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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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er war vielmehr derjenige, zu dem seine Lebensumstände ihn gemacht hatten: Er war jemand, der gerne Menschen tötete.
    Fu sagte: »Ich hätte dich nicht auserwählt, Ulrike. Ich mag dich eigentlich ganz gern. Es war mein Fehler, dass ich meinen Vater je erwähnt habe. Aber als du anfingst, Alibis einzufordern - und es war übrigens ziemlich offensichtlich, dass es das war, was du tatest -, wusste ich, ich musste dir irgendwas erzählen, das dich zufrieden stellt. Wenn ich gesagt hätte, ich hab allein zu Hause rumgesessen, wärst du nie zufrieden gewesen, oder? ›Allein‹ hätte deine Neugier geweckt.« Er sah auf sie hinab, sein Gesichtsausdruck war freundlich. »Ich meine, du hättest einfach nicht lockergelassen, es vielleicht sogar den Bullen gesagt. Und wohin hätte das dann geführt?«
    Er holte das Messer hervor. Es hatte auf der kleinen Arbeitsplatte gelegen, wo der Propankocher jetzt nicht nur die Pfanne, sondern das gesamte Wageninnere erhitzte. Lynley spürte die Wärme, die ihm wellenförmig entgegenschlug.
    Fu sagte: »Eigentlich hätte es einer der Jungen sein sollen. Mark Connor vielleicht, hatte ich gedacht. Du kennst ihn doch, oder? Hängt immer mit Jack am Empfang rum. Wenn du mich fragst, der Junge ist auf dem besten Weg, ein Vergewaltiger zu werden. Er braucht eine Lektion, Ulrike. Sie alle brauchen eine Lektion. Kleine Drecksäcke sind das, allesamt. Was sie brauchen, ist Disziplin, und die bringt ihnen keiner bei. Man fragt sich wirklich, was die für Eltern haben. Erziehung ist für die Entwicklung von entscheidender Wichtigkeit, weißt du. Würdest du mich einen Moment entschuldigen?«
    Er wandte sich wieder dem Kocher zu. Er nahm die Kerze in die Hand und hielt sie an verschiedene Punkte seines Körpers. Lynley begriff, dass das ein hieratisches Ritual war, das er hier beobachtete. Und genau das war die ihm zugedachte Rolle: ein Beobachter, wie der Gläubige in der Kirche.
    Er wollte etwas sagen, aber sein Mund war ebenfalls mit Klebeband verschlossen. Er testete die Stärke der Handgelenkfesseln. Sie waren völlig unbeweglich.
    Fu drehte sich wieder um. Er stand vollkommen entspannt da in seiner Nacktheit, und sein Körper glänzte an den Stellen, wo er das Öl aufgetragen hatte. Er hielt die Kerze hoch und sah, dass Lynley ihn beobachtete. Er griff nach etwas auf der Arbeitsplatte.
    Lynley dachte, es sei wieder der Elektroschocker, um ihn nochmals zu betäuben, doch es handelte sich um eine kleine braune Flasche, nicht die, mit deren Öl Fu sich gesalbt hatte, sondern eine andere. Fu entnahm sie einem kleinen Schrank und hielt sie hoch, damit Lynley sie auch ganz sicher sehen konnte.
    »Etwas Neues, Superintendent«, sagte er. »Nach Ulrike steige ich auf Petersilie um. Diese Pflanze symbolisiert Triumph, verstehen Sie, und dazu wird es reichlich Anlass geben. Zu triumphieren. Für mich, meine ich. Aber für Sie? Tja, ich glaube nicht, dass es im Moment sonderlich viel gibt, weswegen Sie sich toll fühlen könnten, oder? Aber Sie sind immer neugierig, und wer könnte Ihnen daraus einen Vorwurf machen? Sie wollen es wissen, nicht wahr? Sie wollen es verstehen.«
    Er kniete sich neben Ulrike, aber es war Lynley, den er anschaute. »Ehebruch. Das ist heutzutage nichts mehr, wofür man ins Gefängnis kommt, aber es erfüllt meinen Zweck. Sie hat ihn angefasst - an den intimsten Stellen, Ulrike? Ganz bestimmt, oder? -, also tragen ihre Hände genau wie bei all den anderen die Flecken ihrer Sünde.« Er schaute auf Ulrike hinab. »Ich schätze, es tut dir Leid, richtig, Liebes?« Er strich ihr übers Haar. »Ja, ja. Es tut dir Leid. Also wirst du befreit. Das verspreche ich dir. Wenn es vorüber ist, wird deine Seele zum Himmel aufsteigen. Ich werde ein Stückchen von dir für mich behalten ... Schnipp, schnapp, und du bist mein ... Aber das wirst du nicht mehr spüren. Du wirst überhaupt nichts merken.«
    Lynley sah, dass die junge Frau zu weinen begonnen hatte. Sie kämpfte verzweifelt gegen ihre Fesseln an, aber dabei verausgabte sie sich nur sinnlos. Fu schaute ihr ruhig zu und strich ihr noch mal übers Haar, als sie aufhörte.
    »Es muss sein«, sagte er mit gütiger Stimme. »Versuch, das zu verstehen. Und vergiss nicht, dass ich dich gern hab, Ulrike. Im Grunde mochte ich sie alle ziemlich gern. Natürlich musst du leiden, aber so ist das Leben. Wir müssen erleiden, was immer uns zugedacht ist. Und dies ist dir zugedacht. Der Superintendent hier wird unser Zeuge sein. Und dann wird

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