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13 alte Esel

13 alte Esel

Titel: 13 alte Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Bruns
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Weihrauch duftete. Ganz im Westen funkelten ein paar schräge Sonnenstrahlen durch den goldenen Mantel des heiligen Ambrosius, und immer wenn Malwine aus dem Dämmer in den honiggelben Schimmer trat, glühten die Bäckchen auf, und in den Haaren flimmerte das Gold. Innig und feierlich hielten ihre Hände die Vasen, ganz gerade und ein Stückchen vom Leib entfernt. Sie ging auf den Zehenspitzen, und ihre Lippen waren vor Andacht fest geschlossen. Die großen runden Dahlien trug sie wie herbstliche Sonnen, wie Feuerräder vor sich her.
    Don Chaussee sah, wie Fräulein Lisbeths Blicke, die selbstvergessen auf ihr ruhten, einen feuchten Glanz bekamen. Doch Rührseligkeit gestattete sie sich nicht, bei allem frommbewegten Glauben. »Fertig«, sagte sie fröhlich, die letzten Kerzen vor die Blumen schiebend, »jetzt gibt es frischen Kaffee mit viel Honigkuchen. Und Sie sind unser Gast !« Resolut wischte sie jeden Einwand beiseite. Küche und Kirche hatten in ihrem Leben reichlich nebeneinander Platz, wovon in jeder Hinsicht der Pfarrer blühendes Zeugnis ablegte.
    Malwine deckte den Tisch auf der Veranda, und als er sie so mit dem Geschirr hin und her huschen sah, geräuschlos im dunklen Zimmer untertauchend und wieder auftauchend in der rosenumbuschten Verandatür, stirnrunzelnd eifrig und begleitet vom Trillern der Kanarienvögel, spürte Don Chaussee wie eben in der Kirche, daß sie hierher gehörte. In dieser Umgebung lebte sie sich nicht nur ein, sondern sie ging ganz auf in ihr, schlüpfte hinein wie in eine zweite Haut. Ihre Augen hingen unverwandt an Fräulein Lisbeths Lippen, und sie mühte sich sichtlich, keinen Ton der angenehm leisen Stimme zu verpassen. Und als sie, mit der letzten Kaffeetasse in der Hand, doch wieder träumend am Geländer stehen blieb, hinabgezerrt in die saugende Leere, zupfte Fräulein Lisbeth sie im Vorübergehen nur leicht am Ohr und meinte lächelnd: »Hallo, Malwinchen, an welcher Geschichte spinnen wir denn jetzt? Eines Tages werden wir eine richtige Dichterin bei uns haben! Dann bekomme ich aber Angst vor so viel Tüchtigkeit .« Malwine gluckste verschämt und rieb die Stirn im Übermaß des sprengenden Glückes ein paarmal heftig an Fräulein Lisbeths Hüfte entlang, ehe sie ins Haus lief, den Pastor zu holen. »Hinwech von mir mit dem Chetön deiner Lieder; dein Harfenspiel mach ich nicht hören !« brummte es von drinnen. Davon ließ sich das schüchterne Malwinchen offenkundig nicht schrecken, denn im nächsten Augenblick erschien sie wieder, den puffenden und prustenden Pfarrherrn im Schlepp. Sein rotes Gesicht glänzte. Er wehrte sich nach Leibeskräften, doch Malwine zog und zerrte.
    »Zieh nur fest«, feuerte Fräulein Lisbeth sie an, »er muß seinen Kaffee trinken, sonst wird er uns noch krank .«
    »Oh«, jammerte der Pastor, »es pesteht eine Verschwörung unter den Männern von Juda und den Pewohnern von Cherusalem! Don Chaussee, holen Sie niemals einen solchen Quälgeist zu sich, oder Sie sind nicht mehr Herr in Ihrem eichenen Hause !«
    Desungeachtet ließ er sich unter dem Lachen der anderen behaglich in seinen Sessel fallen und bediente sich ausgiebig mit frischem Honigkuchen. Don Chaussee blickte auf Fräulein Lisbeth, deren Gelassenheit so heiter und so ruhevoll war, daß sie das Kind zugleich ermunterte und besänftigte. Und er sah auf den Pastor, der zufrieden kaute, ganz diesseitig und ganz dörflich derb, und von dem doch ein solcher Strom der Menschenliebe ausging, daß sich das flatternde kleine Herz mit Vertrauen füllte. Sie aßen in friedlichem Schweigen. Und als Malwine zu kauen vergaß und in ihren alten Fehler zurückfiel, gedankenlos nur Krumen zu nibbeln, weckte sie des Pfarrherrn dröhnende Frage: »Was sacht der Prophet Daniel im siebten Kapitel, Vers fünf, zu Leuten, die nicht essen wollen ?«
    Malwine schrak hoch, piepte dann vergnügt: »Auf, auf, freßt viel Fleisch .«
    »Aha !« nickte der Pastor bedeutungsvoll, »dann chehorche und iß noch ein Stück Honigkuchen!« Und siehe da, es ging.
    Der Himmel über dem Garten war weißlichblau, die Sonne ein verschwommen leuchtender Fleck im Dunst. Die Rosen waren weit geöffnet, und manchmal fielen lautlos ein paar rote Blätter in den Bodennebel. Kein Lufthauch wehte, kein Laut drang in den verwunschenen altmodischen Garten mitten im Dorf, außer dem Schwatzen einer Vogelschar, die rastend in die Pappeln einfiel. Bei ihrem Anblick erinnerte sich Don Chaussee der eigenen Rastlosigkeit so vieler

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