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1299 - Zeit der Bestie

1299 - Zeit der Bestie

Titel: 1299 - Zeit der Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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brechen.
    Hunger! Er spürte ihn. Er war nicht satt. Das verdammte Gefühl tobte nach wie vor in seinen Eingeweiden. Er hatte das Fleisch gefressen, aber es war zu wenig gewesen, viel zu wenig…
    Mit dem rechten Fuß, der sich zu einer Pranke entwickelt hatte, stampfte er auf. Er raufte sein Fell, das auf dem Kopf wuchs. Er spürte die Wildheit in sich. Es war nicht zu beschreiben und auch nicht zu kontrollieren. Es kam über ihn, dann musste er los. So war es in den letzten Nächten immer gewesen.
    Und es wurde schlimmer, viel schlimmer. Das Menschsein verschwand immer mehr. Die Bestie drang durch. Die Verwandlung stand dicht vor ihrer Vollkommenheit. Wenn sie erreicht war, dann gab es keinen Gedanken mehr an einen Menschen.
    Einen letzten Blick warf er in den großen Kühlschrank hinein. Da war nichts, gar nichts mehr.
    Aber der Hunger blieb. Er musste einfach satt werden. Er brauchte Fleisch, auch Blut, das ihm eine besondere Würze verlieh.
    Die Mutation ging zur Tür. Schon lange nicht mehr war sie verschlossen. Es hatte keinen Sinn, ihn einsperren zu wollen. Er war zu stark. Der Drang zu groß, und die Macht war einfach zu ideal für ihn.
    Er wusste, dass sie bereits Jagd auf ihn machten, doch das interessierte ihn nicht. Damit konnte er leben. Nur Fleisch brauchte er. Frisches Fleisch. Blutiges.
    Wieder drang ein Grollen aus seinem Maul. Ein Gewitter schien sich anzukündigen.
    Es war einfach nur seine Form der Freude. Und die würde er haben. Die nächsten Opfer würden kommen, ihm über den Weg laufen. Besonders die Personen, die er hasste.
    Mit diesem Gedanken verließ er sein Versteck…
    ***
    Wenn es sein musste, dann war Chief Inspector Tanner auch ein guter Schauspieler. Jahrelange Berufserfahrung hatte ihn dies gelehrt, und gerade in diesem speziellen Fall musste er sich zusammenreißen, denn für ihn war Captain Donald Harris kein normaler Kollege mehr. Es gab zwar keine Beweise gegen ihn, doch der Verdacht reichte aus. Tanner glaubte, dass sich John Sinclair nicht geirrt hatte. So etwas war eigentlich unmöglich. Auch er hatte in all den Jahren eine gute Beobachtungsgabe entwickelt. So konnte man sich nicht geirrt haben. Der Zeichner hatte das Bild nach Johns Angaben gemalt, und diese verdammte Bestie war kein Fantasieprodukt.
    Jetzt saß sie ihm gegenüber. Aber war sie das wirklich?
    Er konnte es kaum glauben. Er sah in das Gesicht des Kollegen, das von einigen Sorgenfalten gezeichnet wurde. Tanner glaubte nicht, dass die Sorge gespielt war. Die sah er schon als echt an.
    Das Büro des Polizeioffiziers war recht klein. Es war auch mehr die Bude, in die sich Harris zurückzog, denn ein zweiter Schreibtisch stand nebenan im Großraumbüro. Dort arbeiteten seine Leute an den verschiedensten Schreibtischen. Dort bimmelten die Telefone, da liefen die E-Mails ein. Dort wurden die Einsätze koordiniert.
    Von der ständigen Hektik war nebenan nur wenig zu spüren. Aber auch dort blieb es nicht still, denn in regelmäßigen Abständen wurde Harris gemeldet, dass der Gesuchte noch nicht erschienen war. Auch aus den Parks und anderen Grünflächen war nichts Verdächtiges gemeldet worden.
    »Sieht nicht nach einer für uns guten Nacht aus«, erklärte Harris zum wiederholten Mal.
    Tanner zuckte mit den Schultern. »Ich denke da anders. Die Nacht ist noch lang. Da kann viel passieren.«
    Harris drückte seine ausgestreckten Hände gegen die Wangen. »Und Sie glauben wirklich, dass wir ein Monster jagen müssen? Ein Tier? Einen Menschen, der zum Tier geworden ist? Anders kann man es wohl kaum ausdrücken, denke ich mir.«
    »Ja, so sehe ich das.«
    »Haben Sie auch eine Erklärung?«
    »Nein.«
    Harris lächelte. »Trotzdem glauben Sie daran?«
    Tanner nickte sehr ernsthaft. »Es ist leider so, dass es auf dieser Welt immer wieder zu Vorkommnissen kommt, bei denen uns die Erklärungen schwer fallen. Das müssen wir auch hier einsehen. Es gibt dieses Problem mit dem Killer.«
    »Der kein Mensch ist.«
    »Ja.«
    Harris rollte leicht zurück. »Monster«, er sprach mehr zu sich selbst und schüttelte den Kopf. »Sie können sagen, was Sie wollen, Tanner, aber ich kann es nicht glauben. Auch ich habe Erfahrungen gesammelt, aber so etwas ist mir noch nicht begegnet, glauben Sie mir.«
    »Was nicht heißen muss, dass es so etwas nicht gibt«, entgegnete der Chief Inspector.
    »Da verlassen Sie sich ganz auf Sinclair, wie?«
    »Ja.«
    »Wäre mir zu wenig.«
    Tanner hob die Schultern. »Da kann ich Ihnen nicht mal

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