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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Persönlichkeit zu tun. Er wird entweder von anderen dominiert oder glaubt, dominiert zu werden. Er weiß nicht, wie er aus einer Situation herauskommen soll, in der er weniger Macht hat als die anderen, und insbesondere weiß er nicht, wie er aus der Situation herauskommen soll, in der er sich momentan befindet.«
    »Die Morde, meinen Sie?«, hakte Hillier nach.
    »O nein«, antwortete Robson. »Er sieht sich absolut in der Lage, die Polizei an der Nase herumzuführen. Aber in seinem persönlichen Leben hält ihn irgendetwas gefangen, und das in einer Weise, dass er keinen Ausweg sieht. Das kann mit seinem Arbeitsplatz zusammenhängen, einer zerrütteten Ehe, der Beziehung zu einem Elternteil, in der er mehr Verantwortung trägt, als ihm lieb ist, oder aber in der er seit langem unterdrückt wird, einem drohenden finanziellen Ruin, den er vor seiner Frau oder Lebenspartnerin geheim hält. Etwas in der Art.«
    »Aber er weiß, dass wir ihm auf der Spur sind, sagen Sie?«, fragte Hillier. »Wir haben mit ihm gesprochen? In irgendeiner Weise Kontakt zu ihm gehabt?«
    Robson nickte. »Das alles ist möglich«, antwortete er. Dann wandte er sich an Lynley: »Und das jüngste Opfer, Superintendent? Alles an dieser Leiche spricht dafür, dass Sie dem Mörder näher gekommen sind, als Ihnen klar ist.«

18
    Barbara schaute zu, während Barry Minshall - alias Mr. Magic - seinen Stand an der Gasse schloss. Er ließ sich viel Zeit dabei; jede einzelne Bewegung sollte darauf hinweisen, welche Umstände die Polizei ihm machte. Die Auslage neckischer Spielzeuge wurde abgebaut, jedes Teil mit unnötiger Behutsamkeit in zusammenklappbaren Pappkartons verstaut, die er in einer Nische über dem Stand verwahrte. Die Scherzartikel wurden in ähnlicher Weise verpackt, genau wie einige der Zaubertricks. Jeder Gegenstand hatte seinen festen Platz, und Minshall stellte sicher, dass alles in einer bestimmten Reihenfolge, die nur ihm allein bekannt war, abgestellt wurde. Barbara wartete geduldig. Sie hatte alle Zeit, die er zu brauchen glaubte. Und falls er diese Zeit nutzte, um sich eine Geschichte über Davey Benton und die Handschellen zurechtzulegen, nutzte Barbara sie ihrerseits, um sich diejenigen Details der Gasse einzuprägen, die ihr bei der bevorstehenden Konfrontation mit Mr. Magic dienlich sein konnten. Und sie wusste, es würde eine Konfrontation geben. Dieser Typ sah nicht aus wie jemand, der untätig zuschaute, während sie seinen Van durchsuchte. Dafür stand ihm zu viel Ärger ins Haus.
    Während er also seinen Stand schloss, prägte sie sich alles ein, was hilfreich sein konnte, wenn die Zeit kam, dem Zauberer die Daumenschrauben anzulegen: die Überwachungskamera, die zwischen einem chinesischen Schnellimbiss und einem Badesalzverkäufer etwa sechs Meter entfernt am Eingang der Gasse angebracht war. Der Badesalzmensch beobachtete Minshall mit großen Interesse, während er ein Samosa verschlang. Das Fett tropfte von seiner Hand in seine Manschette. Der Kerl sah aus wie jemand, der eine Geschichte zu erzählen hat, fand Barbara.
    Das tat er in gewisser Weise, als sie ein paar Minuten später auf dem Weg zum Wagen an ihm vorbeikamen. »Hast dir eine Freundin zugelegt, was, Bar? Das ist doch mal was Neues. Ich dachte, du stehst auf Jungs.«
    »Fick dich, Miller«, antwortete Minshall liebenswürdig und ging weiter Richtung Ausgang.
    »Augenblick«, sagte Barbara und blieb stehen. Sie zeigte dem Badesalzverkäufer ihren Ausweis. »Glauben Sie, Sie könnten ein paar Bilder von Jungen identifizieren, die hier in den letzten Monaten an seinem Stand herumgelungert haben?«, fragte sie ihn.
    Miller war auf einen Schlag misstrauisch. »Was für Jungen?«
    »Solche, wie sie neuerdings überall in London tot aufgefunden werden.«
    Sein Blick glitt kurz in Minshalls Richtung. »Ich will keinen Ärger. Ich wusste nicht, dass Sie ein Cop sind, als ich gesagt hab ...«
    »Was macht das für einen Unterschied?«
    »Ich hab nichts gesehen.« Er wandte sich ab und machte sich an seiner Auslage zu schaffen. »Es ist dämmrig hier drin. Da kann man einen Jungen sowieso nicht vom anderen unterscheiden.«
    »Sicher könntest du das, John«, sagte Minshall. »Du verbringst genug Zeit damit, sie anzuglotzen.« Und dann an Havers gewandt: »Constable, Sie wollten meinen Lieferwagen sehen?« Er setzte seinen Weg fort.
    Barbara merkte sich den Namen des Verkäufers. Sie wusste, seine Bemerkungen über Barry Minshall mussten nichts zu bedeuten haben,

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