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13 alte Esel

13 alte Esel

Titel: 13 alte Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Bruns
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Jahre, die nun zu Ende war. Nach einem tiefen Atemzug sagte er unvermittelt: »Ich bleibe jetzt für immer hier .« In die freudige Anteilnahme hinein fuhr er langsam, mit dem Stolz eines Schulbuben, fort: »Ich habe nämlich bei Herrn Ess einen Kontrakt unterzeichnet !«
    Davor hatte er sich sein Leben lang gesträubt, hatte jeden Gedanken, sich ganz an einen Ort zu binden, ängstlich von sich geschoben, besorgt, die Unruhe werde ihn wieder ergreifen und weitertreiben. Hier waren Not und Unruhe von ihm gewichen. Ganz sicher saß er da, fester und fast ein wenig breiter geworden. Er sah von Fräulein Lisbeth zu Malwinchen und dem Pfarrer hin, den er vor knapp vierzehn Tagen erst hinter Wolken von Tabaksqualm am Stammtisch kennengelernt hatte. Schon schien es Ewigkeiten her! Ja, er wollte jetzt an alles das gebunden sein, an die Freunde und das Dorf, den Garten und die Kinder.

    »Ogottogott«, jammerte Schwester Monika, die Kletten hinter sich in die Küche schleifend, »ogottogottogott! Das Mädchen ist fürchterlich. Mit der passiert noch mal was ganz Schlimmes! Das sagt Wäldern... eh, Herr Müller auch, und Hubert und Ferdi sind wieder bei Bormanns in den Rüben wegen Haferkleie, wenn die das erfahren, gibt’s Mord und Totschlag, und die Esel sind in den Wald gerannt, und Leo und Andreas sind hinterher, und Ännes Sachen sind verschwunden, und es war wirklich nicht meine Schuld. Ich wollte doch nur mal eben zu Herrn Müller ins Dorf, weil am Sonntag seine Mutter kommt und wir uns verl..., nein, das wollte ich ja eigentlich nicht sagen, wo wir so feine Karten bestellt haben, aber wo es nun doch mal ‘raus ist, kann ich es ja auch ganz sagen, und eine Karte kriegen Sie sowieso, nämlich, wir wollen uns verloben!«
    Sie hielt aufatmend inne, das runde Gesicht in ein sieghaftes, glühendes Lachen getaucht. Sie hatte es geschafft: Sie bekam tatsächlich einen studierten Mann, einen richtigen Beamten mit Pension und pünktlichen Dienstzeiten, der überdies noch ein netter Mensch war und sie heiß und innig liebte, wie er ihr überzeugend versichert hatte. Sie liebte ihn natürlich auch, das bedurfte keiner Worte; würde sie ihn sonst wohl heiraten? So was tat kein anständiges Mädchen, auch nicht, wenn man damit einen Beamten kriegte, nein, das doch nicht! Ganz wuselig war ihr von all den glücklichen Gedanken, bis ihr auffiel, daß sie auf die Ankündigung, von der sie sich eine Bombenwirkung versprochen hatte, gar keine Antwort bekam. Vorwurfsvoll sah sie auf die Chefin und erschrak trotz ihrer selbstbezogenen Seligkeit. Wie sah die Frau bloß aus? Die hatte ja graue Haare gekriegt und Falten im Gesicht. Und dabei mußte sie ihr jetzt auch noch Unangenehmes erzählen, aber da war nun mal nichts zu machen, und je eher es vorbei war, um so besser. »Ich habe alles schon durchsucht«, fuhr sie resolut fort, »der Spind ist leer, und von Franziska und Gerda fehlen eine Menge Sachen. Es ist genau wie bei Andreas, nur noch schlimmer, und in der Scheune hat Herr Müller, oder...«, sie errötete abermals lieblich, »ich kann ja jetzt wohl Waldemar sagen, also da hat Waldemar schon nachgesehen, da ist sie nicht. Leo sagt, kurz nach Tisch hat sie einen Riesenkrach mit Hubert gehabt, wegen Ferdi. Er hat sie verhauen, und da ist sie hingegangen und...«
    »Und hat meine Sparbüchse geklaut !« heulte Franziska, in der Tür auftauchend.
    Frau Martha seufzte tief. Zentnerschwer lastete Angst auf ihr, Angst vor etwas, das sie nicht benennen konnte. Sie hatte nichts essen können. Stundenlang hockte sie stumm in ihrer Küche, die von allen gemieden wurde. Ein quälendes Rauschen füllte ihren Kopf. Die konfuse Rede ging darin unter. »Was ist denn los ?« fragte sie müde.
    »Die Esel«, entgegnete Schwester Monika prompt.
    Dies Wort durchschnitt das Rauschen. Sie fuhr auf. »Lassen Sie das !« keuchte sie und mußte sich an der Tischkante festhalten. Franziska hörte erschrocken auf zu weinen und starrte sie aus kuhdummen Augen ängstlich an. Schwester Monika jammerte unwillkürlich flüsternd weiter. »Sie laufen aber wirklich im Park herum und im Wald auch, und ich meinte doch bloß, ich wollte nur wissen, ob wir die Polizei anrufen sollen, wo der Herr Don Chaussee nicht da ist und sich doch jemand um Änne kümmern muß. Sie kann doch nicht mit einem ganzen Koffer voll Sachen stiften gehen, und Ihr Mann hat damals bei Andreas- gesagt, wenn das Änne gewesen wäre, dann hätten wir sie wahrscheinlich nicht wiedergekriegt, und

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