Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
kommen. Obwohl sie begriff, welches Ziel Stewart mit seinem Plan verfolgte, hätte sie sich gewünscht, er hätte einen anderen Kollegen mit der Durchführung beauftragt. Also unternahm sie einen Versuch, sich vor der Aufgabe zu drücken, am Shepherdess Walk zu warten, bis Masoud endlich aufkreuzte. Er werde doch sowieso das Gleiche sagen wie Minshall, erklärte sie John Stewart, sollte sie also ihre Zeit nicht besser dafür nutzen, den Stellplatz zu suchen, wo Robson seinen Van versteckt hielt? Hatten sie diese Garage erst einmal gefunden, würden sie Berge an Beweisen gegen den Drecksack haben, oder?
    Stewarts Antwort hatte gelautet: »Führen Sie den Auftrag aus, den man Ihnen übertragen hat, Constable«, woraufhin er sich zweifellos wieder seiner Liste der anstehenden Aufgaben zugewandt hatte. Im Anfertigen von Listen war Stewart einfach unübertroffen. Barbara hatte keine Mühe, sich vorzustellen, wie es bei ihm zu Hause zuging, wo er morgens wahrscheinlich eine seiner Listen konsultierte, um zu sehen, wann das Zähneputzen eingeplant war.
    Ihr eigener Tag hatte mit den Frühnachrichten im Fernsehen begonnen. Es wurden die besten Bilder gezeigt, die sie von den Überwachungskameras in der Gasse nahe Eaton Terrace bekommen hatten, und ein undeutlicheres Foto von einer weiteren Kamera in der U-Bahn-Station Sloane Square. Dies seien die Personen, die in Zusammenhang mit dem Anschlag auf Helen Lynley, Countess of Asherton, gesucht wurden, berichteten die Sprecher ihren Zuschauern. Wer immer einen der beiden Männer erkenne, werde gebeten, die Einsatzzentrale der Polizei in Belgravia zu kontaktieren.
    Nachdem die Moderatoren ihren Namen gesagt hatten, nannten sie Helen nur noch Lady Asherton. So als wäre die Frau, die sie war, durch ihre Heirat vollkommen ausgelöscht worden. Nachdem die Nachrichtensprecher zum fünften Mal ihren Titel genannt hatten, schaltete Barbara den Fernseher aus und warf die Fernbedienung in die Ecke. Sie konnte es nicht länger aushalten.
    Trotz der Tageszeit war sie nicht hungrig. Sie wusste genau, sie war nicht in der Lage, irgendetwas zu essen, das auch nur entfernt Ähnlichkeit mit Frühstück hatte, aber sie wusste ebenso, dass sie etwas zu sich nehmen musste. Also zwang sie sich, kalten Mais aus einer Dose zu essen, gefolgt von einem halben Becher Milchreis.
    Nachdem sie das hinuntergewürgt hatte, griff sie zum Telefon, um echte Neuigkeiten über Helen in Erfahrung zu bringen. Sie fand die Vorstellung unerträglich, mit Lynley zu sprechen, und außerdem nahm sie nicht an, dass er zu Hause war, also wählte sie St. James' Nummer. Dieses Mal erreichte sie einen echten Menschen, nicht nur den Anrufbeantworter. Der Mensch war Deborah. Doch dann wusste Barbara einfach nicht, was sie sie fragen sollte. Wie geht es ihr?, war lächerlich. Wie geht es dem Baby?, war genauso schlimm. Wie kommt der Superintendent damit zurecht?, war das Einzige, was auch nur entfernt in Frage kam, aber es war ebenso überflüssig, denn wie, zum Henker, sollte der Superintendent wohl damit zurechtkommen, bedachte man, vor welche Wahl er gestellt war: seine Frau für die nächsten Monate durch Maschinen am Leben zu erhalten, ein atmender Leichnam in einem Bett, während ihr Baby doch nur noch ... Sie wussten es einfach nicht. Sie wussten, dass es schlecht um das Kind stand. Aber nicht, wie schlecht. Wie katastrophal war katastrophal genug?
    »Ich bin's«, waren die ersten Worte, die Barbara schließlich an Deborah richtete. »Ich wollte mich einfach mal melden. Ist er ...? Ich weiß nicht, was ich fragen soll.«
    »Alle sind angekommen«, berichtete Deborah. Ihre Stimme klang sehr leise. »Iris - das ist Helens mittlere Schwester, sie lebt in Amerika, wussten Sie das? Sie ist als Letzte eingetroffen. Gestern Abend war sie endlich hier. Sie hatte große Mühe, aus Montana herauszukommen, es lag so furchtbar viel Schnee. Sie sind alle in einem kleinen Zimmer im Krankenhaus, das man für sie eingerichtet hat. Es liegt nicht weit von ihrem entfernt. Ständig ist jemand bei ihr, denn sie wollen sie nicht allein lassen.«
    Sie meinte natürlich Helen. Niemand wollte Helen allein lassen. Sie alle hielten dort eine endlose Wache. Wie sollte irgendjemand eine solche Entscheidung treffen?, fragte sie sich. Aber sie konnte es nicht laut aussprechen. Also erkundigte sie sich stattdessen: »Hat er mit irgendwem gesprochen? Mit einem Priester, einem Geistlichen, einem Rabbi, einem ... ich weiß nicht. Mit irgendwem?«
    Es

Weitere Kostenlose Bücher