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13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan

Titel: 13 - Im Schatten des Grossherrn 02 - Durchs wilde Kurdistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Khawaß noch besitzt. Soll ich die Zeugen, daß ich die Wahrheit rede, kommen lassen?“
    „Herr, ich glaube dir! Nehmt diesen Hund gefangen und schafft ihn in das sicherste Loch, welches sich in dem Gefängnis befindet!“
    „Herr, befiehlst du mir, den Makredsch gleich mitzunehmen?“ fragte Selim Agha den Kommandanten.
    „Ja.“
    „Mutesselim, laß ihn zuvor binden“, erinnerte ich. „Er hat einen Fluchtversuch gemacht und wird ihn wiederholen.“
    „Bindet ihn!“
    Sie wurden alle beide abgeführt, und ich blieb mit dem Kommandanten allein zurück. Dieser war von dem Ereignis so angegriffen, daß er sich müde auf den Teppich fallen ließ.
    „Wer hätte das gedacht!“ seufzte er.
    „Du allerdings nicht, Mutesselim!“
    „Herr, verzeihe mir! Ich wußte ja von diesen Dingen nichts.“
    „Gewiß hat der Arnaute den Makredsch vorher getroffen und sich mit ihm verständigt, sonst hätte er es nicht gewagt, gegen uns aufzutreten, da wir doch Grund hatten, ihn bestrafen zu lassen.“
    „Er soll auf keinen Menschen wieder schießen! Erlaube, daß ich dir eine Pfeife reiche!“
    Er ließ noch ein Nargileh kommen und setzte es mit eigener Hand in Brand; dann meinte er in beinahe unterwürfigem Ton:
    „Emir, glaubst du, daß es mein Ernst war?“
    „Was?“
    „Daß ich Geld von dir nehmen wollte?“
    „Ja.“
    „Herr, du irrst! Ich fügte mich in den Willen des Makredsch und hätte dir meinen Teil zurückgegeben.“
    „Aber entfliehen hätte ich dürfen?“
    „Ja. Du siehst, daß ich dein Besten wollte!“
    „Das durftest du nicht, wenn die Anklage gegen mich begründet war.“
    „Wirst du weiter daran denken?“
    „Nein, wenn du machst, daß ich es vergessen kann.“
    „Du sollst nicht wieder daran denken, Emir. Du sollst es vergessen, wie du bereits anderes vergessen hast.“
    „Was?“
    „Die Arznei.“
    „Ja, Mutesselim, die habe ich allerdings vergessen; aber du sollst sie noch heute erhalten; das verspreche ich dir!“
    Da kam einer der Diener herein.
    „Herr, es ist ein Basch Tschausch (Sergeant-Major) draußen“, meldete er.
    „Was will er?“
    „Er kommt aus Mossul und sagt, daß seine Botschaft wichtig sei.“
    „Schick ihn herein!“
    Der Unteroffizier trat ein und übergab dem Kommandanten ein mit einem großen Siegel versehenes Schreiben; es war das Siegel des Anatoli Kasi Askeri; ich erkannte es sogleich. Er erbrach es und las. Dann gab er dem Mann den Bescheid, morgen früh die Antwort abzuholen.
    „Herr, weißt du, was es ist?“ fragte er mich dann, als der Soldat fort war.
    „Ein Schreiben des Oberrichters von Anatolien?“
    „Ja. Er schreibt mir von der Absetzung des Mutessarif und des Makredsch. Diesen letzteren soll ich, sobald er sich hier je erblicken lasse, sofort nach Mossul senden. Ich werde ihn morgen diesem Basch Tschausch mitgeben. Soll ich in meinem Schreiben etwas von dir erwähnen?“
    „Nein. Ich werde selbst schreiben. Aber sende nur eine genügende Bedeckung mit!“
    „Daran soll es nicht fehlen, besonders da noch ein anderer wichtiger Gefangener mitgehen soll.“
    Ich erschrak.
    „Welcher?“
    „Der Araber. Der Anatoli Kasi Askeri befiehlt es mir und sagt, daß der Sohn des Scheik als Geisel nach Stambul gesandt werden solle.“
    „Wann geht der Transport ab?“
    „Am Vormittag. Ich werde jetzt gleich das Schreiben beginnen.“
    „So darf ich dich nicht länger stören.“
    „O Effendi, deine Gegenwart ist mir lieber als alles!“
    „Und dein Auge ist mir wie das Auge des besten Freundes, aber deine Zeit ist kostbar; ich darf sie dir nicht rauben.“
    „Aber morgen früh kommst du?“
    „Vielleicht.“
    „Du sollst bei dem Abgang des Transportes zugegen sein, um zu sehen, daß meine Sorge an alles denkt!“
    „So werde ich kommen. Sallam!“
    „Sallam! Allah sei dein Führer!“
    Als ich nach Hause kam, tönte mir ein heller Ruf entgegen: „Hamdullillah, Effendi, du lebst und bist frei!“
    Es war die ‚Myrte‘. Sie nahm mich bei den Händen und atmete tief auf:
    „Du bist ein großer Held. Deine Diener und der fremde Bote haben es gesagt. Wenn sie dich gefangen genommen hätten, so hättest du den ganzen Palast erschlagen, und vielleicht gar Selim Agha auch.“
    „Ihn nicht, aber die anderen alle; darauf kannst du dich verlassen!“ antwortete ich belustigt.
    „Ja. Du bist wie Kelad der Starke. Dein Bart steht rechts und links wie der Bart eines Panthers, und deine Arme sind wie die Beine eines Elefanten!“
    Das war natürlich

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