1299 - Zeit der Bestie
Ohren. Sir James fand sie sogar gut. Für ihn war es kein Problem, die Anschrift des Captains herauszufinden.
»Gehen Sie davon aus, dass eine Angehörige mehr weiß?«
»Wir hoffen es.«
»Gut. Einen Versuch ist es wert.«
»Danke, Sir, wir melden uns wieder.«
Suko, der hinter dem Lenkrad saß, nickte und drehte den Zündschlüssel.
»Noch nicht starten. Sir James wird zurückrufen und uns die Adresse durchgeben.«
»Das hätten wir auch schon vorher erledigen können.«
»Manchmal sieht man eben den Wald vor lauter Bäumen nicht…«
***
Der Mann lag auf dem Rücken. Sein Atem glitt pfeifend aus dem Mund. Es waren Geräusche, die mit denen eines Menschen nichts zu tun hatten. Grauenvoll hörten sie sich an. Sie konnten Angst einjagen, und es blieb nicht bei diesen Lauten, denn ab und zu wurden sie von einem schweren Stöhnen abgelöst.
Es war wieder so weit. Er konnte nicht anders. Er musste es tun. Er musste seinem inneren Fluch Tribut zollen. Es war einfach furchtbar und grauenhaft. Als Mensch hätte er dafür kein Verständnis gehabt, doch in dieser anderen Form sahen die Bedingungen ganz anders aus.
Er rannte durch sein Versteck, obwohl es klein war. Immer wieder stieß er gegen die Wand des Schuppens, was ihm nichts ausmachte. Es gab keine Schmerzen für ihn. Er spürte nur den anderen Drang, der sich immer mehr verstärkte.
Die Gestalt warf sich wieder auf den Boten. Diesmal bäuchlings. Sie krallte sich an dem harten Beton fest. Sie heulte wieder schrecklich auf. Hitze und Kälte zugleich durchflossen seinen Oberkörper.
Manchmal hatte sie das Gefühl, dass ihre Haut platzen würde. Sie war so heiß, sie schien dicht vor dem Reißen zu stehen, und die Gestalt konnte einfach nicht mehr auf dem Boden liegen bleiben.
Sie stemmte sich hoch!
Der Mensch war verschwunden. Die Bestie hatte bei ihm die Oberhand gewonnen. Er taumelte durch sein Versteck. Er brüllte immer wieder laut auf, hielt den Mund offen und präsentierte sein Gebiss, als wären Zeugen in der Nähe, die alles sehen konnten.
Ein tiefes Röhren drang aus seiner Kehle. Die Luft in seiner Nähe schien zu vibrieren. Er schlug um sich und malträtierte dabei auch seinen eigenen Körper. Er war fast nackt. Die Kleidung hatte er in die Ecke geschleudert. Ihm war es zu warm geworden. Er musste sie loswerden, doch jetzt war ihm wieder kalt. Das Wechselspiel hielt bei ihm an, aber das alles machte ihm nichts aus. Es musste weitergehen. Er würde so handeln wie immer, und dann musste Blut fließen.
Opfer…
Hunger…
Fleisch!
Der letzte Gedanke war bei der Mutation am stärksten. Er hatte das Maul noch immer weit geöffnet.
Beim Einatmen entstand ein röhrendes Geräusch. Er beugte den Oberkörper nach vorn und ging mit tappenden Schritten auf einen großen Gegenstand zu. Dabei leckte er sich über die Lippen. Es war eine wilde Vorfreude, die ihn überkommen hatte. Er musste einfach seinen ersten Hunger stillen.
Mit einer zackigen Bewegung riss er die große Tür des Kühlschranks auf. Dahinter lag die Ware. Sein Proviant, sein Essen. Das Fleisch. Roh und noch blutig. Genau diese Nahrung war es, die er jetzt brauchte. Aber die gelben Augen in seinem Gesicht bewegten sich zuckend, was darauf hindeutete, dass er doch nicht so zufrieden war.
Zu wenig Fleisch!
Er knurrte seine Enttäuschung hervor. Danach nahm er beide Hände zu Hilfe. Er schnappte sich die Stücke. Er presste sie für einen Moment gegen sein Gesicht, als wollte er all das Blut ablecken, das sich aus den Poren drängte.
Mit dem Fuß trat er die Tür wieder zu. Mit dem Fleisch in den Händen ging er zurück. Er hackte das Gebiss hinein, riss und zerrte daran. Er drückte das Fleisch vor seinem Mund zusammen. Er stopfte es sich ins Maul. Seine Gier war einfach nicht zu stoppen. Er würgte und schluckte, er stieß auf, er schüttelte sich und schlang gierig. Sein Hals bewegte sich dabei. Die dünne Haut zuckte, und die Finger, die das restliche Fleisch noch hielten, gruben sich tief in die Masse hinein.
Es war alles anders geworden. Das Tier brauchte Nahrung. Es musste das Fleisch haben. Es gab ihm Kraft, und auch den letzten Rest der Masse drängte es in seinen Mund. Das war es.
Die Bestie schüttelte sich. Sie knurrte dabei und lief tappend zu dem kleinen vergitterten Fenster.
Ja, es dunkelte. Sein Blick erfasste die starke Dämmerung. Es war seine Zeit. Die Nacht würde kommen. Die Unruhe würde sich steigern, bis er nicht mehr anders konnte, als die Fessel hier zu
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