13 - Der Gott der Finsternis
Zelt.« Lucy lächelte, verbeugte sich, um sich aus Dems Gegenwart zu entschuldigen, und wandte sich ab.
Nicht eben erfreut, den Eindruck zu vermitteln, er würde sich durch sie oder Tezcatlipoca und seine selbstzufriedene menschliche Marionette einschüchtern lassen, zögerte Giles. Sogleich traf ihn ein scharfer Stoß in die Rippen. Wütend, sowohl über seine eigene Nachlässigkeit, nicht mit einer Falle gerechnet zu haben, als auch über die irregeleiteten Sklaven des aztekischen Gottes, entriss er einem überraschten alten Mann eine Maurerkelle und schleuderte sie ins Gebüsch. Dann folgte er Lucy, ohne Dem eines Wortes oder auch nur eines Blickes zu würdigen.
Erzürnt ging Dem zu dem Felsensims, um seinen Ärger an den Gefangenen auszulassen. Sienna und Kilya folgten ihm hastig.
»Dem weiß nichts davon, richtig?« Im Inneren des Zeltes setzte sich Giles auf den Klappstuhl, den er schon am Tag zuvor besetzt hatte.
»Wovon?« Zufrieden und entspannt saß Lucy ihm gegenüber.
»Davon, dass Tezcatlipocas Ixiptla morgen das höchste Opfer sein wird.« Dadurch, dass er offen aussprach, was er für eine Tatsache hielt, verleitete er Lucy dazu, die wahren Ziele des Kultes preiszugeben.
»Natürlich nicht. Sie wissen alle nichts davon.«
Damit hatte Giles gerechnet, doch er ließ sich nichts anmerken.
»Und sie würden Ihnen nicht glauben, wenn Sie es ihnen erzählen würden.«
Giles zuckte die Schultern, obwohl er dazu neigte, ihrer Einschätzung zuzustimmen. Mit einer enormen Macht magischer Herkunft ausgestattet zu werden, war wohl der Tagtraum eines jeden durchschnittlichen Teenagers. Sie würden alles weit von sich weisen, das darauf hinweisen könnte, dass Lucys große Versprechungen nichts weiter als Betrug waren.
Lucy beugte sich vor und legte ihre Hand auf sein Knie. »Aber Ihr Schicksal muss sich nicht an einer Klinge erfüllen, Giles. Ich kann jemand anderen opfern. Carrie zum Beispiel.«
»So?« Giles’ Neugier war nicht gespielt, wenn auch nicht, weil er in irgendeiner Weise an Lucys Angebot interessiert gewesen wäre.
»Selbst ein aztekisches Reich auf der Grundlage ewiger Finsternis kann nicht ohne eine zivile Ordnung bestehen. Ich brauche einen Großen Sprecher, der die Regentschaft in Tezcatlipocas Namen führt.«
»Ich dachte, der Große Sprecher wäre ein Jünger von Huitzilopochtli, der Sonne.«
Lucy versetzte ihm einen harten Schlag auf den Mund. »Wagen Sie es nie wieder, diesen blasphemischen Namen auszusprechen. Weder in meiner Gegenwart noch an irgendeinem anderen Ort.«
Giles berührte seine aufgesprungene Lippe mit der Zunge.» Ganz wie Sie wünschen.«
Lucy lehnte sich zurück, griff hinter sich und erwischte Giles unvorbereitet, als sie den Obsidianspiegel vor seinem Gesicht herumschwenkte.
Als das dunkle Glas seinen Blick gefangen nahm, war Giles’ erster Gedanke, das Artefakt zu packen und zu zerschmettern. Doch er konnte sich nicht bewegen. Gegen seinen Willen wurde er durch den rauchigen Dunstschleier in die dunkle Umarmung der Ewigkeit gezogen.
Im Verhältnis zu ihrer Größe machten die Kieselsteine erstaunlich viel Lärm, wenn sie sich lockerten und die Klippe herunterrasselten.
Buffy drückte sich so dicht, wie es ihre vollgestopfte Jägertasche gestattete, an den rauen Felsen entlang. Vom Wald aus hatte sie drei Wachen gezählt, die unterhalb der Felsformation auf großen Gesteinsbrocken Posten bezogen hatten. Auf halber Höhe des Steilhangs regelrecht in der Falle, rechnete sie jeden Augenblick damit, dass sich drei Köpfe über den Abhang beugen und sie entdecken würden. Wenn sie weiter hinaufkletterte, würden sie die Posten herunterstoßen. Kletterte sie zurück, würden sie sie einfach erschießen.
Fünf Minuten vergingen, und niemand zeigte sich. Sie wartete noch weitere fünf Minuten, ehe sie ihren Aufstieg fortsetzte.
Die Sonne sank über die Baumkronen, als Buffy sich ihren Weg zum Gipfel hinaufbahnte. Nun, da ihr nur noch eine Stunde blieb, den Spiegel bei Tageslicht zu finden, verstärkte der Zeitdruck die innere Anspannung. Trotzdem legte sie eine kurze Pause ein, ehe sie den nördlichen Hang zu dem chaotischen Geröllfeld hinabkletterte, das sich hinter dem Coyote Rock ausbreitete.
Drei Wachen - das dunkelhaarige Mädchen, der rothaarige Kerl und der andere Mann in mittleren Jahren, den sie schon am Vortag gesehen hatte - standen unter dem Felsenturm auf großen Steinen. Von ihrem erheblich höheren Standort konnte Buffy den ganzen Hang und
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