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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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unseren Pferden davonzugehen.“
    „Soll ihnen nicht gelingen!“
    Kaum hatte er dies gesagt, so erscholl fast grad über uns der laute Schrei einer menschlichen Stimme und das kurze, kräftige Anschlagen des Hundes.
    „Hat ihn!“ jubelte Lindsay.
    „Pst, leise!“ mahnte ich.
    Auch die andern waren aufgewacht und lauschten.
    „Werde nachsehen“, meinte der Engländer.
    Er erhob sich und schlich hinaus. Es dauerte wohl fünf Minuten, bis er zurückkam.
    „Sehr schön! Yes! Ausgezeichnet! War oben. Da liegt ein Kerl und über ihm der Hund. Wagt nicht, zu reden oder sich zu rühren. Und unten auf der Gasse viel Kurden. Sprechen auch nicht.“
    „So lange der Hund nicht lauter wird, sind wir in Sicherheit. Aber wenn sie mehrere Leitern anlegen, so müssen wir hinauf.“
    Wir lauschten wieder eine lange Zeit. Da erscholl ein fürchterlicher Schrei – es war ein Todesschrei, daran war gar nicht zu zweifeln – und sofort ein zweiter und gleich darauf wieder das laute, Sieg verkündende Bellen des Hundes.
    Jetzt konnte es gefährlich werden. Wir erhoben uns. Ich rief Halef zu mir; denn seiner war ich am sichersten. Wir traten leise hinaus auf den Flur und stiegen die Leiter empor auf das Dach. Ein menschlicher Körper lag auf demselben. Ich untersuchte ihn; er war tot; der Hund hatte ihm das Genick zermalmt. Wo dieser sich jetzt befand, verriet mir ein leiser, leiser Ton, mit dem er mich bewillkommnete. Vielleicht fünf Schritte von dem Toten lag ein zweiter Körper, und auf demselben hatte sich der Hund ausgestreckt. Eine einzige Bewegung brachte dem unter ihm liegenden Menschen den sicheren Tod.
    Wenn ich die Augen recht anstrengte, sah ich unten allerdings viele Leute stehen. Es war kein Zweifel, daß sich das ganze Dorf beteiligt hatte, den Pferdediebstahl oder gar noch etwas anderes auszuführen. Der erste, welcher das Dach erstiegen hatte, war von dem Hund niedergerissen worden, und sein Schrei hatte die andern zur Vorsicht gemahnt. Als aber der zweite heraufgekommen war, hatte sich der Hund nicht anders zu helfen gewußt, als daß er den vorigen erbiß, um den jetzigen packen zu können.
    Was sollten wir tun?
    Ich stieg hinab und ließ Halef als Wächter oben. Eine kurze Beratung ergab, daß wir uns vollständig schweigsam verhalten wollten, um am Morgen tun zu können, als ob wir gar nichts gehört hätten. Gefährlich war unsere Lage im höchsten Grad, obgleich wir uns selbst gegen einen noch zahlreicheren Feind recht gut hätten verteidigen können; aber wir hätten das ganze vor uns liegende Land in ein uns feindliches verwandelt, während es uns doch auch nicht möglich war, wieder umzukehren.
    Da klopfte es sehr laut an den Eingang des Hauses. Die Kurden hatten Beratung gehalten, und wir sollten nun das Ergebnis derselben erfahren. Wir zündeten eine der Kerzen wieder an und traten mit unseren Waffen hinaus auf den Flur.
    „Wer klopft?“ erkundigte ich mich.
    „Chodih, öffne!“ antwortete der Nezanum. Ich erkannte ihn an der Stimme.
    „Was willst du?“ fragte ich.
    „Ich muß dir etwas Wichtiges sagen.“
    „Du kannst es auch so sagen.“
    „Ich muß drin bei euch sein!“
    „So komm herein!“
    Ich fragte ihn gar nicht erst, ob er allein sei; denn es sollte keinem zweiten gelingen, einzutreten. Die Gefährten legten ihre Gewehre an; ich zog den Balken weg und stellte mich so hinter die Tür, daß sie nur halb geöffnet werden und also auch nur einem einzelnen Mann den Eintritt lassen konnte. Als er die auf sich gerichteten Waffen sah, blieb er in der Türöffnung stehen.
    „Chodih! Ihr wollt auf mich schießen?“
    „Nein. Wir halten uns nur für alles bereit. Es könnte doch auch ein anderer, ein Feind sein!“
    Er kam vollends herein, und ich schob den Balken wieder vor.
    „Was willst du, daß du uns in unserer Ruhe störst?“ begann ich nun.
    „Ich will euch warnen“, antwortete er.
    „Warnen! Wovor?“
    „Vor einer sehr großen Gefahr. Ihr seid meine Gäste, und daher ist es meine Pflicht, euch aufmerksam zu machen.“
    Sein Blick forschte ringsum und fiel auf die Leiter und auf das geöffnete Loch im Dach.
    „Wo habt ihr eure Pferde?“ fragte er.
    „Drin in der Stube.“
    „In der Stube? Chodih, diese ist doch nur für Menschen gemacht!“
    „Ein gutes Pferd ist dem Reisenden mehr wert als ein schlechter Mensch!“
    „Der Besitzer dieses Hauses wird zornig sein, denn die Hufe der Tiere werden ihm seine Diele zerstampfen.“
    „Wir werden ihn

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