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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verhindern. So ging es auch dem Engländer, der in einem solchen Knäuel von Feinden stak, daß sein Pferd sich kaum zu bewegen vermochte. Er wurde angerufen, konnte aber nichts verstehen und deutete auf mich.
    „Wer seid Ihr?“ fragte mich einer.
    „Wir sind Freunde der Nestorah. Was wollt ihr von uns?“
    „Wir sind keine Nestorah. So nennen uns unsere Feinde und Bedrücker. Wir sind Chaldäer. Aber ihr seid Kurden?“
    „Wir beide sind weder Kurden noch Türken, noch Araber. Wir tragen nur die Tracht dieses Landes. Wir sind Feringhis (Fremde).“
    „Woher seid ihr?“
    „Ich bin ein Nemtsche, und mein Gefährte ist ein Inglis.“
    „Die Nemtsche kenne ich nicht, aber die Inglis sind böse Menschen. Ich werde euch zum Melek führen, der über euch urteilen mag.“
    „Wo ist er?“
    „Weiter unten. Wir sind die Vorhut und sahen euch kommen.“
    „Wir werden euch folgen. Laßt mich los!“
    „Steige ab!“
    „Erlaube mir, daß ich sitzen bleibe! Ich habe einen Fall getan und kann nicht gut gehen.“
    „So mögt ihr reiten, und wir werden eure Pferde führen. Aber sobald ihr versucht, zu fliehen oder eure Waffen zu gebrauchen, werdet ihr erschossen!“
    Das klang sehr bestimmt und kriegerisch. Diese Männer machten allerdings einen ganz andern Eindruck als diejenigen, welche uns vorher gefangengenommen hatten. Wir wurden talabwärts geführt. Mein Hund schritt, die Augen immer auf mich gerichtet, neben mir her; er hatte keinen der Feinde angegriffen, weil ich mich ruhig verhalten hatte.
    Ein kleines Nebenwasser floß von rechts her in den Bach. Es kam aus einem Seitental, welches bei seiner Mündung in das Haupttal eine ziemlich breite Einbuchtung bildete. Hier lagerten wohl gegen sechshundert Krieger in vielen Gruppen beieinander, während ihre Pferde in der Umgebung weideten. Unser Erscheinen erregte Aufsehen; aber niemand rief uns an.
    Wir wurden zu einer der größten Gruppen geführt, in deren Mitte ein kräftig gebauter Mann saß, welcher unsern Begleitern zunickte.
    „Ihr bringt sie?“ sagte er zu ihnen. „Kehrt wieder auf euren Posten zurück!“
    Man hatte ihm also unser Kommen bereits gemeldet, als wir im Begriff waren, ihnen ahnungslos in die Hände zu laufen. Der Melek hatte einige Ähnlichkeit mit seinem Bruder, aber meine Augen richteten sich von ihm ab und auf eine andere Gruppe. Dort saßen der Bey von Gumri, Amad el Ghandur und Halef nebst mehreren Kurden unbewaffnet und rings von Wächtern umgeben; aber keiner von ihnen war gebunden. Sie hatten die Geistesgegenwart, sich bei unserm Anblick ruhig zu verhalten.
    Der Melek winkte uns, abzusteigen.
    „Kommt näher!“ gebot er.
    Ich trat in den Kreis und setzte mich ungeniert neben ihm nieder. Auch der Englänger tat so. Der Anführer blickte uns etwas überrascht an, sagte aber nichts über unser dreistes Benehmen.
    „Habt ihr euch bei eurem Ergreifen gewehrt?“ fragte er.
    „Nein“, antwortete ich kurz.
    „Ihr tragt doch Waffen!“
    „Warum sollen wir die Chaldäer töten, da wir ihre Freunde sind? Sie sind Christen, wie wir.“
    Er horchte auf und fragte dann:
    „Ihr seid Christen? – Aus welcher Stadt?“
    „Die Stadt, aus der wir stammen, kennst du nicht. Sie liegt weit von hier im Abendland, wohin noch kein Kurde gekommen ist.“
    „So seid ihr Franken? Vielleicht aus Inglistan?“
    „Mein Gefährte stammt aus Inglistan. Ich aber bin ein Nemtsche.“
    „Ich habe noch keinen Nemtsche gesehen. Wohnen sie mit den Inglis in einem Land?“
    „Nein; es liegt ein Meer zwischen ihnen.“
    „Das hast du wohl von andern gehört, denn ein Nemtsche bist du nicht.“
    „Warum nicht?“
    „Ich sehe, daß du einen Koran trägst, wie ihn die Hadschi tragen.“
    „Ich kaufte ihn nur, um zu sehen, was die Moslemim für einen Glauben und für eine Lehre haben.“
    „So handelst du sehr unrecht. Ein Christ darf keine andere Lehre kennenlernen als nur die seinige. Aber wenn ihr Franken seid, warum kommt ihr in unser Land?“
    „Wir wollen sehen, ob wir mit euch Handel treiben können.“
    „Welche Waren habt ihr mitgebracht?“
    „Wir haben noch nichts mitgebracht. Wir wollen erst sehen, was ihr braucht, und es dann unsern Kaufleuten erzählen.“
    „Warum tragt ihr so viele Waffen, da ihr doch nur des Handels wegen zu uns kommt?“
    „Die Waffe ist das Recht des freien Mannes; wer ohne Waffen reist, der wird für einen Knecht gehalten.“
    „So sagt euren Kaufleuten, daß sie uns Waffen senden sollen; denn hier gibt es sehr

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