13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan
war von Silber und Metall gemacht. Da aber wandten sich diese dem Propheten von Medina zu, und der Herr schüttelte seine Wolken des Zornes über sie aus; sie wurden verstreut in alle Lande. Nur Marah Durimeh war ihrem Gott treu geblieben, und er hat sie gesegnet mit einem hohen Alter, mit einem weisen Herzen und mit großen Reichtümern.“
„Wo hat sie diese Reichtümer, da sie doch keine Wohnung besitzt?“
„Niemand weiß es. Einige sagen, sie habe ihr Gold in der Erde vergraben. Viele aber behaupten, sie habe Macht über die Geister der Tiefe, welche ihr so viel Geld bringen müssen, als sie braucht.“
„Also hat sie dir von mir erzählt?“
„Ja, alles. Alles, was dein Diener in Amadijah von dir berichtet hat. Sie hat mir befohlen, sobald ich höre, daß du in diese Gegend gekommen seist, solle ich hinauf zur Höhle gehen, um den Ruh 'i kulyan zu bitten, dich vor allem Unheil zu behüten. Nun aber wirst du dies selbst tun.“
„Du gehst nicht ganz mit zur Höhle?“
„Nein. Wenn du selbst kommst, so kann ich fern bleiben. Hast du nicht Hunger, Herr? Madana sagte mir, daß du ihr erlaubt hast, dein Mahl zu verzehren.“
„Wer hat dieses Mahl zubereitet?“
„Sie selbst. Der Vater hat es bei ihr bestellt.“
„Warum nicht bei euch?“
„Weil wir nicht wissen sollen, daß er einen Gefangenen verbirgt. Der Mann Madanas ist sein bester Gefährte, und darum hat sie den Befehl erhalten, dich zu bewachen.“
„Wo sind die Männer eures Dorfes?“
„Sie werden sich in der Gegend von Lizan befinden.“
„Was tun sie dort?“
„Ich weiß es nicht.“
„Kannst du es nicht erfahren?“
„Vielleicht. Doch sage, Herr, ob du essen willst!“
Ich antwortete ausweichend.
„Ich verschmähte das Gericht, weil ich nicht gewohnt bin, Schnecken mit Knoblauch zu essen.“
„O, Emir, ich werde dir etwas anderes bringen. In einer Stunde ist es Nacht; ich eile, und dann komme ich wieder, um dir von allem, zu bringen, was wir haben!“
Sie erhob sich eilig, und ich bat:
„Erkundige dich, was eure Männer tun!“
Sie ging und es war auch zur rechten Zeit geschehen; denn noch waren kaum zehn Minuten vergangen, so trat Madana, welche das Mädchen begleitet hatte, in höchster Eile herein.
„Ich muß dich fesseln!“ rief sie. „Mein Mann kommt, gesandt von Nedschir-Bey. Er darf nicht wissen, daß wir miteinander sprechen. Verratet mich nicht!“
Sie band mir die Arme wieder empor und hockte sich dann neben dem Eingang nieder. Ihr altes, runzeliges Gesicht nahm dabei einen unnahbaren, feindseligen Ausdruck an.
Bereits nach wenigen Sekunden erscholl der Hufschlag eines Pferdes. Ein Reiter hielt vor der Hütte an, stieg ab und trat ein. Es war ein alter, hagerer Kerl, welcher jedenfalls nicht seinem Innern, wohl aber ganz gut seinem Äußeren nach zu meiner braven ‚Petersilie‘ paßte. Er trat ohne Gruß zu mir und untersuchte meine Fesseln; als er diese in Ordnung fand, wandte er sich barsch an sein Weib:
„Gehe hinaus und horche nicht!“
Sie verließ lautlos die Hütte, und er kauerte mir gegenüber auf dem Boden nieder. Ich war wirklich neugierig, was mir dieser Petersilius zu sagen habe, dessen Kleidern der bereits beschriebene Duft seiner Madana im Superlativ entströmte.
„Wie heißt du?“ herrschte er mich an.
Natürlich antwortete ich ihm nicht.
„Bist du taub? Ich will deinen Namen wissen.“
Wieder erfolgte das, was der Musiker tacet nennt.
„Mensch, wirst du antworten!“
Bei diesem Befehl versetzte er mir einen Tritt in die Seite. Mit den Händen konnte ich ihn nicht fassen, aber die Beine konnte ich wenigstens so weit bewegen, als nötig war, ihm meine Ansicht von der Sache ohne alle theoretische Auseinandersetzung beizubringen; ich zog die zusammengepreßten Knie empor, stieß sie wieder aus und schnellte mittels dieser Bewegung den Mann vom Erdboden empor, daß er, wie von einem Katapult geschleudert, an die Mauer flog. Sein Knochengerüst mußte von einer ganz vorzüglichen Dauerhaftigkeit sein; er besah sich zwar zunächst von allen Seiten, meinte aber dann im besten Wohlsein:
„Mensch, das wage nicht wieder!“
„Rede höflich, so antwortete ich höflich!“ entgegnete ich nun.
„Wer bist du?“
„Spare solche Fragen! Wer ich bin, das weißt du schon längst.“
„Was wolltest du in Lizan?“
„Das geht dich nichts an.“
„Was wolltest du bei den Berwari-Kurden?“
„Auch dies geht dich nichts an.“
„Wo hast du dein schwarzes Pferd?“
„Es
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