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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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hatte mit zur Seite geneigtem Kopf gelauscht, und sein Gesicht trug einen Ausdruck väterlicher Nachsicht, den, so wusste Lynley, Havers ganz besonders verabscheute.
    »So weit bin ich noch nicht gekommen«, räumte sie ein. »Aber die Chancen stehen gut, dass die Gunnersbury-Park-Leiche auch jemand von Colossus war. Und die Chancen stehen noch besser, dass Gunnersbury Park nur einen Steinwurf von der Wohnung irgendeines Colossus-Mitarbeiters entfernt liegt. Also, alles, was wir tun müssen, ist, uns die Namen und Adressen aller Angestellten dort zu besorgen. Auch von den Ehrenamtlern. Denn das können Sie mir glauben, Sir, irgendwer dort versucht, die Einrichtung in Verruf zu bringen.«
    John Stewart schüttelte den Kopf. »Das gefällt mir nicht, Tommy. Ein Serienmörder, der seine Opfer in seiner unmittelbaren Umgebung sucht? Ich sehe nicht, wie das mit dem zusammenpassen soll, was wir über Serienmörder im Allgemeinen und über diesen im Besonderen wissen. Wir haben festgestellt, dass das hier ein intelligenter Kerl ist, und es wäre verrückt, zu glauben, dass er dort angestellt ist, ehrenamtlich arbeitet oder sonst was. Er müsste doch wissen, dass wir früher oder später dahinterkommen, und was dann? Wenn wir ihm auf die Schliche kämen, was sollte er dann machen?«
    Havers konterte: »Sie können doch unmöglich glauben, es sei ein gewaltiger Zufall, dass alle Opfer, die wir bislang identifiziert haben, mit Colossus zu tun hatten.« Stewart warf ihr einen Blick zu, und sie fügte »Sir« hinzu, als sei es ihr gerade noch rechtzeitig eingefallen. »Bei allem Respekt, aber das ergibt keinen Sinn.« Sie holte noch ein Notizbuch aus ihrer verschrammten Schultertasche. Lynley erkannte die Anwesenheitskladde, die sie heimlich am Empfang von Colossus hatten mitgehen lassen. Havers schlug sie auf, blätterte ein paar Seiten um und sagte: »Und hören Sie sich das an. Ich hab mir das hier auf dem Rückweg vom Eastend eben mal angeschaut. Sie werden's nicht glauben ... Verdammt, was für Lügner.« Sie las vor, während sie die Seiten durchsah. »Jared Salvatore elf Uhr, Jared Salvatore vierzehn Uhr zehn, Jared Salvatore neun Uhr vierzig. Und, verdammt noch mal, Jared Salvatore fünfzehn Uhr zweiundzwanzig.« Sie knallte die Kladde auf den Konferenztisch, die über die Platte schlitterte und John Stewarts säuberlich zusammengestellten Bericht auf den Fußboden beförderte.
    »Geh ich recht in der Annahme, dass keine einzige Kochschule in London je von Jared Salvatore gehört hat? Warum auch, wenn er seinen Kochkurs bei Colossus gemacht hat? Und genau da ist unser Mörder. Dort wählt er sie aus. Er arrangiert die Sache sehr professionell, und er glaubt nicht, dass wir ihn je schnappen.«
    »Das passt zu einer von Robsons Theorien«, merkte Lynley an. »Der Mörder sei von seiner Allmacht überzeugt. Ist es so ein großer Schritt? Einerseits Leichen an öffentlichen Plätzen abzulegen, andererseits bei Colossus zu arbeiten? In beiden Fällen rechnet er nicht damit, gefasst zu werden.«
    »Wir müssen jeden einzelnen dieser Kerle observieren«, sagte Havers. »Und zwar jetzt gleich.«
    »Dafür haben wir nicht genug Leute«, wandte John Stewart ein.
    »Dann müssen wir sie besorgen. Und außerdem müssen wir jeden von ihnen vernehmen, sie überprüfen, sie fragen, ob ...«
    »Wie ich sagte, wir haben hier ein Personalproblem.« Stewart wandte sich von Havers ab. Es schien ihm nicht zu gefallen, wie sie diese Besprechung an sich gerissen hatte. »Das sollten wir nicht vergessen, Tommy. Und wenn unser Mörder von Colossus kommt, wie Constable Havers meint, dann müssen wir auch jeden anderen unter die Lupe nehmen, der dort arbeitet. Und die ›Klienten‹ der Einrichtung. Die Teilnehmer oder Patienten oder wie sie sich auch immer nennen. Ich schätze, in dem Laden laufen genug jugendliche Straftäter rum, dass es für ein Dutzend Morde reicht.«
    »Damit würden wir nur unsere Zeit verschwenden«, bekundete Havers, und an Lynley gewandt: »Sir, hör'n Sie mich an .«
    »Ihre Argumente sind zur Kenntnis genommen, Havers«, unterbrach er. »Was haben Sie von Griffin Strong über das Kind erfahren, das in Stockwell gestorben ist?«
    Constable Havers zögerte. Sie schien verlegen.
    »Verflucht noch mal«, sagte John Stewart. »Havers, haben Sie etwa nicht ...«
    »Na ja, als ich von der Leiche in dem Lagerhaus gehört habe ...«, begann sie hastig, nur um von Stewart unterbrochen zu werden.
    »Also, Sie haben sich noch gar

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