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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Jugendamt hier vor Ort?«, fragte Nkata. »Könnte es sein, dass die ihm einen Kurs vermittelt haben? Beschaffen sie den Kids Arbeit?«
    »Das glauben Sie doch selbst nicht«, antwortete Silver. »Unser Jared als Hilfskoch im Little Chef um die Ecke? Ich bin nicht sicher, ob ich einen Fisch essen würde, den der Kerl gebraten hat, selbst wenn ich kurz vorm Hungertod stünde.« Silver nahm einen Klammerentferner von seinem Schreibtisch und benutzte ihn, um seinen Daumennagel zu reinigen. »Ich sag Ihnen jetzt mal die Wahrheit über Abschaum wie die Salvatores, Sergeant: Die meisten enden da, wo sie von Anfang an hindriften, und das ist etwas, das Navina Cryer nicht akzeptieren wollte. Filipe sitzt schon; Matteo ist in U-Haft. Jared war der dritte Sohn, also wär er als Nächster eingebuchtet worden. Die Gutmenschen vom Jugendamt haben vielleicht ihr Bestes gegeben, um das zu verhindern, aber ihre Chancen waren von Anfang an so gut wie aussichtslos.«
    »Und das bedeutet?«, fragte Nkata.
    Silver sah ihn über den Klammerentferner hinweg an und schnipste den herausgepulten Dreck auf den Boden. »Nehmen Sie's nicht übel, Mann, aber Sie sind die Ausnahme. Sie sind nicht der Regelfall. Und ich nehm an, irgendwo hatten Sie auf Ihrem Weg bessere Voraussetzungen als andere. Aber es gibt Fälle, wo nicht viel Brauchbares in den Leuten steckt, und das hier ist so ein Fall. Es fängt schlecht an und wird immer schlimmer. So ist das einfach.«
    Nicht, wenn irgendjemand ein bisschen Interesse zeigt, wollte Nkata entgegnen. Nichts war vorherbestimmt.
    Aber er sagte nichts. Er hatte die Informationen erhalten, deretwegen er hergekommen war. Er hatte immer noch keine befriedigende Erklärung gefunden, warum die Polizei Jared Salvatores Verschwinden nicht zur Kenntnis genommen hatte, aber er brauchte auch keine befriedigende Erklärung. Wie Constable Silver es ausgedrückt hatte: So war das einfach.

7
    Als Barbara Havers am Ende des Tages zurück nach Chalk Farm kam, fühlte sie sich beinah unbeschwert. Nicht nur schien die Unterhaltung mit Charlie Burov alias Blinker ein echter Fortschritt gewesen zu sein, sondern aus der Einsatzzentrale herauszukommen und in Lynleys Gesellschaft die menschliche Komponente der Ermittlung zu erleben, gab ihr das Gefühl, es sei vielleicht doch kein unerreichbarer Wunschtraum, dass sie eines Tages ihren alten Rang zurückbekommen könnte. Als sie von dem Parkplatz zu Fuß nach Hause ging, pfiff sie vergnügt »It's so Easy« vor sich hin. Selbst als es zu regnen begann und der Wind ihr die Tropfen ins Gesicht wehte, störte sie das nicht. Sie beschleunigte lediglich ihre Schritte - und den Takt ihres Liedes.
    Als sie die Einfahrt von Eton Villas entlangging, warf sie einen raschen Blick zur Erdgeschosswohnung hinüber. Drinnen brannte Licht, und durch die Gartentür sah sie Hadiyyah am Tisch sitzen, den Kopf über ein aufgeschlagenes Schulheft gebeugt.
    Hausaufgaben, dachte Barbara. Hadiyyah war eine verantwortungsvolle Schülerin. Barbara blieb einen Moment stehen und beobachtete das kleine Mädchen. Während sie hinüberschaute, kam Azhar ins Zimmer und ging am Tisch vorbei. Hadiyyah hob den Kopf und schaute ihm sehnsüchtig nach. Er nahm sie nicht zur Kenntnis, und sie sagte nichts, beugte den Kopf wieder über die Arbeit.
    Bei diesem Anblick verspürte Barbara einen unerwarteten Stich, hervorgerufen von plötzlichem Zorn, dessen Ursache sie lieber nicht ergründen wollte. Sie folgte dem Pfad zu ihrem Bungalow. Drinnen schaltete sie das Licht ein, warf die Schultertasche auf den Tisch, kramte eine Dose All Day Breakfast - klein geschnittene Würstchen und Pilze mit Bohnen in Tomatensauce - hervor und kippte den Inhalt in einen Topf. Sie steckte Brot in den Toaster und holte sich ein Stella Artois aus dem Kühlschrank, nahm sich aber gleichzeitig vor, ihren Alkoholkonsum einzuschränken, denn heute war eigentlich wieder einmal ein Abend, an dem sie gar nicht hätte trinken dürfen. Doch sie hatte das Gefühl, das Gespräch mit Blinker feiern zu müssen.
    Während ihr Abendessen sein Bestes gab, sich ohne ihre Beteiligung selbst zu kochen, machte Barbara sich wie üblich auf die Suche nach der Fernbedienung, die wieder einmal wie üblich unauffindbar war. Während sie danach fahndete, bemerkte sie, dass ihr Anrufbeantworter blinkte. Sie drückte die Abhörtaste und setzte die Suche fort.
    Hadiyyahs Stimme erklang, angespannt und leise, so als versuche sie zu verhindern, dass jemand sie hörte:

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