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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sagte: »Wir unterhalten uns in meinem Büro, Constable.« Er verließ die Einsatzzentrale mit einem »An die Arbeit«, und Barbara blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Sie stellte fest, dass niemand sie anschaute, als sie hinter Lynley hinausging.
    Sie musste sich beeilen, um mit ihm Schritt zu halten, und das Herr-und-Hund-Gefühl dieser Umstand hervorrief, gefiel ihr nicht. Sie wusste, sie hatte einen Bock geschossen, indem sie vergessen hatte, den Stand auf dem Camden Lock Market zu überprüfen, und wahrscheinlich hatte sie dafür eine Standpauke verdient, aber andererseits hatte sie ihnen mit Strong, Greenham, Veness und Kilfoyle eine ganz neue Ermittlungsrichtung eröffnet, oder etwa nicht, und das musste doch auch etwas zählen.
    Doch im Büro des Superintendent stellte sich heraus, dass Lynley diese Sichtweise nicht teilte. Er sagte: »Schließen Sie die Tür, Havers«, und nachdem sie der Bitte gefolgt war, ging er zu seinem Schreibtisch. Doch statt dort Platz zu nehmen, lehnte er sich lediglich an und betrachtete sie. Er wies ihr einen Stuhl zu und ragte dann turmhoch über ihr auf.
    Sie verabscheute das Gefühl, das diese Position ihr gab, zutiefst, aber sie war wild entschlossen, dass dieser Abscheu sie nicht beherrschen sollte. »Ihr Foto war auf der Titelseite des Standard, Sir«, sagte sie. »Gestern Nachmittag. Meines auch, und das von Hamish Robson. Wir standen vor dem Shand-Street-Tunnel. Sie wurden namentlich genannt. Das ist nicht gut.«
    »Das kommt vor.«
    »Aber mit einem Serienmörder ...«
    »Constable«, unterbrach er, »sagen Sie mir eines: Versuchen Sie absichtlich, sich in den Fuß zu schießen, oder kommt all dies aus Ihrem Unterbewusstsein?«
    »All dies ...? Was?«
    »Sie hatten einen Auftrag. Camden Lock Market. Sie sollten sich auf dem Heimweg darum kümmern, Herrgott noch mal. Oder meinetwegen auch auf dem Weg hierher. Ist Ihnen eigentlich klar, wie es auf die anderen wirken muss, wenn Sie - wie Sie es ausdrücken - dergleichen einfach vergessen? Wenn Sie Ihren Dienstgrad zurückwollen, wovon ich ausgehe, und wenn Sie sich darüber im Klaren sind, wovon ich ebenfalls ausgehe, dass das allein davon abhängt, ob Sie als Teil eines Teams funktionieren können, wie gedenken Sie Ihr Ziel dann zu erreichen, wenn Sie einsame Entscheidungen darüber treffen, was an dieser Ermittlung wichtig ist und was nicht?«
    »Sir, das ist nicht fair«, protestierte Barbara.
    »Und dies ist auch nicht Ihr erster Alleingang«, fuhr Lynley fort, als hätte sie nichts gesagt. »Wenn ich je einen Polizisten mit professioneller Todessehnsucht gesehen habe ... Was, zum Teufel, haben Sie sich eigentlich gedacht? Verstehen Sie denn nicht, dass ich nicht ewig Ihretwegen intervenieren kann? Immer wenn ich gerade anfange zu glauben, dass ich Sie wieder integriert habe, geht alles von vorn los.«
    »Alles was?«
    »Ihre infernalische Dickköpfigkeit. Ihre Neigung, immer die Zügel an sich zu reißen, statt sich lenken zu lassen. Ihre ewige Insubordination. Ihre Unfähigkeit, wenigstens vorzugeben, Teil eines größeren Teams zu sein. Wir haben diese Unterhaltung früher schon geführt. Wieder und wieder. Ich tue mein Bestes, Sie zu schützen, aber ich schwöre, wenn das nicht aufhört ...« Er hob beide Hände. »Sehen Sie zu, dass Sie zum Camden Lock Market kommen, Havers. Zu Wendy's Rainbow oder wie, zum Teufel, es auch immer heißen mag.«
    »Wendy's Cloud«, verbesserte Barbara ausdruckslos. »Aber der Stand ist vielleicht noch nicht geöffnet, weil ...«
    »Dann machen Sie die Frau eben ausfindig, verdammt noch mal! Und bis dahin will ich Ihr Gesicht nicht sehen, Ihre Stimme nicht hören, überhaupt nicht wissen, dass Sie auf diesem Planeten existieren. Ist das klar?«
    Barbara starrte ihn an. Und ihr Starren verwandelte sich in eine Betrachtung. Sie hatte lange genug mit Lynley zusammengearbeitet, um zu wissen, wie unähnlich dieser Ausbruch ihm sah, ganz gleich, wie sehr sie seine Zurechtweisung verdient haben mochte. Im Geiste ging sie mögliche Gründe durch, warum er so angespannt war: ein weiteres Opfer, ein Streit mit Helen, ein Zusammenstoß mit Hillier, Probleme mit seinem jüngeren Bruder, ein platter Reifen auf dem Weg zur Arbeit, zu viel Koffein, zu wenig Schlaf ... Aber dann wusste sie auf einmal ganz genau, was es war, so genau, wie sie Lynley kannte.
    Sie sagte: »Er hat Kontakt mit Ihnen aufgenommen, stimmt's? Das Schwein hat Ihren Namen in der Zeitung gelesen und Sie

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