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13 kleine Friesenmorde

13 kleine Friesenmorde

Titel: 13 kleine Friesenmorde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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und 7 warfen gelegentlich Regen und Graupelböen auf das Deck.
    Das nachlassende Schlingern werden die Passagiere angenehm empfinden und mit in den Morgen nehmen, dachte Petersen. In wenigen Stunden werden sie den Orkan als ein großes Erlebnis in ihre Alltagswelt einordnen und sich über Brötchen hermachen und das skandinavische Frühstück mit den sechs Wurstsorten und fünf Käsearten plündern. Dem toten Mädchen in der Lederjacke ist das nicht mehr vergönnt. Ein tragisches Schicksal auf meinem Schiff.
    Um eventuelle Spuren nicht zu verwischen, hatte er Frau Seebeck, die Zahlmeisterin, in die Kabine 382 E geschickt, die jetzt mit einem Krimi am Bett der schlafenden Dr. Brittö Wache hielt.
     
    Dr. Mann war nach der Pensionierung von der Marine auf die »Polar-Road Star« gekommen. Seine Kinder waren erwachsen und seine Frau lebte nicht mehr. Er liebte die Arbeit an Bord, und als erfahrener Seemann betrachtete er seine Tätigkeit als einen ständigen Urlaub.
    An diesem frühen Morgen jedoch fühlte er sich herausgefordert, als er auf das schöne tote Mädchen blickte.
    »Peter, packen wir das Mädchen auf den OP-Tisch«, sagte er.
    Sie hoben Iris Melchior hoch und legten sie auf die Plastikabdeckung. Dr. Mann schaltete den Strahler an und begann mit der Untersuchung.
    »Wir können ja nicht warten, bis ein Oberarzt in 18 Stunden mit der Arbeit beginnt«, murmelte er.
    Der Sanitätsoffizier hatte Gummihandschuhe übergezogen. Der Geruch von Urin und Kot störte sie nicht, das kannten sie, und sie wussten, dass der Mensch mit Gestank kommt und mit Gestank geht.
    »Hm, dachte ich es mir doch!«, sagte der Arzt. »Sie ist erwürgt worden! Das muss ein Kerl gewesen sein, der Kraft in den Händen hat. Ich glaube, mir wäre das nicht gelungen. Der hat ihr die Wirbel mit abgedreht. Die hat nicht viel gespürt, der Gehirnstrom war sofort unterbrochen.«
    Malzer sah, wie der Arzt den Kopf der Iris Melchior, als hinge er nur noch an Sehnen, gruselig im hellen Licht des Strahlers hin und her bewegte, wobei sich das lange Haar über die weißen starren Brüste zu einem Schleier mit Tausenden von Fäden verteilte und kastanienfarbige Lichtreflexe warf.
    Das Gesicht des Sanitätsoffiziers trug das Weiß der Kacheln. Er hatte seine Handschuhe abgestreift und hielt mit zittriger Hand einen Kuli über das Papier, um die Ergebnisse der Untersuchung festzuhalten.
    Dr. Mann tastete den Bauch der Leiche ab und bemerkte: »Da läuft eine Kratzspur über den Unterbauch. Es sieht so aus, als habe der Mörder ihr unter die Wäsche gegriffen. Dafür spricht auch, dass sie ihr Hemd über dem Schlüpfer trug.«
    Malzer schrieb mit. Der Arzt dozierte weiter: »Ob das Fräulein noch kurz vor ihrem Tode etwas mit einem Mann gehabt hat, das sollen die an Land untersuchen. Ich kann nur feststellen, dass der Mörder das Mädchen von hinten anfiel, ihr in die Hose griff und sie dann erwürgte. Der Tod trat gegen 24 Uhr ein. Dabei lassen wir eine Spanne von 30 Minuten offen.«
    Der Sanitätsoffizier schrieb. Ihm war übel.
    Der Arzt warf ein Leinentuch über die Tote, streifte seine Gummihandschuhe ab und warf sie in den Abfalleimer.
    »Peter, gib mir eine Zigarette!«, sagte er. Malzer reichte ihm die Packung. Dr. Mann rauchte hastig, dabei stierte er auf das weiße Tuch, unter dem Iris Melchior lag.
     
    Das Polizeirevier in der Hafenstadt befand sich in der Nähe des Bahnhofes. An diesem frühen Morgen saß Kriminalrat Kaldenkirchen an seinem Schreibtisch, während die Frühlingssonne durch das Fenster schien. Als das Telefon klingelte, nahm er den Hörer ab.
    »Revier Emsham, Kripoleitung Kaldenkirchen«, meldete er sich.
    »Vermittlung. Ein Direktor Meyerfels von der Polar-Road-Linie. Ich verbinde!«
    Meyerfels kam direkt zur Sache. Er suchte nicht das Vorgespräch. Er berichtete von dem Mord an der Studentin Iris Melchior, nannte die Anzahl der sich an Bord befindlichen Passagiere und gab die Position des Schiffes durch. Er erwartete von ihm die Ratschläge des Sachverstandes.
    »Es geht um einiges«, sagte der Direktor.
    »Sie denken an eine Überprüfung der Passagiere?«, fragte Kaldenkirchen.
    »Ja, bevor sie von Bord gehen«, antwortete Meyerfels.
    »Ich muss mich mit meinen Kollegen beraten. Ich rufe zurück«, sagte Kaldenkirchen und legte auf. Er drückte die Sprechtaste.
    Seine Sekretärin meldete sich.
    »Bitten Sie Knutsen und Nordmann in mein Büro! Es ist äußerst wichtig«, forderte er mit befehlender Stimme.
    Seine

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