13 - Wo kein Zeuge ist
hinzu: »Um die Wahrheit zu sagen, ich dachte, sie trifft sich mit Ihnen, Mr. Bensley. Das hat sie jedenfalls behauptet, als sie ging.« Er klang hochzufrieden, als habe sich seine Theorie bestätigt.
Er schrieb eine Nachricht und versprach dem Anrufer, sie weiterzuleiten. Er legte auf, und dann schaute er Nkata wieder an. »Sonst noch was?«, fragte er. »Ich hab zu arbeiten.«
Nkata hatte Jack Veness' Profil detailliert im Kopf, genau wie die der anderen Colossus-Mitarbeiter, die das Interesse der Polizei erregt hatten. Er wusste, der junge Mann hatte Grund, beunruhigt zu sein. Exknackis waren immer die Ersten, die verdächtigt wurden, wenn ein Verbrechen geschehen war, und Jack Veness wusste das. Er hatte gesessen, und auch wenn es nur wegen Brandstiftung gewesen war, er war sicher nicht scharf darauf, noch mal einzufahren. Außerdem hatte er Recht mit seiner Behauptung, dass die Cops dazu neigten, sich frühzeitig einen Schuldigen auszugucken, basierend auf seiner Vergangenheit und ihren früheren Erfahrungen mit ihm. Überall in England gab es Chief Constables, die mit verschämter Miene die Scherben ihrer falschen oder unzureichenden Ermittlungen nach Bombenanschlägen oder Mordfällen zusammenkehrten.
Jack Veness war keineswegs ein Dummkopf, wenn er mit dem Schlimmsten rechnete. Andererseits war es ein cleverer Schachzug, sich in diese Position zu begeben.
»Sie haben hier viel Verantwortung«, bemerkte Nkata. »Jetzt, da alle anderen weg sind.«
Jack antwortete nicht sofort. Der Themenwechsel machte ihn offenbar misstrauisch. Schließlich erwiderte er: »Damit komm ich schon klar.«
»Und merkt das auch irgendwer?«
»Was?«
»Dass Sie klarkommen. Oder sind alle anderen zu beschäftigt?«
Diese Richtung schien akzeptabel. Jack ließ sich jedenfalls darauf ein und gestand: »Niemand merkt hier besonders viel. Ich steh auf der untersten Stufe in der Hackordnung, wenn wir Rob mal außer Acht lassen. Wenn er verschwindet, bin ich erledigt. Dann werd ich der Fußabtreter.«
»Sie meinen Kilfoyle?«
Jack beäugte ihn argwöhnisch, und Nkata wusste, er hatte zu interessiert geklungen. »Ich mach Ihr Spielchen nicht mit, Mann. Rob ist ein guter Junge. Er hatte mal Schwierigkeiten, aber ich schätze, das wissen Sie, so wie Sie wissen, dass ich auch mal Schwierigkeiten hatte. Das macht aber aus keinem von uns einen Killer.«
»Sind Sie viel mit ihm zusammen? Im Miller and Grindstone, zum Beispiel? Haben Sie ihn da kennen gelernt? Ist er der Kumpel, von dem Sie gesprochen haben?«
»Hör'n Sie, ich sag Ihnen gar nichts über Rob. Machen Sie Ihre Drecksarbeit selber.«
»Wir kommen immer wieder bei dieser Miller-and-Grindstone-Sache raus«, erwiderte Nkata.
»Das seh ich anders, aber Scheiße, Scheiße ...« Jack schnappte sich einen Zettel, schrieb einen Namen und eine Telefonnummer darauf und reichte ihn Nkata. »Da. Das ist mein Kumpel. Rufen Sie ihn an, und er wird Ihnen das Gleiche erzählen. Wir waren im Pub, und dann haben wir uns ein Curry geholt. Fragen Sie ihn, fragen Sie im Pub, fragen Sie beim Inder. Der ist auf der anderen Seite vom Bermondsey Square. Die werden es Ihnen bestätigen.«
Nkata faltete den Zettel säuberlich zusammen, steckte ihn in sein Notizbuch und sagte: »Da ist nur noch ein Problem, Jack.«
»Was? Was?«
»Ein Abend ist wie der andere, wenn man dazu neigt, immer das Gleiche zu machen, verstehen Sie? Wer soll nach ein paar Tagen oder Wochen noch wissen, ob Sie an einem bestimmten Abend im Pub waren und sich anschließend ein Hühnchen Tikka geholt haben, oder ob Sie genau an dem Abend nicht aufgekreuzt sind, weil Sie anderweitig beschäftigt waren?«
»Womit, zum Beispiel? Ein paar Kids umzubringen? Scheiß drauf, ist mir doch egal ...«
»Gibt's hier Probleme, Jack?« Ein weiterer Mann war eingetreten, ein eher rundlicher Kerl, dessen Haar für sein Alter zu schütter und dessen Haut zu rot war, sogar für jemanden, der gerade aus der Kälte kam. Nkata überlegte, ob er vielleicht vor der Tür zum Empfang gestanden und gelauscht hatte.
»Kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte er Nkata und musterte den Detective Sergeant von Kopf bis Fuß.
Jack schien nicht erfreut, den Mann zu sehen. Er war anscheinend der Ansicht, dass er keinen Retter brauchte. »Neil«, sagte er. »Wir haben wieder Besuch von den Freunden und Helfern.«
Das ist also Greenham, dachte Nkata. Das war ihm nur recht, denn auch mit diesem Verdächtigen wollte er sprechen.
»Es werden weitere Alibis
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