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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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bei Colossus arbeite.
    Anders als Kilfoyle und Greenham, die hatten nachdenken müssen, ehe sie angeben konnten, wie lange sie schon bei der Organisation waren, antwortete Griff: »Vierzehn Monate«, ohne zu zögern.
    »Und davor?«, wollte Barbara wissen.
    »Sozialarbeit. Ursprünglich hab ich Medizin studiert und wollte Pathologe werden, bis ich feststellen musste, dass ich den Anblick von Leichen nicht gut ertragen konnte, da hab ich zur Psychologie gewechselt. Und Soziologie. Ich habe in beiden einen cum-laude- Abschluss.«
    Das war ziemlich beeindruckend und obendrein leicht zu überprüfen. »Wo haben Sie gearbeitet?«, erkundigte sich Barbara.
    Er antwortete nicht gleich, also schaute sie wieder von ihrem Notizbuch auf. Sie stellte fest, dass er sie anstarrte, und sie wusste, er hatte es darauf angelegt, dass sie aufschaute, und er genoss den Triumph, sie dazu gezwungen zu haben. Sie wiederholte ihre Frage.
    Schließlich sagte er: »Eine Zeit lang in Stockwell.«
    »Und davor?«
    »Lewisham. Ist das wichtig?«
    »Im Moment ist alles wichtig.« Barbara ließ sich viel Zeit, »Stockwell« und »Lewisham« in ihr Notizbuch zu schreiben. Dann fragte sie: »Und als was genau?«, und verzierte den letzten Buchstaben mit einem kleinen Schnörkel.
    »Was genau was?«
    »Welche Art von Sozialarbeit? Pflegekinder? Bewährungshelfer? Alleinerziehende Muttis? Was?«
    Er antwortete zum zweiten Mal nicht. Barbara argwöhnte, er spiele wieder sein Machtspielchen, aber sie schaute trotzdem auf. Dieses Mal blickte er jedoch nicht sie, sondern den Fußballer auf dem Poster an, der vorgab, in seine ledergebundene Ausgabe von Bleak House vertieft zu sein. Barbara wollte ihre Frage schon wiederholen, als Griff zu einer Entscheidung über irgendetwas zu kommen schien.
    Er sagte: »Sie können es genauso gut von mir erfahren. Sie finden es ja sowieso raus. Ich bin aus beiden Stellungen entlassen worden.«
    »Weswegen?«
    »Ich komme nicht immer gut mit Vorgesetzten zurecht, insbesondere, wenn sie weiblich sind. Manchmal ...« Er schenkte ihr wieder seine ganze Aufmerksamkeit - zwei dunkle, unergründliche Augen, die sie zwangen, den Blickkontakt zu halten. »Bei dieser Art von Arbeit kommt es immer mal wieder zu Meinungsverschiedenheiten. Das muss so sein. Wir haben es mit menschlichen Schicksalen zu tun, und jedes Schicksal unterscheidet sich vom anderen, oder?«
    »Kann man so sagen«, stimmte Barbara zu, die neugierig war, worauf er hinauswollte. Er ließ sie nicht lange im Ungewissen.
    »Na ja. Ich neige dazu, meine Meinung mit Nachdruck zu vertreten, und Frauen neigen dazu, das in den falschen Hals zu bekommen. Es läuft immer darauf hinaus, dass ich ... sagen wir, missverstanden werde, in Ermangelung eines besseren Wortes.«
    Ah, da haben wir's, dachte sie, die Missverstanden-Nummer. Sie war nur nicht an der Stelle gekommen, wo Barbara sie erwartet hätte. »Aber Ulrike hat dieses Problem nicht mit Ihnen?«
    »Bisher nicht«, sagte er. »Aber Ulrike diskutiert auch gern. Sie hat keine Angst vor einer vitalen Debatte im Team.«
    Oder ganz anderen vitalen Betätigungen, fuhr es Barbara durch den Kopf. Das besonders. »Sie und Ulrike stehen einander also nahe?«
    Er war nicht gewillt, sich darauf einzulassen. »Sie leitet diese Organisation.«
    »Was ist, wenn Sie nicht hier bei Colossus sind?«
    »Was genau fragen Sie mich?«
    »Ob Sie Ihre Chefin vögeln. Vermutlich überleg ich, wie die anderen Einstufungsleiter es wohl fänden, wenn Sie und Ulrike nach Feierabend gelegentlich ein Nümmerchen schieben. Oder auch alle anderen. War es das, warum Sie Ihre beiden letzten Jobs verloren haben?«
    »Sie sind nicht gerade besonders nett, oder?«, entgegnete er ruhig.
    »Nicht mit fünf Leichen, deren Ermordung aufgeklärt werden muss.«
    »Fünf ...? Sie können doch unmöglich den Schluss ziehen ... Mir wurde gesagt ... Ulrike hat gesagt, Sie sind wegen ...«
    »Kimmo hier, genau. Aber das ist nur einer von zwei Toten, die wir bisher identifizieren konnten«, erwiderte Barbara.
    »Aber Sie haben gesagt, Sean ... Sean wird nur vermisst, richtig? Er ist nicht tot ... Sie wissen noch nicht ...«
    »Wir haben heute Morgen ein Opfer entdeckt, bei dem es sich um Sean handeln könnte, und ich bin überzeugt, das hat Ulrike Ihnen gesteckt. Dann haben wir noch einen gewissen Jared Salvatore identifiziert und drei weitere, die noch darauf warten, dass ihre Namen ermittelt werden. Fünf insgesamt.«
    Er sagte kein Wort, aber aus irgendeinem

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