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1299 - Zeit der Bestie

1299 - Zeit der Bestie

Titel: 1299 - Zeit der Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einen Vorwurf machen. Nicht jeder Kollege stimmt mit ihm überein, obwohl sich das mittlerweile geändert haben müsste. Ich habe im Anfang auch große Zweifel gehegt, die allerdings sind mir genommen worden. Glauben Sie mir, ich habe meine Erfahrungen sammeln können. Die Gestalt, die durch London irrt und es auf Polizisten abgesehen hat, die ist auch nicht normal und nicht mit menschlicher Logik zu begreifen. Die muss man hinnehmen und bekämpfen.«
    Harris schaute ihn starr an. Tanner blickte nicht zur Seite. Im Gegenteil, er hielt dem Blick stand. Er suchte in diesem Gesicht und in den Augen etwas, das auf die Bestie hinwies. Ein Anzeichen, eine Spur, aber da war nichts, was seinen Verdacht erregt hätte. Nicht mal ein gelber Schimmer in den granitgrauen Augen des Captains.
    Wieder meldete sich das Telefon durch ein leises Summen. Bei jedem Anruf spannten sich die Nerven des Chief Inspectors, und auch jetzt saß er wie auf dem Sprung.
    Harris gab sich cool. Er meldete sich auch mit neutraler Stimme und hörte zu, was man ihm mitteilte.
    »Ja, das geht in Ordnung. Danke. Aber halten sie weiterhin die Augen offen.«
    »Nichts?«, fragte Tanner.
    »Leider. Ich hätte es gern anders gehabt. Aber die Kollegen haben zwei Stadtstreicher aufgestöbert. Sie dachten zuerst, es mit anderen Gestalten zu tun zu haben, weil die Typen Pelze trugen. Mag der Teufel wissen, woher sie die hatten. Es waren eben nur zwei, die froren und nach etwas Wärme suchten.«
    »Bei diesem Wetter ganz normal.« Tanner tat völlig harmlos. Er bereitete sich trotzdem auf etwas Bestimmtes vor und gab es wenig später wie nebenbei bekannt. »Von einem dichten Pelz hat John Sinclair auch nicht gesprochen. Er meinte damit mehr ein Fell.«
    »Stimmt. Er hat den Angreifer ja gesehen.«
    »Und konnte ihn gut beschreiben. So gut, dass er einen Zeichner damit beauftragt hat, das zu malen, was er gesehen hat. Und das ist schon interessant gewesen.«
    »Ach ja? Was ist denn dabei herausgekommen?«
    »Wir kennen jetzt das Gesicht.«
    Auf diesen Satz hatte Tanner hingearbeitet. Er war auf die Reaktion gespannt. Wenn Harris die Bestie war, dann musste er irgendwie reagieren.
    Er sagte nichts. Es vergingen Sekunden. Der Körper blieb starr. Nur die Finger bewegten sich, doch Tanner konnte nicht sagen, ob sie durch eine gewisse Unruhe geleitet wurden.
    »Sie sagen nichts?«
    Harris lächelte gequält. »Was soll ich dazu sagen, Kollege? Ich denke nur, dass Sie ziemlich spät damit herausgerückt sind. Das hätten Sie mir auch früher sagen können. Dann hätten wir unsere Pläne umstellen können. Jeder Mitarbeiter hätte die Beschreibung erhalten und genau gewusst, mit wem er es zu tun hat.«
    »Im Prinzip stimmt das. Ich habe sie ziemlich spät erhalten. Außerdem ist dieses Bild nicht mit einem Fahndungsfoto zu vergleichen. Wer es sich ansieht, muss den Eindruck haben, dass der Gesuchte einem Gruselfilm entsprungen ist. Und so etwas ist auch nicht Sinn der Sache, denke ich mir.«
    Harris schüttelte den Kopf. »Es gefällt mir trotzdem nicht, wie Sie sich verhalten haben. Wäre es möglich, dass ich dieses Bild zu Gesicht bekomme?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich habe es nicht.«
    »Wer dann?«
    »John Sinclair.«
    »Dann soll er es rüberfaxen.«
    »Das wird auch nicht gehen, weil John Sinclair sich nicht in seinem Büro befindet.«
    »Hm. Ehrlich gesagt«, sagte Harris leise und lehnte sich zurück, »das klingt mir alles ein wenig seltsam. Oder ist auch undurchsichtig, wenn Sie verstehen.«
    »Wie der gesamte Fall.«
    Der Captain wusste im Moment nicht, was er dazu sagen sollte. Er stellte stattdessen eine Frage. »Ich denke schon, dass Sie das Gesicht kennen. Oder nicht?«
    Auf diese Frage hatte Tanner gewartet. Seine Antwort wurde von einem süffisanten Lächeln begleitet.
    »Sie haben richtig getippt. Das Gesicht ist mir bekannt.«
    Harris verengte die Augen leicht. »Und? Was sagen Sie dazu? Kennen Sie das Monstrum?«
    Der Chief Inspector legte den Kopf zurück. Er lachte zuerst gegen die Decke. »Kennen ist zu viel gesagt, da bin ich ehrlich. Nein, nein, wie sollte ich ein Monster kennen, aber ich kann Ihnen sagen, dass sein Gesicht doch einige Ähnlichkeit mit dem eines Menschen aufweist. Immerhin sehe ich dies als einen Fortschritt an.«
    »Okay, das akzeptiere ich, obwohl es mir nicht so richtig in den Kopf will. Würden Sie das Gesicht des Monsters denn als menschlich bezeichnen?«
    »Ja. Leider.«
    Donald Harris war etwas überrascht.

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