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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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es war niemand zu sehen, denn der Eingang zum Boxclub lag an der Seite des Gebäudes, nicht an der Straßenfront, die von Fußgängern passiert wurde.
    Der Junge nickte ruckartig mit dem Kopf, das uralte Grußritual männlicher Teenager. Die kurzen Dreadlocks hüpften um sein dunkles Gesicht. »He, was machst du denn hier?«
    Fu spulte die geplante Ausrede ab. »Ich hab versucht, mit meinem Vater Frieden zu schließen, wieder mal ohne Erfolg.« Das war vollkommen unbedeutend für die Welt an sich, aber Fu wusste, für den Jungen war es von größter Bedeutung. Es schuf mit dreizehn kurzen Worten eine Atmosphäre der Verbrüderung, offensichtlich genug, um von einem Dreizehnjährigen verstanden zu werden, gleichzeitig aber subtil genug, um anzudeuten, dass das Unausgesprochene ein Band zwischen ihnen knüpfen könnte. »Jetzt bin ich auf dem Rückweg zu meiner Karre. Und du? Wohnst du hier irgendwo?«
    »Stück hinter der U-Bahn-Station. Finchley Road und Frognal.«
    »In der Richtung hab ich geparkt. Ich nehm dich ein Stück mit, wenn du willst.«
    Er setzte sich in Bewegung, schlug ein Tempo irgendwo zwischen Spaziergang und zügigem Winterwetterschritt an. Wie ein echter Kumpel zündete er sich eine Zigarette an, hielt dem Jungen einladend die Schachtel hin und vertraute ihm an, dass er ein gutes Stück entfernt von der Stelle geparkt hatte, wo er mit seinem Vater verabredet gewesen war, weil er geahnt hatte, dass er anschließend einen Fußmarsch an der frischen Luft brauchte, um wieder einen klaren Kopf zu kriegen. »Es kommt einfach nie was Vernünftiges dabei raus, wenn er und ich reden«, sagte Fu. »Meine Mum sagt, sie will ja nur, dass wir eine Beziehung haben, aber ich versuch ihr immer zu erklären, dass du keine Beziehung zu einem Kerl knüpfen kannst, der abgehauen ist, bevor du zur Welt kamst.« Er spürte den Blick des Jungen auf sich, und dieser Blick signalisierte Interesse, keinen Argwohn.
    »Ich hab meinen Dad ein Mal getroffen. Repariert deutsche Autos drüben in North Kensington. Ich bin zu ihm gefahren.«
    »Zeitverschwendung?«
    »Totale Zeitverschwendung.« Der Junge kickte eine zerdrückte Fantadose den Bürgersteig entlang.
    »Ein Versager?«
    »Arschloch.«
    »Wichser?«
    »Genau. Keiner außer ihm selbst will sein Ding anfassen.«
    Fu gab ein bellendes Lachen von sich. »Da vorn steht mein Wagen«, sagte er. »Komm.« Er überquerte die Straße und achtete sorgsam darauf, sich nicht umzudrehen, um zu sehen, ob der Junge ihm folgte. Er zog seinen Schlüsselbund aus der Tasche und ließ die Schlüssel klimpern, um zu signalisieren, wie nah sie dem Auto waren, falls der Junge langsam unruhig wurde. »Ich hab übrigens gehört, du machst dich gut«, sagte Fu.
    Der Junge zuckte die Schultern. Trotzdem sah Fu, dass das Kompliment ihn freute.
    »Was hast du jetzt noch vor?«
    »Ich helf beim Renovieren.«
    »Wo denn?«
    Er bekam keine Antwort. Fu warf dem Jungen einen verstohlenen Blick zu. Er befürchtete schon, er sei plump gewesen, habe an etwas gerührt, das für den Jungen aus irgendeinem Grund ein sensibles Thema war. Und der Junge schien tatsächlich verlegen und unwillig zu antworten, doch als er schließlich sprach, verstand Fu sein Zögern: Es war die Sorge eines Teenagers, als uncool dazustehen. »Für so 'ne Kirchengruppe, die sich in einem Laden an der Finchley Road trifft.«
    »Klingt gut.« Aber in Wahrheit tat es das ganz und gar nicht. Die Vorstellung, dass der Junge einer Kirchengemeinschaft angehörte, gab Fu zu denken, denn es waren die Jungen ohne soziale Bindungen, die er wollte. Doch im nächsten Moment erklärte der Junge das Ausmaß - oder seinen Mangel - an Frömmigkeit und Beziehung zu anderen. »Ich bin in Pflege bei Reverend Savidge.«
    »Ist er der ... Pastor dieser ... Kirchengruppe?«
    »Er und seine Frau. Oni. Sie ist aus Ghana.«
    »Aus Ghana? Erst vor kurzem hergekommen?«
    Der Junge zuckte die Schultern. Das schien eine Angewohnheit zu sein. »Keine Ahnung. Seine eigenen Vorfahren sind von dort. Reverend Savidges Vorfahren. Sie haben dort gelebt, bevor sie mit einem Sklavenschiff nach Jamaika verschleppt wurden. Sie heißt Oni. Reverend Savidges Frau. Oni.«
    Ah. Das zweite und dritte Mal, dass er ihren Namen erwähnt hatte. Hier war also tatsächlich etwas, worum er sich zu kümmern hatte, gleich mehrere Goldnuggets auf einmal. »Oni«, wiederholte Fu. »Ist ein toller Name.«
    »Ja. Sie ist klasse.«
    »Also gefällt's dir bei ihnen? Bei Reverend Savidge und

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