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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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könnte einfach aufstehen und wär schneller durch die Tür da vorn als ...«
    »Und verzichten auf Ihre Spaghetti Bolognese?«, fragte Havers. »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.«
    »Havers«, sagte Lynley in dem Tonfall, den er üblicherweise und mit wechselhaftem Erfolg anschlug, um sie zu bremsen. An Blinker gewandt, fuhr er fort: »Sah es Kimmo ähnlich, auf eigene Faust loszuziehen? Trotz Ihres Teamarrangements?«
    »Manchmal machte er das, ja. Wie gesagt, ich hab ihn gewarnt, aber er hat's trotzdem getan. Es ist nicht sicher, hab ich gesagt. Er war ja kein großer Kerl, und wenn er den Typen falsch einschätzte, von dem er sich's machen ließ ...« Blinker drückte seine Zigarette aus und wandte den Blick ab. Tränen traten ihm in die Augen. »Dieses dämliche kleine Arschloch«, murmelte er.
    Endlich wurden seine Spaghetti gebracht, und ein Käsestreuer, dessen Inhalt aussah wie Sägespäne mit Eisenmangel. Behutsam bestreute er damit seine Pasta und begann zu essen, sein Kummer wurde offensichtlich von seinem Appetit verdrängt. Die Tür öffnete sich, und zwei Arbeiter betraten den Imbiss. Ihre Jeans waren weiß von Mörtelstaub, die Schuhe zementverkrustet. Vertraulich grüßten sie den Koch, der hinter der Durchreiche stand, setzten sich an einen Ecktisch und bestellten eine mehrgängige Mahlzeit, die Blinkers nicht unähnlich war.
    »Ich hab ihm gesagt, dass das passiert, wenn er allein arbeitet«, sagte Blinker, nachdem er die Pasta hinuntergeschlungen hatte und nun auf sein Thunfisch-Mais-Sandwich wartete. »Ich hab's ihm wieder und wieder gesagt, aber er wollte ja nicht auf mich hören. Er meinte, er könnte die Typen einschätzen. Die miesen hätten so einen Geruch an sich. Als hätten sie zu lange drüber nachgedacht, was sie mit dir anstellen wollen, und davon ist ihre Haut ganz ölig und schwitzig. Ich hab ihm gesagt, das ist alles Quatsch, und er muss mich mitnehmen, aber er hat sich ja nichts sagen lassen, und jetzt seh'n Sie, was ihm passiert ist.«
    »Sie glauben also, ein Freier hat ihn umgebracht?«, fragte Lynley. »Dass Kimmo allein gearbeitet und sich verschätzt hat?«
    »Wie sonst soll es passiert sein?«
    »Kimmos Gran hat uns erzählt, Sie hätten ihn in Schwierigkeiten gebracht«, sagte Havers. »Sie behauptet, er hätte gestohlene Ware verkauft, die Sie ihm gegeben hätten. Was wissen Sie darüber?«
    Blinker erhob sich von seinem Stuhl, als sei er bis ins Mark verletzt. »Ich hab niemals ...!«, entrüstete er sich. »Sie lügt! Die blöde alte Kuh. Die konnte mich von Anfang an nicht leiden, und jetzt versucht sie, mir was anzuhängen. Aber wenn Kimmo in Schwierigkeiten war, hatte das nichts mit mir zu tun. Fragen Sie mal rum in Bermondsey, wer Blinker kennt und wer Kimmo kennt. Machen Sie das mal.«
    »Bermondsey?«, hakte Lynley nach.
    Doch Blinker sagte nichts mehr. Stattdessen dachte er verärgert darüber nach, dass jemand ihn als Dieb verleumdet hatte, wo er doch nur ein kleinkalibriger Zuhälter war, der die Dienste eines fünfzehnjährigen Jungen anbot.
    »Nebenbei gefragt, waren Sie und Kimmo ein Paar?«, erkundigte sich Lynley.
    Blinker zuckte die Schultern, als sei die Frage unwichtig.
    Er schaute sich nach seinem Thunfisch-Sandwich um, sah es in der Durchreiche stehen und ging hin, um es sich selbst zu holen. »Augenblick mal, Freundchen, du bist gleich dran«, sagte die Kellnerin.
    Blinker ignorierte sie und brachte den Teller zum Tisch. Doch er nahm nicht wieder Platz. Er begann auch nicht zu essen. Stattdessen wickelte er das Sandwich in seine gebrauchte Papierserviette und stopfte das Päckchen in die Tasche seiner abgewetzten Lederjacke.
    Lynley erkannte, dass der junge Mann über seine letzte Frage weniger pikiert als vielmehr von einer unerwarteten Trauer erfüllt war. Ein zuckender Muskel an seinem Kinn verriet ihn. Blinker und der tote Junge waren in der Tat ein Paar gewesen, wenn vielleicht nicht mehr in jüngster Vergangenheit, so doch zu Anfang, wahrscheinlich bevor sie auf die Idee verfallen waren, mit Kimmos Körper Geld zu verdienen.
    Blinker sah sie an, während er den Reißverschluss seiner Jacke hochzog, »Wie gesagt, Kimmo wär nie in Schwierigkeiten geraten, wenn er mit mir zusammen gewesen wär«, erklärte er. »Aber das war er eben nicht. Er ist auf eigene Faust losgezogen, obwohl ich gesagt hab, er soll das nicht tun. Der dachte, er kennt die Welt. Und seh'n Sie, wohin ihn das gebracht hat.« Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging zur

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