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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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höre daß du abreist“, begann er, mir einige Schritte entgegentretend. „Darum bin ich gekommen, um Abschied von dir zu nehmen. Meine Tochter wird bald ganz gesund sein. Sie, mein Weib und ich, wir werden zu Allah beten, daß er dich beschütze. Und damit du auch an uns denken mögest, habe ich ein kleines Jadikar (Andenken) mitgebracht, welches anzunehmen ich dich innigst bitte!“
    „Wenn es ein Ufak-Defek (Kleinigkeit) ist, werde ich es nehmen, sonst aber nicht.“
    „Es ist so klein und arm, daß ich mich scheue, es dir selbst zu geben. Erlaube, daß ich es deinem Diener einhändige! Welcher ist es?“
    „Dort bei dem Rappen steht er.“
    Er nahm unter seinem weiten Oberkleid ein ledernes, mit Perlen gesticktes Futteral hervor und reichte es Halef hin. Dann sah ich, daß er außer diesem Gegenstand dem Diener noch etwas gab. Ich dankte ihm, und wir schieden.
    Jetzt kam das Schlimmste: der Abschied vom Selim Agha und besonders von der ‚Myrte‘. Der Agha ging von Pferd zu Pferd und nestelte an Riemen und Schnallen herum, welche ganz in Ordnung waren. Dabei rollte er die Augen so fürchterlich, wie ich es selbst bei ihm noch niemals gesehen hatte. Die Spitzen seines Schnurrbartes gingen auf und nieder wie Waagebalken, und hier und da fuhr er sich mit der Hand nach dem Hals, als ob es ihn dort würge. Endlich reichte er Halef die Hand zum Abschied. Er fing von unten an.
    „Lebe wohl, Hadschi Halef Omar! Allah sei bei dir immerdar!“
    Er hörte gar nicht auf das, was ihm der kleine Hadschi antwortete, sondern sprang zu dem Pferd Mohammeds, um eine Fliege tot zu schlagen, welche am Hals des Rosses saß. Dann fuhr er mit einem energischen Ruck herum und hielt dem Haddedihn die Hand entgegen:
    „Allah sei mit dir und allen Deinen! Kehre wieder bei uns ein, wenn dich den Weg nach Amadijah führt!“
    Da bemerkte er plötzlich, daß der Sattelgurt des Engländers um den zwanzigsten Teil eines Zolles zu weit nach hinten lag. Er eilte dort hin, kroch unter das Pferd und schob und zerrte, als habe er eine schwere Last zu bewältigen. Endlich war er fertig und streckte nun dem Reiter die Rechte hin:
    „Sihdi, dein Weg sei – – –“
    „Well!“ unterbrach ihn der Master. „Hier!“
    Ein Trinkgeld fiel in die Hand des Agha, und es war, wie ich Lindsay kannte, gewiß sehr reichlich. Diese Güte machte den gerührten Anführer der Arnauten noch verwirrter. Er begann also von neuem:
    „Sihdi, dein Weg sei wie der Weg – – –“
    „Well!“ nickte Lindsay, und eine zweite Auflage des Bakschisch gelangte zur Ausgabe. Der Geber hielt die zum Abschied hingestreckte Hand für eine Forderung.
    „Sihdi“, begann der Agha mit erhöhter Stimme, „dein Weg sei wie der Weg der Gerechten, und – – –“
    „Well“ ertönte es zum drittenmal.

Aber der Agha zog nun seine Hand plötzlich zurück und nahm die Gelegenheit, daß ich eben zu Pferde steigen wollte, wahr, um mir den Steigbügel zu halten. Jetzt zog es über sein Gesicht, wie Sonnenblick und Wolkenschatten über ein wogendes Feld, dann öffnete er den Mund, aber da stürzte ihm plötzlich die so lange zurückgehaltene Flut aus den Augen. Das Wort, welches er sagen wollte, wurde zu einem unverständlichen Laut. Er reichte mir die Hand; ich nahm und drückte sie, selbst tief gerührt, und dann zog er sich sehr eilig in den Flur zurück.
    Das hatte Mersinah abgewartet. Sie trat hervor, wie die Sonne aus der Morgenröte. Sie wollte bei Halef beginnen, da drängte ich mein Pferd heran und sagte:
    „Halef, reite mit den anderen einstweilen in das Tal hinab. Ich muß noch einmal zum Mutesselim und werde schnell nachkommen.“ Dann wandte ich mich zu Mersinah: „Hier, nimm meine Hand! Ich danke dir für alles. Lebe wohl, stirb nie und denke an mich, so oft du die liebliche Speise deiner Gefangenen kochst!“
    „Lebe wohl, Emir! Du bist der großmütigste –“
    Mehr hörte ich nicht. Ich ritt schnell, gefolgt von meinem Hund, nach dem Palast des Kommandanten, ließ das Pferd vor dem Tor stehen und trat ein. Der Hund folgte mir; ich wollte das so. Im Vorzimmer waren einige Personen, die ich bereits dort gesehen hatte. Sie fuhren erschrocken empor, als sie den Hund erblickten. Das hatte noch niemand gewagt.
    „Wo ist der Mutesselim?“ fragte ich.
    „Im Selamlük“, antwortete einer.
    „Ist er allein?“
    „Der Aufseher des Palastes ist bei ihm.“
    Ich ließ mich gar nicht anmelden, sondern trat ein. Der Hund war an meiner Seite. Der

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