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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gehört ja auch zu derselben.
    Jetzt konnten wir ohne Besorgnis dem Spießbraten zusprechen, und während des Essens mußte ich den Gefährten meine mit dem Melek geführte Verhandlung verdolmetschen. Der Engländer schüttelte bedenklich den Kopf; die vereinbarten Friedensbedingungen gefielen ihm nicht.
    „Habt doch eine Dummheit begangen, Sir!“
    „Inwiefern?“
    „Ha! Konntet den Kerl ein bißchen fester drücken. Mit den anderen wären wir auch noch fertig geworden.“
    „Seid nicht unverständig, Sir David! Es sind der Leute zuviel gegen uns.“
    „Wir schlagen uns durch; yes!“
    „Einer oder zwei von uns kämen vielleicht durch; die andern aber wären verloren.“
    „Pshaw! Seid ihr feig geworden?“
    „Ich glaube nicht. Wenigstens rührt mich nicht gleich der Schlag, wenn mir ein Fleischbissen noch hart vor dem Mund abhanden kommt.“
    „Danke für diese Erinnerung! Werden also dort in Lizan bleiben? Was für ein Nest? Stadt oder Dorf?“
    „Residenz mit achtmalhunderttausend Einwohnern, Pferdebahn, Theater, Viktoria-Salon und Skating-Ring.“
    „Away! Hole Euch der Kuckuck, wenn Ihr keine bessern Witze fertig bringt! Wird gewiß ein schönes Nest sein, dieses Lizan.“
    „Nun, es liegt sehr schön an den Ufern des Zab; aber da es wiederholt von den Kurden zerstört wurde, so wird man es nicht gerade mit London oder Peking vergleichen können.“
    „Zerstört! Vieles zugrundegegangen?“
    „Jedenfalls.“
    „Herrlich! Werde nachgraben. Fowling-bulls finden. Nach London schicken. Yes!“
    „Habe nichts dagegen, Sir!“
    „Werdet mithelfen, Master. Auch diese Nestorianer. Bezahle gut, sehr gut! Well!“
    „Verrechnet Euch nicht.“
    „Inwiefern? Gibt es keine Fowling-bulls dort?“
    „Gewiß nicht!“
    „Warum aber schleppt Ihr mich so unnütz in diesem verwünschten Land herum?“
    „Tue ich das wirklich? Oder seid Ihr mir nicht von Mossul aus ganz gegen meinen Willen nachgefolgt?“
    „Yes! Habt recht! War zu einsam dort. Wollte ein Abenteuer haben.“
    „Nun, das habt Ihr ja gehabt, und auch noch einige dazu. Also gebt Euch zufrieden und laßt das Räsonieren sein, sonst lasse ich Euch hier sitzen, und Ihr geht so zugrunde, daß man Euch später als Fowling-bull auffinden und nach London senden wird.“
    „Fie! Noch viel schlechter dieser Witz! Habe genug! Mag keinen mehr hören!“
    Er wandte sich ab und gab so dem Bey von Gumri Gelegenheit, einige Bemerkungen zu machen. Dieser hatte sich sehr finster und schweigsam verhalten; jetzt aber sagte er mir aufrichtig:
    „Chodih, die Bedingungen, auf welche du eingegangen bist, gefallen mir nicht.“
    „Warum nicht?“
    „Sie sind zu gefährlich für mich.“
    „Es war nicht möglich, bessere zu erhalten. Hätten wir dich verlassen wollen, so befänden wir übrigen uns wohler, du aber wärst Gefangener gewesen.“
    „Das weiß ich, Herr, und darum danke ich dir. Du hast dich als ein treuer Freund erwiesen; aber ich werde doch nichts als ein Gefangener sein.“
    „Du wirst Lizan nicht verlassen dürfen; das ist alles.“
    „Aber dies ist schon genug. Wo wird Mohammed Emin sich jetzt befinden?“
    „Ich hoffe, daß er nach Gumri gegangen ist.“
    „Was meinst du, daß er dort tun wird?“
    „Er wird deine Krieger herbeiholen, um dich und uns zu befreien.“
    „Dies wollte ich von dir hören. Es wird also einen Kampf, einen sehr schlimmen Kampf geben, und du glaubst dennoch, daß der Melek uns als Gäste behandeln wird?“
    „Ja, ich glaube es.“
    „Euch, aber nicht mich!“
    „So bricht er sein Wort, und wir können dann nach unserem Belieben handeln.“
    „Auch muß du bedenken, daß es gegen die Ehre ist, wenn ich untätig in Lizan sitze, während die Meinen ihr Blut für mich vergießen. Hättest du doch den Melek getötet! Diese Nestorah waren so erschrocken, daß wir entkommen wären, ohne einen Schuß von ihnen zu erhalten.“
    „Die Ansicht eines kurdischen Krieges ist verschieden von der Meinung eines christlichen Emirs. Ich habe dem Melek mein Wort gegeben, und ich werde es halten, so lange er an das seinige denkt.“
    Mit diesem Bescheid mußte der Bey sich zufriedengeben. Unser einfaches Mal war verzehrt, und so streckten wir uns zum Schlaf auf die Matten aus, nachdem wir zuvor die Reihenfolge der Wachen bestimmt hatten. Ich traute dem Melek vollständig, wenigsten für heute, aber doch war Vorsicht nicht überflüssig, und so hatte stets einer von uns die Augen offen zu halten.
    Die Nacht verging ohne jede

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