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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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trug.
    Ein Blick auf sie erklärte Lynley allerhand. Oni war exquisit: von reinstem Nachtschwarz, jahrhundertealtes Blut, von jeder Rassenmischung unberührt. Sie war, was Savidge niemals sein konnte, weil es die Valiant Sheba gegeben hatte. Und außerdem war sie wirklich nicht das, was ein vernünftiger Mann mit einer Schar männlicher Teenager allein lassen würde.
    »Mrs. Savidge«, grüßte Lynley.
    Das Mädchen lächelte und nickte. Sie schaute ihren Mann an, als bedürfe sie seiner Führung. Sie sagte: »Du vielleicht wollen ...?« und geriet ins Stocken, als gehe sie in Gedanken die ihr bekannten Wörter und Grammatikregeln durch, die sie kaum verstand.
    »Es geht um Sean, Liebling«, erklärte Savidge. »Wir wollen dich nicht davon abhalten, auf der Kora zu üben. Warum spielst du nicht hier unten weiter, während ich dem Polizisten oben Seans Zimmer zeige?«
    »Ja«, stimmte sie zu. »Dann spiele ich.« Sie ging zum Sofa und stellte die Kora vorsichtig auf den Boden. Als sie sich abwenden wollten, sagte sie: »Es ist sehr unsonnig heute, nein? Noch ein Monat vergeht. Bram, ich ... entdecke ...
    nein, nicht entdecke, ist nicht ... ich lerne heute Morgen ...«
    Savidge zögerte. Lynley nahm eine Veränderung an ihm wahr, als habe sich eine Spannung abgebaut. »Wir reden später, Oni«, sagte der Reverend.
    »Ja«, antwortete sie. »Und das andere auch? Wieder?«
    »Vielleicht. Das andere.« Rasch führte er Lynley zur Treppe. Er ging voraus zu einem Zimmer im rückwärtigen Teil des Hauses. Als sie eingetreten waren, hatte er offenbar das Bedürfnis, etwas zu erklären. Er schloss die Tür und sagte: »Wir wollen ein Baby. Bislang hat es nicht geklappt. Das war es, was sie meinte.«
    »Das ist bitter«, erwiderte Lynley.
    »Sie macht sich Sorgen deswegen. Sie fürchtet, dass ich sie ... ich weiß nicht ... verstoße oder so etwas. Aber sie ist vollkommen gesund. Perfekt gebaut. Sie ist ...« Savidge unterbrach sich, als werde ihm plötzlich bewusst, wie nahe er selbst daran war, jemandes »Zuchtpotenzial« zu beschreiben. Er beschloss, einen völlig neuen Kurs einzuschlagen, und sagte: »Wie auch immer. Das hier ist Seans Zimmer.«
    »Haben Sie Ihre Frau gefragt, ob er hier war? Angerufen oder sich irgendwie gemeldet hat?«
    »Sie geht nicht ans Telefon«, erklärte Savidge. »Ihr Englisch ist noch nicht gut genug. Es mangelt ihr an Selbstsicherheit.«
    »Sonst irgendetwas?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich meine, haben Sie sie nach Sean gefragt.«
    »Das war nicht nötig. Sie hätte es mir erzählt. Sie weiß, dass ich in Sorge bin.«
    »Wie ist ihre Beziehung zu dem Jungen?«
    »Was hat das damit zu tun ...?«
    »Mr. Savidge, ich muss diese Fragen stellen«, erwiderte Lynley und sah ihn unverwandt an. »Ihre Frau ist offensichtlich deutlich jünger als Sie.«
    »Sie ist neunzehn Jahre alt.«
    »Altersmäßig ihrem Pflegesohn näher als Ihnen, habe ich Recht?«
    »Das hier hat nichts mit meiner Ehe, meiner Frau oder meiner Situation zu tun, Superintendent.«
    Oh, das hat es sehr wohl, dachte Lynley. »Sie sind was? Zwanzig Jahre älter als sie?«, fragte er. »Fünfundzwanzig Jahre älter? Und in welchem Alter waren die Jungen?«
    Savidge schien vor seinen Augen zu wachsen, und Empörung färbte seine Erwiderung: »Hier geht es um einen vermissten Jungen. In einer Situation, wo andere Jungen im gleichen Alter ebenfalls verschwunden sind, wie man in den Zeitungen liest. Also, wenn Sie glauben, dass ich mich von Ihnen manipulieren lasse, nur weil Sie Ihre Ermittlung in den Sand gesetzt haben, dann wechseln Sie lieber den Kurs.« Er wartete keine Antwort ab. Stattdessen trat er an ein Regal, auf dem ein kleiner CD-Spieler und eine Reihe Taschenbücher standen, die unberührt aussahen. Vom oberen Bord nahm er ein Foto in einem schlichten Holzrahmen und drückte es Lynley rüde in die Finger.
    Das Foto zeigte Savidge selbst in seinem afrikanischen Gewand, den Arm um die Schultern eines Jungen in einem übergroßen Trainingsanzug gelegt. Der Junge trug das Haar in Dreadlocks, die so aussahen, als sollten sie noch wachsen. Sein Gesichtsausdruck war voller Argwohn wie der eines Hundes, der nach dem Gassigehen zu oft im Tierheim in Battersea gelandet ist. Seine Haut war sehr dunkel, nur eine Schattierung heller als die von Savidges Frau. Außerdem war er unzweifelhaft der Junge, dessen Leichnam sie heute Morgen gefunden hatten.
    Lynley sah auf. Hinter Savidges Schultern erkannte er Poster an den Wänden: Louis

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