1299 - Im Garten der ESTARTU
Zeit ablesen. Alles muss ich selber machen. Wo ist mein SERUN?"
„Ich habe ihn gut versorgt", sagte der Diener-Pterus, und in seinen Augen leuchtete Stolz auf. „Wo?"
„Soll ich dich führen?"
„Wenn dir soviel daran liegt, Idiot!" Ron wollte die Sache auf die Spitze treiben. Er hatte das Gefühl, dass die Taktik, die er sich zurechtgelegt hat te, aufgehen würde. Eurasmus' bisherige Reaktionen hatten gezeigt, dass Rons Verhalten auf ihn abfärbte. Wohin konnte er ihn auf diese Weise steuern?
Eurasmus ging mit wiegendem, stolzierendem Gang voraus, Ron folgte ihm quer durch die Wohnkuppel, die bis ins Detail wie Rois eingerichtet war.
Der Diener-Pterus erreichte die rückwärtige Wand. Als er sie berührte, geriet ein mannshoher, bogenförmiger Ausschnitt in Bewegung - die organische Wand schrumpfte förmlich zusammen und gab den Weg in einen unbekannten Teil des Gartens frei. „Warum hast du mir diese Tür geheimgehalten?" erkundigte sich Ron anklagend; es fiel ihm schwer, seine Überraschung mit Zorn zu kaschieren.
Eurasmus zuckte zusammen. „Du hast mich nicht danach gefragt", rechtfertigte sich. der Diener-Pterus. „Idiot!" schimpfte Ron. Sie kamen durch einen Laubengang aus Schlingpflanzen zu einer Felswand mit einem Wasserfall. Eurasmus machte einen Schritt zur Seite und deutete dann auf die von Fels umsäumte Wasserstelle. „Da ist dein SERUN, Ron", sagte Eurasmus voller Stolz und deutete auf die sprudelnde Wasserfläche. „Ist es nicht ein Wunder...?" Er brach ab, als er Rons Gesicht sah. Diesmal brauchte Ron keine falschen Gefühle vorzutäuschen. Was er sah, ließ die Wut in ihm hochsteigen. Im hinteren Teil des Beckens trieb eine Art Seerose mit großflächigen, lederartigen Blättern von sattem Grün. Die kopfgroßen Blüten öffneten und schlossen sich mit wechselndem Tempo. Und die gegeneinanderreibenden Blütenblätter wisperten kaum verständlich: „Ich bin ESTARTU!"
Die Wut bahnte sich wie Magma einen Weg durch Ron. Mit gewaltigem Druck wurde die hemmende Kruste der Selbstbeherrschung gesprengt, und der Smiler explodierte wie ein Vulkan. Mit einem Aufschrei stürzte er sich auf die Seerose, holte Blüten und Blätter mit wirbelnden Armen ein, bis er einen Ballen beisammen hatte. Er wirbelte herum und schleuderte das leise klagende Eidos gegen Eurasmus. Als er sich wieder dem Becken zuwandte, sah er durch das leicht getrübte Wasser auf dem felsigen Grund eine amorphe Masse treiben. Er griff hinein und holte das glitschige Zeug heraus, das nur noch annähernd an seinen SERUN erinnerte.
Wieder wandte er sich dem Pterus-Diener zu, der mit gebeugtem Oberkörper und tief gesenktem Kopf dastand, von den rasch welkenden Teilen der Seerose behangen. Er bot einen grotesken Anblick. Ein Blütenblatt klebte auf der vorgewölbten Mundpartie und flatterte unter dem heftigen Atem, den er durch die Nasenschlitze ausstieß. „Das ist Sabotage!" schrie Ron ihn an, während er die formlose Masse, die von seinem SERUN übriggeblieben war, in Stücke riss und nach dem Pterus schleuderte. „Ich könnte dich dafür umbringen, du Hund! Ich Werde dich in Stücke reißen, wie dieses glitschige Zeug, du räudiger, hirnloser Pterus. Warum hast du das getan?"
Ron merkte erst jetzt, welche Veränderung mit Eurasmus vor sich gegangen war. Seine Glieder waren seltsam verrenkt, die Hände drehten sich an den Gelenken hin und her, wurden zuckend nach verschiedenen Richtungen gereckt, die aus den Fingern gewachsenen Krallen zuckten. Der geschlechtslose Unterleib war obszön nach vorn gereckt, der Steiß dagegen stand weit nach hinten ab. Eurasmus zitterte am ganzen Körper. Er riss den Kopf hoch und warf ihn zur Seite, so dass Ron deutlich sehen konnte, wie sich die Mundpartie zu einer Schnauze gedehnt hatte, die Lippen sich rückgebildet hatten und zwei Reihen mörderischer, schräg nach vorne gerichteter Zähne freigaben. Als der Pterus den echsenhaften Raubtierschädel nun wieder in Rons Richtung stieß, da wallten anstelle der Augen gelbe, trübe Nebel. Das. war Stalker in seiner Kampferscheinung! Ron erholte sich rasch von seinem Entsetzen und schrie: „Ist das alles, was du kannst, du verdammte Kreatur? Mich schüchterst du nicht ein! Ich werde dich für deinen Verrat zur Rechenschaft ziehen. Ich mache dich zur Schnecke. Komm, stell dich zum Kampf! Und bete zu ESTARTU, dass sie dir beisteht!" Für einen Moment stand der Pterus noch unentschlossen da. Ron erkannte sehr gut, dass er sich nicht mehr unter
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