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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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gegen halb acht vielleicht? Acht? Aber er hat ja einen Schlüssel, oder?«
    Richtig, dachte sie. Griff konnte kommen und gehen, wie es ihm beliebte, und das hatte sich in der Vergangenheit oft als nützlich erwiesen, wenn sie eine Geheimkonferenz abhalten wollten. Sie hatten vor den Teambesprechungen und nach Feierabend Strategien geplant. Ich sehe dieses Problem so und so, Griffin. Was meinst du?
    »Du hast wahrscheinlich Recht«, antwortete sie. »Es kann noch Stunden dauern, bis sie wiederkommen.«
    »Gar zu spät wird es aber bestimmt nicht. Mit der Dunkelheit und so. Und auf dem Fluss muss es höllisch kalt sein. Ganz unter uns, ich versteh nicht, warum die Einstufungsleiter zu dieser Jahreszeit überhaupt Kajakrudern als Aktivität aussuchen. Mir scheint, eine Wanderung wär besser. Ein Naturpfad in den Cotswolds oder so was. Pfadfinden von einem Dorf zum anderen. Am Ende hätten sie einkehren und etwas essen können.« Er fuhr fort, die T-Shirts und Sweatshirts in den Schrank zu räumen.
    »Das hättest du gemacht?«, fragte sie. »Sie auf eine Wanderung geschickt? Irgendwo, wo es sicher ist?«
    Er schaute über die Schulter. »Vielleicht bedeutet es ja gar nichts, weißt du.«
    »Was?«
    »Sean Lavery. Manchmal hauen sie einfach ab, diese Kids.«
    Ulrike wollte ihn fragen, wieso er glaubte, er kenne die Jugendlichen bei Colossus besser als sie. Doch die Wahrheit war, dass er sie vermutlich wirklich besser kannte, denn sie war seit etlichen Monaten abgelenkt. Jugendliche waren zu Colossus gekommen und wieder gegangen, aber sie war mit ihren Gedanken anderswo gewesen.
    Und das könnte sie ihren Job kosten, wenn es dazu kam, dass der Stiftungsvorstand jemanden suchte, den er für das, was hier vorging, verantwortlich machen konnte ... Falls überhaupt etwas vorging. All die Stunden, Tage, Wochen, Monate und Jahre, die sie dieser Organisation gewidmet hatte - alles im Handumdrehen zunichte. Sie würde einen anderen Job finden, aber nicht in einer Einrichtung wie Colossus, mit all dem Potenzial, um das zu tun, was ihrer festen Überzeugung nach so dringend getan werden musste in England: Veränderungen an der Wurzel herbeizuführen, und diese Wurzel war die Psyche jedes einzelnen Kindes.
    Wohin war all das nur entschwunden? Sie hatte ihre Arbeit bei Colossus in dem festen Glauben begonnen, etwas verändern zu können. Und genau das hatte sie getan, bis zu dem Tag, da Griffin Charles Strong seinen Lebenslauf auf ihren Schreibtisch gelegt und seine fesselnden dunklen Augen auf ihr Gesicht gerichtet hatte. Und selbst da war es ihr noch monatelang gelungen, sich mit einer Aura kühler Professionalität zu umgeben, war sie sich der Gefahren doch voll und ganz bewusst, die es barg, wenn sie sich mit irgendjemandem an ihrem Arbeitsplatz einließ.
    Im Laufe der Zeit war ihre Entschlossenheit schwächer geworden. Vielleicht, wenn sie ihn nur einmal berühren konnte, hatte sie gedacht. Diesen wundervollen Schopf lockiger, dichter Haare oder diese breiten Rudererschultern unter dem dicken Seemannspulli oder den Unterarm mit der Ledermanschette am Handgelenk. Ihn zu berühren war schließlich eine Besessenheit geworden, sodass der einzige Weg, sich von dieser Vorstellung zu befreien, gewesen war, es zu tun. Sie hatte einfach die Hand über den Konferenztisch ausgestreckt und auf sein Handgelenk gelegt, um ihre Zustimmung zu einer Bemerkung, die er während einer Teambesprechung gemacht hatte, zu unterstreichen, und hatte einen wohligen Schauer der Verblüffung verspürt, als er seine freie Hand um ihre schloss und sie kurz drückte. Sie hatte sich gesagt, das sei nur passiert, weil er ihre Unterstützung für seine Ideen zu schätzen wusste. Doch es gab Zeichen ... und dann gab es noch mehr Zeichen. ...
    Sie sagte zu Robbie Kilfoyle: »Überprüfe noch mal, ob alle Türen abgeschlossen sind, wenn du hier fertig bist, ja?«
    »Mach ich«, sagte er, und sie spürte seinen neugierigen Blick im Rücken, als sie zu ihrem Büro zurückkehrte.
    Dort ging sie an den Aktenschrank. Sie hockte sich vor die unterste Schublade, die sie auch im Beisein der Polizeibeamten geöffnet hatte. Sie blätterte die braunen Aktendeckel durch, bis sie den gefunden hatte, den sie brauchte. Sie stopfte ihn in den Leinenbeutel, den sie anstelle eines Aktenkoffers benutzte, dann suchte sie ihre Fahrradmontur zusammen und ging in die Damentoilette, um sich für die lange Heimfahrt umzuziehen. Sie ließ sich viel Zeit, horchte hoffnungsvoll auf ein

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