1299 - Im Garten der ESTARTU
verwundert. „Du hast gesagt, dass ESTARTU in den Morphen nicht mehr so intensiv wie in den Eidos vertreten ist", erinnerte Roi. „Wie ist das zu verstehen?"
„Morphe sind schnelllebiger", antwortete Bulsk. „sie vermehren sich rasch, so dass ESTARTUS Einfluss auf sie von Generation zu Generation schwächer wird. Eidos dagegen sind beständiger, sind mit Etustar verwurzelt und regenerieren sich aus ESTARTUS Nährboden. Sie sind keinen Mutationen unterworfen. Es lohnt, sich mit den Eidos zu befassen."
„Wie lange leben Eidos? Welches Lebensalter können die Morphe erreichen?" fragte Roi. Bulsk verzog seinen vförmigen Mund zu einem diabolischen Grinsen. „Du versuchst, sozusagen von hinten herum, das Thema Zeit ins Spiel zu bringen, Roi. Aber ich rate dir, vergiss die Zeit. Auf Etustar spielt sie keine Rolle. Denke nicht über die Zukunft nach. Grabe nicht in der Vergangenheit, dann wirst du ESTARTU näherkommen."
„Wo ist mein SERUN?" erkundigte sich Roi in plötzlicher Eingebung. „Da musst du schon deinen Diener fragen", erwiderte Bulsk. Roi suchte nach Fritz, aber er fand ihn nirgends. Das erschien ihm überaus seltsam, denn sonst schlich er dauernd um ihn herum. Nun schien es aber fast, als ginge er ihm aus dem Weg. Er hätte froh darüber sein können, aber er wollte seinen SERUN haben... und wenn nur, um am Chronometer abzulesen, welches Datum man schrieb.
Aber Fritz war nicht aufzufinden, und irgendwann war es Roi nicht mehr wichtig zu erfahren, wo der SERUN aufbewahrt wurde. Fritz würde schon wieder auftauchen.
Auf seiner Suche traf Roi wieder mit Bulsk zusammen. Der Gärtner saß jenseits der Heckenmauer vor einer orchideenhaften Blütenstaude, die selbst Roi ums Doppelte überragte, und schien zu meditieren. „Kommen öfter Besucher wie wir nach Etustar?" sprach Roi den Gärtner an; die Erfahrung hatte gezeigt, dass die Animateure jederzeit ansprechbar waren. „Oder sind wir eher seltene Gäste?"
„Oft und selten, das sind überaus relative Begriffe", antwortete Bulsk ausweichend. „Hast du jemals zuvor schon Besucher betreut?" bohrte Roi weiter. „Ja."
„Wie verträgt sich das mit deinen Aufgaben als Gärtner?"
„Was macht das für einen Unterschied, ob ich Eidos und Morphe betreue - oder Fremde?" fragte Bulsk zurück. „Wer hierher kommt, bleibt nicht lange fremd. Ihr atmet ESTARTU ein, nehmt ihren Geist in euch auf und werdet zu einem Teil von ihr."
„Du meinst - ESTARTU vereinnahmt uns?" fragte Roi erschrocken. Nein, nein, wisperte die Blütenstaude. Bulsk hat das ungeschickt ausgedrückt.
ESTARTU ist kein Gorimfresser. Du bleibst du, nur dein geistiger Horizont erweitert sich. Nicht du wirst ein Teil von ESTARTU, ESTARTU wird ein Teil von dir. Die Stimme sprach in Rois Geist. Als sie verstummte, hörte er nur noch das unverständliche Wispern der gegeneinanderreibenden Blütenblätter. Und wenn er sich anstrengte, glaubte er die Worte zu verstehen: „Ich bin ESTARTU!"
„Hast du die Botschaft gehört, Roi?" fragte Bulsk hoffnungsvoll. „Oder muss ich sie dir übermitteln?" Roi schüttelte den Kopf. „Ich bilde mir ein, eine telepathische Stimme gehört zu haben", murmelte er unsicher. Er fragte die Blütenstaude: „Hast du zu mir gesprochen?" Als Antwort kam nur ein unverständliches Wispern. „Du machst Fortschritte, Roi", sagte Bulsk. „Bald bist du soweit, das HERZ betreten zu dürfen."
„Wann?"
„Vergiss die Zeit..." Roi versuchte, die Blütenstaude durch seine Gedankenkraft dazu anzuregen, sich wieder telepathisch zu melden. Aber er blieb erfolglos. Er kehrte in seine Unterkunft zurück und wurde dort von Fritz bereits erwartet. An seinen SERUN dachte er nicht mehr, denn im Augenblick interessierte es ihn nicht, wie lange sie schon hier waren. Er glaubte daran, den ersten direkten Kontakt zu EST ARTU gehabt zu haben. „Erzähle mir etwas über dich, Fritz", verlangte Roi und forderte seinen Diener dazu auf, sich ihm gegenüber auf die Bank des Atriums zu setzen. Fritz kam der Aufforderung dienstbeflissen nach. „Über mich gibt es nichts zu erzählen", sagte der Diener-Pterus.
„Hast du vor mir schon mal einen Besucher betreut, Fritz?" fragte Roi. Der Pterus sah ihn verständnislos an. „Nein", sagte er dann. „Wieso verwundert dich meine Frage so sehr?" fragte Roi weiter. „Hast du vor uns noch keine anderen Besucher gesehen?"
„Ich weiß nichts von anderen Besuchern. Sie wären auch nicht wichtig. Nur du zählst, Roi. Als du kamst, war ich für
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