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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verdutzt.
    „Ja, du!“
    „Warum?“
    „Dieser fremde Krieger ist keine Kurde, sondern ein Emir aus dem Abendland. Er hat die Kraft des Bären in der Faust und er trägt Waffen bei sich, denen niemand widerstehen kann. Er ist mein Gast; sei fortan freundlich mit ihm und den Seinigen!“
    Der Raïs schüttelte den Kopf.
    „Ich fürchte keinen Kurden und keinen Abendländer. Weil er dein Gast ist, so will ich ihm verzeihen; aber er mag sich in acht nehmen vor mir, sonst erfährt er, wer der Starke ist: er oder ich. Laß uns weiterziehen; ich kam nur, um dir Willkommen zu sagen.“
    Dieser Mann war mir ganz sicher an Körperstärke weit überlegen; aber es war nur eine rohe, ungeschulte Kraft, die mir keineswegs bange machen konnte. Daher erwiderte ich zwar kein einziges Wort auf seine ‚Verzeihung‘, fühlte aber auch nicht etwa einen übermäßigen Respekt vor ihm. Dabei hatte ich eine gewisse Ahnung, daß ich mit ihm doch auf irgendeine Weise näher zusammengeraten werde.
    Wir setzten den unterbrochenen Ritt fort und gelangten bald an den Ort unserer Bestimmung.
    Die elenden Häuser und Hütten, aus denen Lizan besteht, liegen zu beiden Seiten des Zab, der hier sehr reißend ist. In seinem Bett liegen zahlreiche Felsblöcke, die das Flößen und Schwimmen außerordentlich erschweren, und die Brücke, die ihn überspannt, ist aus rohem Flechtwerk gefertigt und mittels großer, schwerer Steine über einige Pfeiler befestigt. Dieses Flechtwerk gibt bei jedem Schritt nach, so daß mein Pferd nur sehr ängstlich die Brücke passierte; doch kamen wir wohlbehalten alle an dem linken Ufer an.
    Bereits drüben auf der andern Seite war unser Zug von Frauen und Kindern mit Jubelgeschrei empfangen worden. Die wenigen Häuser, welche ich erblickte, waren jedenfalls als Wohnort so vieler viel zu eng, und so vermutete ich, daß unter den Anwesenden auch zahlreiche Bewohner benachbarter Orte zu finden seien.
    Das Haus des Melek, wo wir absteigen wollten, lag auf dem linken Ufer des Zab. Es war ganz kurdischer Art, aber halb in das Wasser des Flusses hineingebaut, wo der kühlende und stärkere Luftzug die Mücken verscheuchte, an denen diese Gegenden leiden. Das obere Stockwerk des Gebäudes hatte keine Mauern; es bestand einfach aus dem Dach, welches an den vier Ecken von je einem Backsteinpfeiler getragen wurde. Dieser luftige Raum bildete das Staatsgemach, in welches uns der Melek führte, nachdem wir abgestiegen waren und ich mein Pferd Halef übergeben hatte. Es lag da eine Menge zierlich geflochtener Matten, auf denen wir es uns leidlich bequem machen konnten.
    Der Melek hatte natürlich jetzt nicht viel Zeit für uns übrig; wir waren uns selbst überlassen. Bald aber trat eine Frau herein, die einen starken, breiten, aus Bast geflochtenen Teller trug, der mit allerlei Früchten und Eßwaren belegt war. Ihr folgten zwei Mädchen, im Alter von ungefähr zehn und dreizehn Jahren, und trugen ähnliche, aber kleinere Präsentierbretter in den Händen.
    Alle drei grüßten sehr demütig, und dann stellten sie die Speisen vor uns nieder. Die Kinder entfernten sich, die Frau aber blieb noch stehen und musterte uns mit verlegener Miene.
    „Hast du einen Wunsch?“ fragte ich sie.
    „Ja, Herr“, antwortete sie.
    „Sage ihn!“
    „Welcher von euch ist der Emir aus dem Abendland?“
    „Es sind zwei solcher Emire hier: ich und dieser da.“
    Bei den letzten Worten zeigte ich auf den Engländer.
    „Ich meine denjenigen, welcher nicht nur ein Krieger, sondern auch ein Arzt ist.“
    „Da werde wohl ich gemeint sein“, lautete meine Antwort.
    „Bist du es, der in Amadijah ein vergiftetes Mädchen gesund gemacht hat?“
    Ich bejahte, und sie sagte darauf:
    „Herr, die Mutter meines Mannes wünscht sehnlich, einmal dein Angesicht zu sehen und mit dir zu sprechen.“
    „Wo befindet sie sich? Ich werde gleich zu ihr gehen.“
    „O nein, Chodih! Du bist ein großer Emir; wir aber sind nur Frauen. Erlaube, daß sie zu dir kommt!“
    „Ich erlaube es.“
    „Aber sie ist alt und schwach und kann nicht lange stehen – – –!“
    „Sie wird sich setzen.“
    „Weißt du, daß in unserem Land sich die Frau in Gegenwart solcher Herren nicht setzen darf?“
    „Ich weiß es, aber ich werde es ihr dennoch erlauben.“
    Sie ging. Nach einiger Zeit kam sie wieder herauf und führte eine Frau am Arm, deren Gestalt vom Alter weit vorüber gebeugt war. Ihr Gesicht hatte tiefe Runzeln, aber ihre Augen blickten noch mit jugendlicher

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