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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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zwei Vormittage in Kipling Estate verbracht und den Jungen gesucht hatte, der ihnen lediglich als Blinker bekannt war. Nkatas Hartnäckigkeit - ganz zu schweigen von seiner Höflichkeit - hatten sich letztlich bezahlt gemacht: Ein gewisser Charlie Burov alias Blinker war ausfindig gemacht worden und bereit, über seine Beziehung zu Kimmo Thorne zu reden, dem Opfer aus St. George's Gardens. Allerdings wollte er sich nicht in der Siedlung, wo er bei seiner Schwester untergekrochen war, mit der Polizei treffen. Vielmehr wollte er einen Beamten - nicht in Uniform, hatte er betont - in der Southwark-Kathedrale treffen, fünftletzte Reihe links um exakt fünfzehn Uhr zwanzig.
    Lynley ergriff die Gelegenheit, dem Büro für ein paar Stunden zu entkommen. Er rief den Assistant Commissioner an, brachte ihn auf den neuesten Stand der Dinge und gab ihm damit ausreichend Futter für die nächste Pressekonferenz und machte sich anschließend auf den Weg zur Southwark-Kathedrale. Er nahm Barbara Havers mit. Nkata wies er an, Jared Salvatore bei der Sitte der letzten Polizeibehörde, in deren Distrikt er gelebt hatte, zu überprüfen und sich anschließend auf die Suche nach den Angehörigen des Jungen zu machen. Dann brach er mit Havers Richtung Westminster Bridge auf.
    Als sie das Verkehrschaos rund um Tenison Way hinter sich gelassen hatten, verlief die Fahrt nach Southwark reibungslos. Fünfzehn Minuten, nachdem sie die Tiefgarage an der Victoria Street verlassen hatten, standen Lynley und Havers im Hauptschiff der Kathedrale.
    Aus dem Altarraum drangen Stimmen zu ihnen herüber. Eine Gruppe junger Leute, bei denen es sich anscheinend um Studenten handelte, standen um einen Dozenten herum, der mit dem Finger auf Details des Baldachins über der Kanzel wies. Drei Touristen betrachteten die Postkarten am Bücherstand gegenüber dem Eingang, aber niemand war dort, der auf jemanden zu warten schien. Erschwerend kam hinzu, dass Southwark wie so viele mittelalterliche Kathedralen keine fest installierten Bankreihen hatte, und darum gab es keine fünftletzte Reihe auf der linken Seite, wo Charlie Burov alias Blinker ihre Ankunft hätte erwarten können.
    »So viel also zu seinem Drang nach religiösem Halt«, murmelte Lynley. Als Havers sich umschaute, seufzte und vor sich hin fluchte, fügte er hinzu: »Hüten Sie Ihre Zunge, Constable. Der Herr hat keinen Mangel an Blitzen, die er schleudern könnte.«
    »Er hätte sich den Treffpunkt vorher wenigstens mal anschauen können«, schimpfte sie.
    »Wenn die Welt perfekt wäre ...« Lynley entdeckte eine spindeldürre, schwarz gekleidete Gestalt nahe dem Taufbecken, die verstohlene Blicke in ihre Richtung warf. »Ah. Dort drüben, Havers. Das könnte unser Mann sein.«
    Er nahm nicht Reißaus, als sie näher kamen, schaute jedoch nervös zu der Gruppe an der Kanzel hinüber, dann zu den Leuten am Bücherstand. Als Lynley höflich fragte, ob er Mr. Burov sei, antwortete der Junge: »Blinker. Sie sind also die Bullen?« Er sprach aus dem Mundwinkel wie ein Gauner in einem schlechten Film Noir.
    Lynley stellte sich selbst und Havers vor, während er den Jungen rasch einschätzte. Blinker war um die zwanzig, und sein Gesicht wäre vollkommen unauffällig gewesen, hätte die Mode nicht gerade kahlrasierte Schädel und Piercing vorgeschrieben. Stecker bedeckten sein Gesicht wie silberne Pocken, und wenn er sprach, was ihm einige Schwierigkeiten bereitete, entblößte er ein halbes Dutzend weiterer Silberperlen in der Zunge. Lynley wollte lieber nicht darüber nachdenken, welche Schwierigkeiten sie dem Jungen beim Essen bereiteten. Die Schwierigkeiten beim Sprechen zu hören, war schlimm genug.
    »Dies ist vielleicht nicht der geeignetste Ort für unsere Unterhaltung«, bemerkte Lynley. »Gibt es etwas in der Nähe ...«
    Blinker war gewillt, sich auf einen Kaffee einladen zu lassen. Sie fanden einen passenden Imbiss unweit von St. Mary Overy Dock, und Blinker glitt auf einen Stuhl an einem der schmierigen Resopaltische, studierte die Speisekarte und fragte: »Kann ich Spaghetti Bolognese haben?«
    Lynley schob Havers einen übelriechenden Aschenbecher hinüber und antwortete: »Was immer Sie wollen«, obwohl er bei dem Gedanken schauderte, hier irgendetwas zu sich nehmen zu müssen - ganz zu schweigen von Pasta -, in einem Lokal, wo die Schuhe auf dem Linoleumboden kleben blieben und die Speisekarten so aussahen, als müssten sie dringend desinfiziert werden. Blinker nahm Lynleys Antwort

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