlig irrelevant."
„Muss ich dir denn jede Selbstverständlichkeit erklären?" sagte Ron ungehalten. „Ich habe dich für intelligenter gehalten, Eurasmus. Bist du wirklich so blöd, oder stellst du dich nur so?"
„Ich werde nicht an meiner Intelli genz gemessen, sondern an anderen Fähigkeiten", rechtfertigte sich Eurasmus, und seine gelben Augen trübten sich leicht. „Und du gibst dich einfach damit zufrieden, dass du im Sinn einer Sache funktionierst?" rief Ron gehässig; es kostete ihn einige Mühe, sich wegen Nichtigkeiten in künstlichen Zorn zu steigern. „Bist du eigentlich ein denkendes und fühlendes Wesen? Oder bloß ein Dummy, den man nach Belieben steuern kann?"
„Ich bin Emotionen in starkem Maß unterworfen", sagte Eurasmus mit zuckenden Backenmuskeln, die knöchernen Hände waren zu Fäusten geballt. „Was bist du nur für ein Idiot!" schimpfte Tekener. „Kannst nicht mal die
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