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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Eintreffen der Berwarikurden, welche kommen werden, um euch und ihren Bey zu befreien.“
    „Ich habe versprochen, Lizan nicht ohne den Willen des Melek zu verlassen. Ist dir dies genug?“
    „Ich will dir trauen, obgleich ich verantwortlich bin für alles, was du während meiner Gegenwart unternimmst. Was willst zu zunächst sehen?“
    „Ich möchte den Berg besteigen, von welchem Beder-Kahn-Bey die Chaldani herabstürzen ließ.“
    „Es ist sehr schwer emporzukommen. Kannst du gut klettern?“
    „Sei ohne Sorge!“
    „So komm und folge mir!“
    Während wir gingen, beschloß ich, den Karuhja nach seinem Religionsverhältnis zu fragen. Ich war mit denselben so wenig vertraut, daß mir eine Aufklärung nur lieb sein konnte. Er kam mir mit einer Frage recht glücklich entgegen:
    „Bist du ein Moslem, Chodih?“
    „Hat dir der Melek nicht gesagt, daß ich ein Christ bin?“
    „Nein; aber ein Chaldani bist du nicht. Gehörst du vielleicht zu dem Glauben, welchen die Missionare aus Inglistan predigen?“
    Ich verneinte, und er sagte:
    „Das freut mich sehr, Herr!“
    „Warum?“ fragte ich.
    „Ich mag von ihrem Glauben nichts wissen, weil ich von ihnen selbst nichts wissen mag.“
    Mit diesen wenigen Worten hatte dieser einfache Mann alles gesagt, was sich überhaupt über diese Leute sagen läßt.
    „Bist du mit einem von ihnen zusammengetroffen?“ fragte ich.
    „Mit mehreren; aber ich habe den Staub von meinen Füßen geschüttelt und bin wieder fortgegangen. Kennst du die Lehren unseres Glaubens?“
    „Nicht genau.“
    „Du möchtest sie wohl auch nicht kennenlernen?“
    „O doch, sehr gern. Habt ihr ein Glaubensbekenntnis?“
    „Jawohl, und ein jeder Chaldani muß es täglich zweimal beten.“
    „Bitte, sag es mir!“
    „Wir glauben an einen einzigen Gott, den allmächtigen Schöpfer und Vater aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge. Wir glauben an den Herrn Jesu Christus, den Sohn Gottes, der da der einzig geborene Sohn seines Vaters ist vor aller Welt, der nicht geschaffen wurde, sondern der da ist der wahre Gott des wahren Gottes; der da ist von demselben Wesen mit dem Vater, durch dessen Hände die Welt gemacht und alle Dinge geschaffen wurden; der für uns Menschen und zu unserer Seligkeit vom Himmel herabgestiegen ist, durch den Heiligen Geist Fleisch ward und Mensch wurde, empfangen und geboren von Jungfrau Maria; der da litt und gekreuzigt wurde zur Zeit des Pontius Pilatus und starb und wurde begraben; der da am dritten Tag wieder auferstand, wie in der Schrift verkündigt war, und fuhr gen Himmel, um zu sitzen zur Rechten seines Vaters und wiederzukommen, um zu richten die Lebendigen und die Toten. Und wir glauben an einen Heiligen Geist, den Geist der Wahrheit, welcher ausging von dem Vater, den Geist, der da erleuchtet. Und an eine heilige, allgemeine Kirche. Wir erkennen zu Erlassung der Sünden eine heilige Taufe an und eine Auferstehung des Leibes und ein ewiges Leben!“
    Nach einer Pause fragte ich:
    „Haltet ihr auch die Fasten?“
    „Sehr streng“, antwortete er. „Wir dürfen während hundertzweiundfünfzig Tagen keine Nahrung aus dem Tierreich, auch keinen Fisch essen, und der Patriarch genießt überhaupt nur Nahrung aus dem Pflanzenreich.“
    „Wie viele Sakramente habt ihr?“
    Er wollte mir eben antworten; aber unsere für mich so interessante Unterhaltung wurde von zwei Reitern unterbrochen, die im Galopp auf uns zugesprengt kamen.
    „Was gibt es?“ fragte er sie.
    „Die Kurden kommen“, ertönte die Antwort.
    „Wo sind sind?“
    „Sie haben bereits die Berge überschritten und kommen in das Tal hernieder.“
    „Wieviel sind ihrer?“
    „Viele Hunderte.“
    Dann ritten sie weiter. Der Karuhja blieb halten.
    „Chodih, laß uns umkehren!“
    „Warum?“
    „Ich habe es dem Melek versprochen, falls die Berwari kommen sollten. Du wirst nicht wollen, daß ich mein Wort breche!“
    „Du mußt es halten. Komm.“
    Als wir den Platz vor dem Haus des Melek erreichten, herrschte dort eine außerordentliche Aufregung; aber ein planvolles Handeln gab es nicht. Der Melek stand mit einigen Unteranführern zusammen; auch der Raïs war bei ihnen.
    Ich wollte still vorübergehen und in das Haus eintreten; aber der Melek rief mir zu:
    „Chodih, komm her zu uns!“
    „Was soll er hier?“ zürnte der riesige Raïs. „Er ist ein Fremder, ein Feind; er gehört nicht zu uns!“
    „Schweig!“ gebot ihm der Melek; dann wandte er sich zu mir: „Herr, ich weiß, was du im

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