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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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das wusste sie, die anderen ermordet hatte. Und dann hatte er ihre Leichen über die Stadt verteilt, also wo beabsichtigst du, Lynleys abzulegen, du Stück Dreck? Aber das würde nicht passieren, selbst wenn der Superintendent es in seinem jetzigen Zustand willkommen heißen würde, weil sie es nicht zulassen würde. Denn mochte der Drecksack auch die Waffen haben, sie hatte ihrerseits den Überraschungseffekt, und sie hatte, verdammt noch mal, die Absicht, ihn zu nutzen. Nur worin genau bestand ihre Überraschung, mal abgesehen von ihrer Anwesenheit, die einen Dreck wert war gegen diesen Bastard mit seinem Elektroschocker, seinen Messern, seinem Klebeband, seinen Fesseln, seinen verdammten dämlichen Ölen und seinen Zeichen auf der Stirn.
    Wagenheber im Kofferraum des Bentley. Darauf lief es hinaus, und was, in aller Welt, sollte sie damit anfangen? Wage ja nicht, ihn anzurühren, sonst zieh ich dir das hier über den jämmerlichen Schädel, während ich deinem Elektroschocker ausweiche und du mit dem Schlachtermesser in der Hand auf mich springst? Wie, in aller Welt, sollte das funktionieren?
    Er bog wieder ab, und es sah aus wie das letzte Mal. Sie waren endlos lange gefahren, mindestens zwanzig Minuten, möglicherweise noch länger. Unmittelbar vor dem Abbiegen hatten sie einen Fluss überquert, der hier oben todsicher nicht die Themse war, denn »hier oben« war ein gutes Stück nordöstlich von ihrem Ausgangspunkt. Dann kamen sie an Lagerhallen vorbei, direkt am nordöstlichen Ufer des Flusses, und sie dachte: Er hat einen verdammten Schuppen oder so was, wo er es tut, genau wie wir es zwischendurch mal vermutet haben bei unseren Ermittlungen, die uns zu diesem Fiasko geführt haben. Doch er fuhr an den Lagerhallen mit der säuberlichen Reihe von Schuppen vorbei und bog dahinter auf einen Parkplatz. Er war groß, riesenhaft verglichen mit dem Parkplatz, auf dem er am St.-Thomas-Krankenhaus gestanden hatte. Über der Einfahrt hing ein Schild, das sie endlich darüber aufklärte, wo sie sich befand: Lea Valley Eislauf-Center. Essex Wharf. Sie waren am Fluss Lea.
    Das Eislauf-Center war eine Eisbahn in einer Halle, die wie eine uralte Nissenhütte aussah. Sie lag knapp fünfzig Meter von der Straße entfernt, und Kilfoyle fuhr auf die linke Seite, wo der Parkplatz einem Mörder zwei entscheidende Vorteile bot: Er war von immergrünem Gebüsch umgeben, und die Straßenlaterne brannte nicht. Als der Van dort parkte, lag er vollkommen im Dunkeln. Niemand, der vorbeifuhr, hätte ihn von der Straße aus sehen können.
    Die Scheinwerfer des Vans erloschen. Barbara wartete einen Moment, um zu sehen, ob Kilfoyle aussteigen würde. Wenn er sein Opfer herauszerren und sein Ritual im Gebüsch ausführen wollte ... Nur wie, in aller Welt, konnte man jemandem die Hände im Gebüsch verbrennen? Nein, dachte sie. Er würde es im Wagen tun. Es bestand keine Notwendigkeit, seinen Van zu verlassen. Er musste nur einen Ort finden, wo niemand mögliche Geräusche hörte, die aus dem Lieferwagen dringen mochten, einen Ort, wo niemand den Van sehen konnte. Dann konnte er seine Tat vollbringen und seiner Wege ziehen.
    Was bedeutete, dass sie ihm zuvorkommen musste.
    Sie hatte am Straßenrand gewartet, den Bentley im Leerlauf, aber jetzt rollte sie langsam auf den Parkplatz. Sie beobachtete und wartete auf irgendein Zeichen, eine leichte Bewegung des Vans, zum Beispiel, die anzeigte, dass Kilfoyle sich im Innern bewegte. Sie stieg aus, ließ den Motor jedoch laufen. Sie sah sich nach etwas um ... irgendetwas, das sie gebrauchen konnte. Das Überraschungsmoment war ihr einziger Vorteil, rief sie sich ins Gedächtnis. Was also wäre die größte Überraschung, die sie diesem verdammten Irren bereiten könnte?
    Fieberhaft ging sie die Details durch, was sie wussten, und alles, was sie zu erraten versucht hatten. Er fesselte sie, also war er jetzt wahrscheinlich damit beschäftigt. Während der Fahrt hatte er Lynley sicher irgendwo deponiert, wo er ihm weitere Elektroschocks versetzen konnte, wann immer er aufzuwachen schien. Aber jetzt fesselte er ihn bestimmt.
    Und im Akt der Fesselung lag die Hoffnung auf Errettung. Denn in dem Maße, wie die Fesseln Lynley bewegungsunfähig machten, schützten sie ihn auch. Und das war es, was sie wollte.
    Schutz war die Antwort, die sie brauchte.
    Lynley war sich seiner Unfähigkeit bewusst, seinem Körper koordinierte Bewegung zu befehlen. Sein Gehirn war nicht mehr in der Lage, Befehle in Aktion

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