13 - Wo kein Zeuge ist
Barbara, »ganz wie Sie wollen.
Aber die Wäsche wird nass, ganz gleich, in welcher Reihenfolge Sie sie in die Maschine stopfen.« Sie holte die gerahmte Fotografie aus der Tasche, die sie aus der Wohnung Nr. 5 in Walden Lodge hatte mitgehen lassen. Sie legte das Bild auf den Tisch und schob es zu Minshall hinüber.
Er senkte den Kopf. Sie konnte seine Augen hinter der Sonnenbrille nicht sehen, aber sie achtete auf seine Atmung, und es kam ihr so vor, als habe er Mühe, sie zu kontrollieren. Sie wollte glauben, dass das etwas zu bedeuten hatte, aber sie durfte keine voreiligen Schlüsse ziehen. Sie ließ zu, dass das Schweigen sich in die Länge zog, während sie die ganze Zeit über zwei Worte dachte: Komm schon, komm schon, komm schon.
Schließlich schüttelte er den Kopf, und sie sagte: »Nehmen Sie die Brille ab.«
Barty wandte ein: »Sie wissen doch, dass das Leiden meines Mandanten ...«
»Halten Sie die Klappe. Barry, nehmen Sie die Brille ab.«
»Meine Augen ...«
»Nehmen Sie die verfluchte Brille ab!«
Er tat es.
»Jetzt sehen Sie mich an.« Barbara wartete, bis sie seine Augen sehen konnte - so grau, dass sie farblos wirkten. Sie wollte die Wahrheit darin erkennen, aber vor allem wollte sie sie sehen, und er sollte wissen, dass sie sie sah. »Zum jetzigen Zeitpunkt behauptet niemand, Sie hätten die Jungen in dem Bewusstsein übergeben, dass sie getötet werden würden.« Sie spürte, wie ihre Kehle sich gegen diese Worte verschließen wollte, aber sie sprach sie trotzdem aus. Denn wenn der einzige Weg, ihn in ihre Richtung zu ziehen, darin bestand, zu lügen, zu betrügen und zu schmeicheln, dann würde sie auf Teufel komm raus lügen, betrügen und schmeicheln. »Weder Davey Benton noch sonst irgendjemand. Als Sie Davey bei diesem ... diesem Typen zurückgelassen haben, sind Sie davon ausgegangen, dass das Spielchen so laufen würde wie immer. Verführung, Analverkehr, ich habe keine Ahnung.«
»Sie haben mir nie gesagt, was ...«
»Aber«, fuhr sie dazwischen, denn das Letzte, was sie jetzt aushalten konnte, war, zu hören, wie er sich rechtfertigte, protestierte, leugnete oder sich entschuldigte. Sie wollte nur die Wahrheit, und sie war entschlossen, sie ihm zu entlocken, ehe sie diesen Raum verließ. »Sie wollten nicht, dass er stirbt. Dass er missbraucht wird, ja. Dass irgendein Kerl ihn befummelt, ihn sogar vergewaltigt.«
»Nein! Sie haben nie ...«
»Barry«, unterbrach sein Anwalt. »Sie brauchen nicht ...«
»Sie sollen die Klappe halten. Barry, Sie haben diese Jungen ihren schleimigen Kumpeln von MABIL gegen Bares angeboten, aber der Deal ging immer um Sex, nicht um Mord. Vielleicht hatten Sie die Jungs zuerst selbst, oder vielleicht ist Ihnen auch einfach einer abgegangen, wenn Sie daran dachten, dass all diese Kerle davon abhängig waren, dass Sie ihnen Frischfleisch besorgten. Das Entscheidende ist: Sie wollten nicht, dass jemand stirbt. Aber das ist nun mal das, was passiert ist, und Sie können mir jetzt entweder sagen, dass der Typ auf diesem Foto derjenige ist, der sich zwei-zwei-eins-sechs-null genannt hat, oder ich gehe durch diese Tür raus und lasse Sie für alles von Pädophilie über Zuhälterei bis hin zu Mord einfahren. So sieht's aus. Sie wandern in den Knast, Barry, das ist sicher. Jetzt liegt es ganz bei Ihnen, für wie lange.«
Sie hielt den Blick unverwandt auf seine Augen gerichtet, die wild hin und her zuckten. Sie wollte ihn fragen, wie er zu dem Mann geworden war, der er war - welche Mächte in seiner eigenen Vergangenheit ihn dazu gemacht hatten, aber es spielte keine Rolle. Als Kind missbraucht. Belästigt. Vergewaltigt. Was immer ihn zu dem miesen Kinderhändler gemacht hatte, der er war, gehörte der Vergangenheit an. Jungen waren ermordet worden, und es musste abgerechnet werden.
»Sehen Sie das Foto an, Barry«, forderte sie ihn auf.
Er richtete den Blick wieder darauf und schaute es lange und eingehend an. Schließlich sagte er: »Ich bin nicht ganz sicher. Dieses Bild ist alt, oder? Er hat keinen Kinnbart. Nicht einmal einen Schnauzer. Er hat ... die Frisur ist anders.«
»Er hat noch mehr Haar, stimmt. Aber sehen Sie sich den Rest von ihm an. Die Augen.«
Er setzte die Brille wieder auf. Dann nahm er das Foto in die Hand. »Wer ist das da neben ihm?«, fragte er.
»Seine Mutter«, antwortete Barbara.
»Woher haben Sie das Bild?«
»Aus ihrer Wohnung. In Walden Lodge. Nur ein Stückchen den Hügel rauf von der Stelle, wo Davey Bentons
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