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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Tale Deradsch und bei den Dschesidi erfahren hast. Willst du uns einen Rat geben?“
    Diese Frage kam mir natürlich sehr willkommen, dennoch aber antwortete ich:
    „Dazu wird es bereits zu spät sein.“
    „Warum?“
    „Du hättest schon gestern handeln sollen.“
    „Wie meinst du dies?“
    „Es ist leichter, eine Gefahr zu verhüten, als sie zu bekämpfen, wenn sie schon eingetreten ist. Hättest du die Kurden nicht angegriffen, so brauchtest du dich heute nicht gegen sie zu verteidigen.“
    „Das will ich nicht hören.“
    „Aber ich wollte es dir dennoch sagen. Wußtest du, daß heute die Kurden kommen würden?“
    „Wir alle haben es gewußt.“
    „Warum hast du nicht die jenseitigen Pässe besetzt? Du hättest feste Stellungen erhalten, die gar nicht einzunehmen waren. Nun aber haben die Kurden das Gebirge bereits hinter sich und sind dir überlegen.“
    „Wir werden kämpfen!“
    „Hier?“
    „Nein, in der Ebene von Lizan.“
    „Dort also willst du sie empfangen?“ fragte ich verwundert.
    „Ja“, antwortete er zögernd.
    „Und du stehst noch hier mit deinen Leuten?“
    „Wir müssen ja erst unser Hab und Gut und die Unsrigen retten, ehe wir fort können!“
    „O Melek, was seid ihr Chaldani für große Krieger! Seit gestern wußtet ihr, daß die Kurden kommen würden, und habt nichts getan, um euch zu sichern. Ihr wollt mit ihnen kämpfen und sprecht doch davon die Euren und euer Eigentum zu flüchten. Ehe ihr damit fertig seid, ist der Feind bereits in Lizan. Gestern habt ihr die Kurden überrascht, und darum wurden sie besiegt; heute aber greifen sie selbst euch an und werden euch verderben!“
    „Herr, das mögen wir nicht hören!“
    „So werdet ihr es erfahren. Leb wohl und tu, was du willst!“
    Ich machte Miene, in das Haus zu treten; er aber hielt mich am Arm zurück.
    „Chodih, rate uns!“
    „Ich kann euch nicht raten; ihr habt mich vorher auch nicht um Rat gefragt.“
    „Wir werden dir dankbar sein!“
    „Das ist nicht notwendig; ihr sollt nur vernünftig sein. Wie kann ich euch beistehen, diejenigen Männer zu besiegen, welche herbeigekommen sind, um mich und meine Gefährten zu befreien?“
    „Ihr seid ja nur meine Gäste, nicht aber meine Gefangenen!“
    „Auch der Bey von Gumri?“
    „Herr, dränge mich nicht!“
    „Nun wohl, ich will nachgiebiger sein, als ihr es verdient. Eilt dem Feind entgegen und nehmt eine Stellung, an welcher er nicht vorüber kann. Die Kurden werden nicht angreifen, sondern einen Boten senden, der sich zuvor nach uns erkundigen soll. Diesen Boten bringt hierher, und dann will ich euch meinen Rat erteilen.“
    „Geh lieber mit, Chodih!“
    „Das werde ich gern tun, wenn ihr mit erlaubt, meinen Diener Halef mitzunehmen, der dort hinter der Mauer bei den Pferden ist.“
    „Ich erlaube es“, sagte der Melek.
    „Aber ich erlaube es nicht“, entgegnete der Raïs.
    Es entspann sich jetzt ein kurzer, aber heftiger Streit, in welchem schließlich der Melek recht behielt, da die andern alle auf seiner Seite standen. Der Raïs warf mir einen wütenden Blick zu, sprang auf sein Pferd und ritt davon.
    „Wo willst du hin?“ rief ihm der Melek nach.
    „Das geht dich nichts an!“ scholl es zurück.
    „Eilt ihm nach und beschwichtigt ihn“, bat der Melek die andern, während ich Halef rief, mein Pferd und das seinige bereitzumachen.
    Dann stieg ich in unsern Raum hinauf, um die Gefährten zu instruieren.
    „Was ist los?“ fragte der Engländer.
    „Die Kurden von Gumri kommen, um uns zu befreien“, antwortete ich.
    „Sehr gut! Yes! Brave Kerls! Meine Flinte her! Werde mit dreinschlagen! Well!“
    „Halt, Sir David! Fürs erste werdet Ihr noch ein wenig hierbleiben und meine Rückkehr erwarten.“
    „Warum? Wo wollt Ihr hin?“
    „Hinaus, um zu unterhandeln und die Sache vielleicht im Guten beilegen zu helfen.“
    „Pshaw! Sie werden wenig Kram mit Euch machen. Sie werden Euch erschießen. Yes!“
    „Das ist höchst unwahrscheinlich.“
    „Darf ich nicht mit?“
    „Nein. Nur ich und Halef.“
    „So geht! Aber wenn ihr nicht wiederkommt, schlage ich ganz Lizan in Grund und Boden! Well!“
    Auch die andern fügten sich. Nur der Bey machte eine Bedingung:
    „Chodih, du wirst nichts ohne meinen Willen tun?“
    „Nein. Ich werde entweder selbst kommen oder dich holen lassen.“
    Damit nahm ich meine Waffen, stieg hinab und sprang in den Sattel. Der Platz vor dem Haus war leer geworden. Nur der Melek wartete auf mich, und einige Bewaffnete

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