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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Faust und, wenn das zu wenig sein sollte, auch Waffen. Jetzt aber laßt uns in Gemeinschaft zu Abend essen.“
    Während des Mahles wurde auch Mohammed genau instruiert. Halef brachte den Wein und mußte ihn gut verpacken.
    „Den trägst du jetzt zum Mutesselim“, sagte ich ihm.
    „Will er ihn trinken, Sihdi?“ fragte er erstaunt.
    „Er soll ihn verwenden, wozu er ihn braucht. Du gibst das Paket an keinen anderen Menschen als nur an ihn und sagst, daß ich hier die Medizin sende. Und höre! Wenn ich dann mit Selim Agha fortgehe, so gehest du uns heimlich nach und merkst dir das Haus, in welches wir treten, aber genau! Und sollte ich irgendwie gebraucht werden, so kommst du, mich zu holen.“
    „Wo werde ich dich in dem Haus finden?“
    „Du gehst im Flur von der Tür aus ungefähr acht Schritte gradaus und pochest dann rechts an eine Tür, hinter welcher ich mich befinde. Sollte der Wirt dich sehen, der ein Jude ist, so sagest du, daß du den fremden Emir suchest, der aus dem Kruge trinkt. Verstehest du?“
    Er ging mit seinem Paket fort.
    Mohammed Emin befand sich in einer unbeschreiblichen Aufregung. Ich hatte ihn selbst damals, als es im Tal der Stufen galt, seine Feinde gefangen zu nehmen, nicht so gesehen. Er hatte alle seine Waffen angetan und auch die Flinte neu geladen. Ich konnte nicht darüber lächeln. Ein Vaterherz ist eine heilige Sache; ich hatte ja auch einen Vater daheim, der oft für mich der Sorgen und Entbehrungen genug getragen hatte, und konnte also das begreifen.
    Endlich kam Selim Agha von dem Mutesselim zurück. Er verzehrte in der Küche sein Abendbrot, und dann gingen wir heimlich zum Juden. Selim Agha hatte die Wirkung des starken Weines zur Genüge kennengelernt und nahm sich daher sehr in acht. Er trank nur in kleinen Schlückchen und auch sehr langsam.
    Wir mochten bereits dreiviertel Stunden beim Wein sitzen, und noch immer zeigte derselbe keine andere Wirkung auf den Agha, als dieser stiller und träumerischer wurde und sich sinnend in seine Ecke lehnte. Schon stand ich im Begriff, ihn zum Austrinken zu nötigen und zwei neue Krüge bringen zu lassen, als es draußen an die Tür pochte.
    „Wer ist das?“ frug der Agha.
    „Das muß Halef sein.“
    „Weiß er, wo wir sind?“
    „Ja.“
    „Effendi, was hast du getan!“
    „Aber er weiß nicht, was wir tun.“
    „Laß ihn nicht herein!“
    Wie gut, daß ich Halef aufmerksam gemacht hatte!
    Daß er kam, um mich zu holen, war mir Beweis, daß etwas Besonderes passiert sei. Ich öffnete von innen und trat hinaus auf den Flur.
    „Halef!“
    „Sihdi, bist du es?“
    „Ja. Was ist's?“
    „Der Mutesselim ist gekommen.“
    „Das ist schlimm; das kann uns das ganze Werk verderben. Gehe. Wir kommen gleich nach. Aber bleibe stets an der Tür meines Zimmers, damit ich dich sofort habe, wenn ich dich brauche!“
    Ich trat wieder in den kleinen Raum zurück.
    „Selim Agha, es war dein Glück, daß ich dem Hadschi sagte, wo wir sind. Der Mutesselim ist bei dir und wartet auf dich.“
    „Allah illa Allah! Komm schnell, Effendi! Was will er?“
    „Halef wußte es nicht.“
    „Es muß wichtig sein. Eile!“
    Wir ließen den Wein stehen und schritten mit schnellen Schritten unserer Wohnung zu.
    Als wir heim kamen, saß der Kommandant auf meinem Ehrenplatz in meiner Stube, ließ sich von der roten Papierlaterne magisch beleuchten und sog an meinem Nargileh. Er war, als er mich erblickte, so höflich, sich zu erheben.
    „Ah, Mutesselim, du hier in meiner Wohnung! Allah segne deinen Eintritt und lasse es dir Wohlgefallen an meiner Seite!“
    Im stillen aber hatte ich allerdings einen nicht ganz mit dieser höflichen Phrase übereinstimmenden Wunsch.
    „Emir, verzeih, daß ich zu dir heraufstieg. Die Wirtin dieses Hauses, der Allah ein Gesicht gegeben hat wie keiner zweiten, wies mich herauf. Ich wollte mit Selim Agha reden.“
    „So erlaube, daß ich mich wieder entferne!“
    Jetzt war er gezwungen, mich zum Hierbleiben aufzufordern, wenn er nicht ganz und gar gegen alle türkische Bildung verstoßen wollte.
    „Bleib, Emir, und setze dich. Auch Selim Agha mag sich setzen; denn was ich von ihm verlange, das darfst du wissen.“
    Jetzt mußten Reservepfeifen her. Während des Anzündens beobachtete ich den Kommandanten scharf. Das rote Licht der Laterne ließ mich sein Gesicht nicht genau erkennen, aber seine Stimme schien mir jenen Klang zu besitzen, welcher dann zu hören ist, wenn die Zunge ihre gewöhnliche Leichtigkeit zu

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