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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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anrief, sagte sie, sie wolle sofort nach Hause kommen. »Sie hat doch keine Wehen, oder?«, fragte die Frau besorgt und fügte hinzu: »Na, wenigstens dafür sei Gott gedankt«, als Nkata ihr erklärte, es handele sich um ein anders geartetes Problem, aber ihre Anwesenheit wäre ein großer Trost für das Mädchen.
    Er ließ Navina, die auf ihre Mutter wartete, zurück, verließ die Siedlung und begab sich zur Peckham Police Station, die nur ein kurzes Stück die Straße hinunter lag. Ein weißer Special Constable tat Dienst am Empfang, und er schien einen Moment länger als zwingend notwendig für seine Arbeit aufzuwenden, ehe er Nkata zur Kenntnis nahm. Dann fragte er mit vollkommen ausdrucksloser Miene: »Kann ich Ihnen helfen?«
    Nkata empfand eine gewisse Genugtuung, als er sagte: »DS Nkata« und dem Mann seine Dienstmarke zeigte. Er erklärte, was ihn herführte. Sobald er den Namen Salvatore erwähnt hatte, brauchte er nichts weiter zu erklären. In diesem Polizeirevier jemanden zu finden, der die Salvatores nicht kannte, wäre eine größere Herausforderung gewesen, als die Suche nach Kollegen, die in der einen oder anderen Weise mit ihnen zu tun gehabt hatten. Abgesehen von Filipe, der in Pentonville einsaß, gab es noch einen weiteren Bruder, der wegen Körperverletzung in Untersuchungshaft war. Ihre Mutter hatte ein Vorstrafenregister, das bis in ihre Jugendzeit zurückreichte, und die übrigen Söhne schienen alles daranzusetzen, ihre Mutter zu übertrumpfen, ehe sie ihren zwanzigsten Geburtstag feierten. Also war die eigentliche Frage, mit wem genau DS Nkata in der Wache sprechen wollte, denn praktisch jeder hier konnte ihm mehr als genug erzählen.
    Nkata erwiderte, dass der Kollege, der Navina Cryers Vermisstenanzeige aufgenommen hatte, ihm recht wäre. Das führte natürlich zu der peinlichen Frage, warum niemand sich die Mühe gemacht hatte, diese Anzeige schriftlich aufzunehmen, aber diesen Weg wollte Nkata nicht einschlagen. Irgendjemand hatte dem Mädchen doch bestimmt zugehört, auch wenn er kein Formular ausgefüllt hatte. Das war der Kollege, den er sprechen wollte.
    Der Gesuchte entpuppte sich als Constable Joshua Silver. Er holte Nkata am Empfang ab und führte ihn in ein Büro, das er mit sieben weiteren Beamten teilte, wo minimaler Platz und maximale Lautstärke herrschten. Er saß in einer Art Alkoven zwischen einem Block ewig klingelnder Telefone und einer Reihe vorsintflutlicher Aktenschränke, und dorthin lotste er Nkata. Ja, räumte er ein, er war derjenige, der mit Navina Cryer gesprochen hatte. Nicht bei ihrem ersten Besuch auf der Wache, wo sie offenbar nicht über den Empfang hinausgekommen war, aber beim zweiten und dritten Mal. Ja, er hatte ihre Informationen notiert, aber um die Wahrheit zu sagen, er hatte das Mädchen nicht ernst genommen. Der Salvatore-Bengel war dreizehn. Silver war davon ausgegangen, dass der Junge sich verdrückt hatte, jetzt, da es bei Navina jeden Tag so weit sein konnte. Nichts in seiner Vergangenheit deutete darauf hin, dass er bleiben und das freudige Ereignis abwarten würde.
    »Der Junge war mit dem Gesetz in Konflikt gekommen, seit er acht Jahre alt war«, sagte der Constable. »Zum ersten Mal hat er mit neun Jahren vor Gericht gestanden, weil er einer alten Dame die Handtasche entrissen hat, und das letzte Mal haben wir ihn für einen Einbruch in einen Elektrodiscounter einkassiert. Unser Jared wollte die Beute auf einem der Straßenmärkte verhökern.«
    »Kannten Sie ihn persönlich?«
    »So gut wie jeder andere hier, ja.«
    Nkata reichte ihm ein Foto des Leichnams, den Filipe Salvatore als seinen Bruder identifiziert hatte. Constable Silver studierte es eingehend und nickte dann. Das war Jared, bestätigte er. Die Mandelaugen, die flache Nase. Alle Salvatore-Kinder hatten sie - dank der ethnischen Mischung ihrer Eltern.
    »Ihr Vater ist Filipino. Mutter ist schwarz. Cracksüchtig.« Bei den letzten Worten sah Silver plötzlich auf, als fürchte er, er habe Nkata beleidigt.
    »Das hab ich schon gehört.« Nkata steckte das Foto wieder ein. Dann erkundigte er sich nach dem Kochkurs, den Jared angeblich besucht hatte.
    Silver wusste nichts darüber und erklärte, es handele sich dabei entweder um Navina Cryers Wunschdenken oder Jared Salvatores Lügengeschichten. Alles, was Silver wusste, war, dass Jared dem Jugendamt überstellt worden war, wo ein Sozialarbeiter versucht hatte - offensichtlich erfolglos -, etwas aus ihm zu machen.
    »Das

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