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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Colossus-Jungen waren?«
    »Ja«, sagte er. »Und da die Jungen, die wir bislang identifiziert haben, jedem in der Gesellschaft verzichtbar schienen, wenn wir einmal von ihren Familien absehen, hatte unser Mörder nichts zu befürchten.«
    »Also, was machen wir als Nächstes?«
    »Wir sammeln mehr Informationen«, Lynley erhob sich und betrachtete sie versonnen. Eine unmögliche Erscheinung und hoffnungslos stur. Sie machte ihn wahnsinnig und würde ihn vermutlich vorzeitig ins Grab bringen. Aber sie war auch gescheit, und deswegen hatte er es zu schätzen gelernt, sie an seiner Seite zu haben. Er sagte: »Wissen Sie, was die Ironie an der Geschichte ist, Barbara?«
    »Was?«, fragte sie.
    »John Stewart ist Ihrer Meinung. Das hat er gesagt, unmittelbar bevor Sie hereinkamen. Er glaubt auch, es könnte Colossus sein. Das hätten Sie vielleicht festgestellt, wenn ...«
    »... ich die Klappe gehalten hätte.« Havers schob den Stuhl zurück, um aufzustehen. »Also erwarten Sie, dass ich vor ihm krieche? Mich bei ihm einschleime? Selber strammstehe? Ihm um elf den Kaffee und um vier den Tee reinbringe? Was?«
    »Versuchen Sie einfach ausnahmsweise mal, Problemen aus dem Weg zu gehen«, schlug Lynley vor. »Versuchen Sie, das zu tun, was Ihnen gesagt wird.«
    »Und das ist im Moment was?«
    »Griffin Strong und der Junge, der gestorben ist, während Strong in Stockwell beim Jugendamt gearbeitet hat.«
    »Aber die anderen Opfer ...«
    »Havers, niemand widerspricht Ihnen, was die anderen Opfer betrifft. Aber wir werden bei dieser Ermittlung nicht im Zickzackkurs vorgehen, so sehr Sie das auch wollen. Sie haben eine Runde gewonnen. Jetzt kümmern Sie sich um den Rest.«
    »In Ordnung«, sagte sie, auch wenn es unwillig klang. Sie griff nach ihrer Schultertasche, um an die Arbeit zurückzukehren. An der Tür blieb sie stehen und drehte sich noch einmal zu ihm um. »Welche Runde war das?«
    »Sie wissen, welche Runde«, erwiderte er. »Kein Junge ist sicher, der per gerichtlicher Verfügung zu Colossus geschickt wird.«

14
    »Anton was?«, fragte Ulrike Ellis am Telefon. »Könnten Sie mir den Nachnamen buchstabieren?«
    Am anderen Ende der Leitung nannte der Detective, dessen Namen Ulrike bereits wieder verdrängt hatte, die Buchstaben R-e-i-d. Er fügte hinzu, dass die Eltern von Anton Reid, der aus Furzedown verschwunden und schließlich als das erste von fünf Opfern des Serienmörders identifiziert worden war, Colossus als eine der Einrichtungen genannt hatten, die ihr Sohn in den Monaten vor seinem Tod regelmäßig aufgesucht hatte. Er bat die Leiterin, dies zu bestätigen. »Und wir benötigen eine Liste aller Kontakte, die Anton bei Colossus hatte, Madam.«
    Ulrike ließ sich von der höflichen Form dieser Bitten nicht täuschen. Trotzdem versuchte sie, Zeit zu gewinnen. »Furzedown ist südlich der Themse, und da wir hier ziemlich bekannt sind, Constable ...?« Sie wartete auf den Namen.
    »Eyre«, antwortete er.
    »Constable Eyre«, wiederholte sie. »Was ich meine, ist, es besteht die Möglichkeit, dass dieser Anton Reid seinen Eltern lediglich gesagt hat, er gehe zu Colossus, während er die Zeit in Wirklichkeit mit etwas anderem verbracht hat. Das kommt vor, wissen Sie.«
    »Nach Aussage der Eltern ist er per Verfügung des Jugendgerichts zu Ihnen gekommen. Sie müssten ihn also in den Akten haben.«
    »Jugendgericht, sagten Sie? Dann muss ich mal nachschauen. Wenn Sie mir Ihre Nummer geben, ruf ich zurück, nachdem ich die Akten geprüft habe.«
    »Wir wissen definitiv, dass er in Ihrer Einrichtung verkehrt hat, Madam.«
    »Vielleicht wissen Sie das, Constable ...?«
    »Eyre«, sagte er.
    »Ja, natürlich. Vielleicht wissen Sie das, Constable Eyre. Aber im Moment weiß ich nichts davon. Also muss ich die Akten durchsehen, und wenn Sie mir Ihre Nummer geben, melde ich mich wieder.«
    Ihm blieb nichts anderes übrig. Er konnte einen Durchsuchungsbeschluss erwirken, aber das kostete Zeit. Außerdem kooperierte sie ja. Niemand konnte etwas anderes behaupten. Aber sie kooperierte eben zu ihren Bedingungen, nicht zu seinen.
    Detective Constable Eyre nannte seine Telefonnummer, und Ulrike schrieb sie mit. Sie hatte nicht die Absicht, sie zu benutzen - ihm Bericht zu erstatten wie ein Schulmädchen, das ins Büro der Direktorin einbestellt wurde -, aber sie wollte die Nummer haben, um sie demjenigen unter die Nase zu halten, der hier aufkreuzen und Fragen über Anton Reid stellen würde. Denn irgendwer würde mit

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