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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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fielen von allen Seiten über uns her, diese kurdischen Ungeheuer. Sie zerstörten unsere Häuser, verbrannten unsere Gärten, vernichteten unsere Ernten, entweihten unsere Gotteshäuser, mordeten unsere Männer und Jünglinge, zerfleischten unsere Knaben und Mädchen und hetzten unsere Frauen und Jungfrauen, bis sie sterbend niederstürzten, noch in den letzten Atemzügen von den Ungeheuern bedroht. Die Wasser des Zab waren gefärbt von dem Blut der unschuldigen Opfer, und die Höhen und Tiefen des Landes waren erleuchtet von den Feuerbrünsten, welche unsere Dörfer und Flecken verzehrten. Ein einziger, fürchterlicher Schrei tönte durch das ganze Land. Es war der Todesschrei von vielen tausend Christen. Der Pascha von Mossul hörte diesen Schrei, aber er sandte keine Hilfe, weil er den Raub mit den Räubern teilen wollte.“
    „Ich weiß es; es muß gräßlich gewesen sein!“
    „Gräßlich? O, Chodih, dieses Wort sagt viel zuwenig. Ich könnte dir Dinge erzählen, bei denen dir das Herz brechen würde. Siehst du die Brücke, auf welcher du über den Berdi-zabi (Der obere Zab) gekommen bist? Über diese Brücke wurden unsere Jungfrauen geschleppt, um nach Tkhoma und Baz geführt zu werden; sie aber sprangen hinab in das Wasser, um lieber zu sterben. Keine einzige blieb zurück. Siehst du den Berg mit seiner Felsenmauer dort zur Rechten? Dort hinauf hatten sich die Leute von Lizan gerettet, weil sie sich dort sicher glaubten, denn sie konnten von unten gar nicht angegriffen werden. Aber sie hatten nur wenig Speise und Wasser bei sich. Um nicht zu verhungern, mußten sie sich Beder-Khan-Bey ergeben. Er versprach ihnen mit seinem heiligsten Eid die Freiheit und das Leben; nur die Waffen sollten sie abliefern. Dies geschah; er aber brach seinen Schwur und ließ sie mit Säbeln und Messern ermorden. Und als den Kurden von dieser blutigen Arbeit die Arme weh taten, da machten sie es sich leichter; sie stürzten die Christen von der neunhundert Fuß hohen Felsenwand herab; Greise, Männer, Frauen und Kinder. Von mehr als tausend Chaldani entkam nur ein einziger, um zu erzählen, was da oben geschehen war. Soll ich dir noch mehr erzählen, Chodih?“
    „Halte ein!“ wehrte ich schaudernd ab.
    „Und nun sitzt der Sohn eines dieser Ungeheuer hier im Hause des Melek von Lizan. Glaubst du, daß er Gnade finden wird?“
    Wie mußte es bei diesen Worten dem Bey von Gumri zumute sein! Er zuckte mit keiner Wimper; er war zu stolz, um sich zu verteidigen. Ich aber antwortete:
    „Er wird Gnade finden!“
    „Glaubst du dies wirklich?“
    „Ja. Er trägt nicht die Schuld von dem, was andere taten. Der Melek hat ihm Gastfreundschaft versprochen, und ich selbst werde nur dann Lizan verlassen, wenn er sich in Sicherheit an meiner Seite befindet.“
    Die Alte senkte nachdenklich den ergrauten Kopf. Dann fragte sie:
    „So ist er dein Freund?“
    „Ja, ich bin sein Gast.“
    „Herr, das ist schlimm für dich!“
    „Warum? Denkst du, daß der Melek sein Wort brechen wird?“
    „Er bricht es nie“, antwortete sie stolz. „Aber der Bey wird bis an seinen Tod hier gefangenbleiben, und da du ihn nicht verlassen willst, so wirst du deine Heimat niemals wiedersehen.“
    „Das steht in Gottes Hand. Weißt du, was der Melek über uns beschlossen hat? Sind wir nur auf dieses Haus beschränkt?“
    „Du allein nicht, aber die andern sämtlich.“
    „So darf ich frei umhergehen?“
    „Ja, wenn du dir einen Begleiter gefallen läßt. Du sollst nicht Gastfreundschaft wie sie, sondern Gastfreiheit erhalten.“
    „So werde ich jetzt einmal mit dem Melek sprechen. Darf ich dich geleiten?“
    „O Herr, dein Herz ist voller Güte. Ja, führe mich, damit ich rühmen kann, daß mir noch niemals solche Gnade widerfahren ist!“
    Sie erhob sich mit mir und hing sich an meinen Arm. Wir verließen das luftige Gemach und stiegen die Treppe nieder, die in das untere Geschoß führte. Hier trennte sich die Alte von mir, und ich trat hinaus auf den freien Raum vor dem Haus, wo ein große Anzahl von Chaldäern versammelt war. Nedschir-Bey stand bei ihnen. Als er mich erblickte, trat er auf mich zu.
    „Wen suchst du hier?“ fragte er mich in rohem Ton.
    „Den Melek“, antwortete ich ruhig.
    „Er hat keine Zeit für dich; geh wieder hinauf!“
    „Ich bin gewöhnt, zu tun, was mir beliebt. Befiehl deinen Knechten, nicht aber einem freien Mann, dem du nichts zu gebieten hast!“
    Da trat er näher an mich heran und streckte seine mächtigen

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