13 kleine Friesenmorde
Sekretärin machte sich auf den Weg. Sie eilte über den langen Korridor zum Dienstzimmer 244 und klopfte an.
Die Tür flog auf. Kommissar Nordmann stand im Rahmen. Er trug die Prinz-Heinrich-Mütze, sein Parka hing offen um seine Schultern.
»Na, Pferdchen, da hätte ich dich fast erschlagen«, sagte der Beamte grinsend.
»Ich hatte angeklopft«, sagte Angela Wurps und lachte.
»Pferdchen hat angeklopft«, wiederholte Nordmann ironisch und wandte sich an seinen Kollegen Knutsen, der vor seinem Schreibtisch saß.
Angela Wurps machte schon lange keinen Versuch mehr, diesen lächerlichen Spitznamen loszuwerden. Für die gesamte Dienststelle war sie das Pferdchen, weil ihr Chef Kaldenkirchen es vermied, selbst auch nur einen unnötigen Schritt aus seinem Dienstzimmer zu setzen. Er schickte seine Sekretärin.
Knutsen blickte auf.
»Was liegt an?«, fragte er.
»Der Chef erwartet Sie«, antwortete sie in ihrer hektischen Art.
Angela Wurps war schlank und sah nett aus. Sie trug einen Pullover und eine Cordjeans.
Knutsen schob die Akten beiseite.
»Folgen wir Pferdchen«, sagte er belustigt.
Die Beamten betraten das Dienstzimmer. Kaldenkirchen grüßte und bat die Beamten, Platz zu nehmen. Er kam direkt zur Sache und berichtete von dem schrecklichenVorfall an Bord der »Polar-Road Star«. Er schloss seinen Vortrag mit den Worten: »Da ist guter Rat teuer.«
»Wir benötigen von der Reederei die Passagierliste«, stellte Nordmann fest.
»Ich denke an die Mithilfe der Kollegen vom Zoll und vom Grenzschutz«, schlug Knutsen vor. »Oft buchen Reisende unter falschem Namen. Da kommt keiner unnotiert von Bord.«
»Großartig. Um die Unterstützung von Zoll und Grenzschutz kümmere ich mich«, sagte Kaldenkirchen. »Ihnen bleibt genügend Zeit, alles Weitere in die Wege zu leiten. Meine Herren, ich danke Ihnen. Übernehmen Sie den Fall.«
Die »Polar-Road Star« lief volle 23 Knoten. Der Sturm traf in Böen von Windstärke 6 bis 7 das Schiff aus nordwestlicher Richtung seitlich am Heck und glich mit seiner Schubkraft die Geschwindigkeitsverluste aus, die die welligen Wassermassen hervorriefen.
Kapitän Petersen hatte nach seinem Telefongespräch mit Direktor Meyerfels zu einer Besprechung geladen. In seiner Kabine saßen Dr. Mann, der I. und der II. Offizier und als Vertreter der übrigen Besatzung der Bootsmannsmaat.
Kapitän Petersen eröffnete die Sitzung. Er kam direkt zur Sache. »Um was es geht, ist klar! Meyerfels hat mir, und damit meine ich uns, die volle Handlungsfreiheit zugesprochen. Wir haben einen Mörder an Bord und wissen nicht, ob er sich ein weiteres Opfer sucht oder ob es ihm nur daran liegt, nach seiner schrecklichen Tat in Emsham unentdeckt unser Schiff zu verlassen. Wir sind keine Kriminalbeamten, aber die Erfahrungen aus vielenDienstjahren werden uns helfen, sinnvolle Entscheidungen zu treffen. Führen Sie das Protokoll!«, wandte er sich an den II. Offizier. »Damit wir uns nicht unnütze Arbeit machen, checke ich den Rahmen unserer Möglichkeiten ab. Erstes Ziel ist es, Unruhen unter den Passagieren zu vermeiden. Dabei ist es gleichzeitig unsere Aufgabe, einen zweiten Mord zu verhindern, ohne mögliche Opfer warnen zu können. Das wäre es, meine Herren! Ich gebe die Diskussion frei.«
Kapitän Petersen besaß Autorität und konnte es sich leisten, Abstand zu halten und in Zusammenfassungen seine Gedanken und Vorstellungen einfließen zu lassen.
Nach einer Stunde las der II. Offizier die Ergebnisse der Sitzung in knappen Sätzen vor.
»1. Die Ruhepausen der Offiziere werden verkürzt.
2. Die Wachen, eingeteilt nach einem neuen Plan, gehen in Zivil ohne Uniformen.
3. Dr. Brittö zieht in eine Kabine des A-Decks um.
4. Die Kabine 382 E wird bewacht.
5. Der Nachmittagsfilm wird ausgetauscht. Es wird »Charlys Tante« aufgeführt.
6. Sauna- und Schwimmbadpreise werden auf Sonderangebotshöhe gesenkt.
7. Die Musikgruppe beginnt den Tanztee in der Disko eine Stunde früher als vorgesehen. Der Duty-Free-Shop öffnet ebenfalls um 14 Uhr.«
Mit diesen Maßnahmen hofften die Verantwortlichen, die »Polar-Road Star« ohne weitere Opfer in den Heimathafen zu steuern, denn sie erwarteten zusätzlich von den abflauenden Winden eine Belebung der Decks. Die Frischluftfanatiker halfen ihnen, die Sicherheit des Schiffes zu erhöhen.
»Junge, war das eine Nacht!«, stöhnte Warfner. »Ich hatte ?canal grande?. Das hat tüchtig geblasen. Als ich zur Toilette war, bebte das Schiff. Da war
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