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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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nach dem vermissten Mädchen, von dem er annahm, begründet durch die Beschreibung des Fräuleins, dass es sich irgendwo in einem Bett eines Freiers befand und sich aktiver Gesundheit erfreute.
    Die hilfreichen Passagiere brachten das Fräulein Doktor zur Sanitätsstation. Übernächtigt, mit käsigem Gesicht und nervösen Handbewegungen dirigierte Peter Malzer, der Sanitätsoffizier, das blasse Fräulein Doktor auf die Liege. Dr. Mann, der Schiffsarzt, zog eine Spritze auf und vertrieb die neugierigen Helfer.
    Die aufgescheuchte Besatzung holte Kapitän Petersen aus dem Schlaf. Er ließ fürs Erste die Geschwindigkeit der »Polar-Road Star« um etliche Knoten drosseln, um ihre Position nicht zu weit zu verlassen, falls das Mädchen bei dem groben Seegang über Bord gefallen war.
     
    Die Mannschaft startete die Suche nach der Vermissten. Systematisch liefen sie durch die Gänge, doch ihre Suche blieb auch auf den weiteren Decks ohne Erfolg.
    Dann betraten die Seeleute das A-Deck und stemmten sich den harten Böen entgegen. Sie hasteten fröstelnd in nasser Kleidung an den Davits vorbei, an denen die Rettungsboote schaukelten. Spritzwasser schoss zu ihnen hoch, und Wasserpfützen folgten wie Ströme den Schiffsbewegungen.
    Der III. Offizier eilte zum Heck. Als er sich an den Suiten vorbei der Veranda näherte, die das A-Deck mit demÜberbau bildete, blieb er wie angewurzelt stehen. Unter dem matten Lichtstrahl der Bordlampe lag in gekrümmter Haltung eine junge Frau auf dem grünen Stahlboden. Ihr Körper war abgeknickt, und unter dem Innenfell einer Lederjacke hielt sie den Kopf auf die Brust gesenkt, wobei sie an der nassen Stahlwand eine Stütze fand.
    Dem Offizier fuhr es blitzartig durch den Kopf.
    »Nichts anfassen! Der Doktor muss her!«
    Er schritt in den harten Wind und rief die Kollegen zu sich, die ihn nicht verstanden, aber aus seinen wilden Bewegungen schlossen, dass ihr Suchen zwecklos geworden war.
    Betreten scharten sich die Männer um Iris Melchior, die keine Bewegung mehr machte, abgesehen von dem Schwanken, das die »Polar-Road Star« im Kampf mit Sturm und Wasserbergen hervorrief.
    »Ist sie tot?«, fragte überflüssigerweise ein Seemann.
     
    Die Männer spürten die Kälte nicht, zu tief saß der Schock über den Fund des unglücklichen Mädchens, das die Beine etwas angewinkelt an die Stahlplatte lehnte. Ihr Oberkörper war seitlich abgedreht, das lange schwarze Haar lag zottelig verteilt über der Schulterpartie und reichte bis zum Boden.
    Kapitän Petersen erschien. Seine Besatzungsmitglieder machten ihm Platz. Er bückte sich und betrachtete das Mädchen.
    »Da kommt jede Hilfe zu spät. Verdammt! Und das auf meinem Schiff!«, fluchte er, dabei wurde ihm bewusst, dass er jetzt für alle weiteren Schritte die Verantwortung trug, bis die Polizei in Aktion treten konnte.
    Dr. Mann und sein Sanitätsoffizier Malzer brachten eine Trage. Malzer setzte die Medizintasche auf den Boden. Der Schiffsarzt streifte gelassen Gummihandschuhe über seine Hände.
    Die schweren schwarzen Wolken des Islandtiefs, das jetzt über dem Skagerrak wütete, verdunkelten den frühen Morgen.
    Sanitätsoffizier Malzer hielt den Taschenscheinwerfer. Die Szene war gespenstisch. Regen tropfte vom Sonnendeck, während Dr. Mann mit vorsichtigen Griffen den Mädchenkopf aus dem Futter der Jacke hob.
    Das Gesicht war bleich. Die im Strahl der Taschenlampe reflektierenden Kulleraugen stierten geradeaus. Der Mund, nur die Lippen zeigten noch etwas Farbe, war geöffnet vom letzten Atemzug.
    »Die ist umgebracht worden!«, brummte der Arzt. Er erhob sich und sagte zu Kapitän Petersen: »Hat jemand unserer Leute einen Fotoapparat mit Blitzlicht? Ich hätte gern, dass sie so fotografiert wird, wie wir sie hier fanden.«
    Kapitän Petersen war dankbar, denn sein Arzt wies ihm die Richtung.
    Der Funkoffizier, ein leidenschaftlicher Amateurfotograf, der schon Seemotive in einem Kalender veröffentlicht hatte, eilte davon.
    Kapitän Petersen rief dem III. Offizier zu: »Holen Sie ein Stück Kreide aus dem Schulungsraum!«
    Dann entließ er seine Suchmannschaft mit den Worten: »Meine Herren! Ich verlange absolutes Schweigen! Auch keine Tuscheleien mit den übrigen Besatzungsmitgliedern! Wir wissen nicht, wie unsere Filipinos reagieren, wenn sie mit einer ermordeten Frau reisen.«
    Der Funker schoss die Bilder. Er umschlich die Leiche und ließ keine Ecke aus.
    »Herr Kapitän, ich entwickle die Bilder selbst!«, sagte er stolz, als er

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