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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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nicht allein die Frage, was Hamish Robson der Presse absichtlich oder versehentlich mitteilen mochte. Lynley sagte: »Ist es Ihnen in den Sinn gekommen, dass Sie diesen Mann in Gefahr bringen? Dass Sie ihn nur zu Ihrem Vergnügen einem Risiko aussetzen? Auf seine Kosten stehen Sie gut da, und wenn etwas schief geht, ist Scotland Yard schuld. Haben Sie das bedacht?«
    »Es ist ungeheuerlich, was Sie sich hier leisten ...«
    »Beantworten Sie meine Frage!«, verlangte Lynley. »Dort draußen läuft ein Mörder herum, der schon fünf Menschen getötet hat, und es ist durchaus denkbar, dass er heute Morgen zwischen den Gaffern an der Absperrung gestanden und jeden gesehen hat, der kam und ging.«
    »Sie sind ja hysterisch«, sagte Hillier. »Verlassen Sie mein Büro. Ich habe nicht die Absicht, mir Ihre lächerlichen Tiraden anzuhören. Wenn Sie den Druck dieser Ermittlung nicht aushalten, dann geben Sie die Leitung ab. Oder ich werde es für Sie tun. Und wo, zur Hölle, bleibt Nkata? Er hat hier zu sein, wenn ich vor die Presse trete.«
    »Hören Sie mir eigentlich zu? Haben Sie überhaupt eine Ahnung ...« Lynley wollte mit der Faust auf den Schreibtisch des Assistant Commissioner schlagen, nur um für einen Augenblick etwas anderes als Empörung zu fühlen. Er versuchte, sich zu beruhigen, und senkte die Stimme: »Hören Sie mich an, Sir. Es ist eine Sache, wenn der Mörder einen von uns aufs Korn nimmt. Das ist Teil des Risikos, das wir akzeptieren, wenn wir diesen Beruf wählen. Aber einen Außenstehenden ins Visier eines Psychopathen zu stellen, nur um Ihnen politische Rückendeckung zu verschaffen ...«
    »Das reicht!« Hillier sah aus, als stehe ein Schlaganfall unmittelbar bevor. »Das ist, verdammt noch mal, genug. Seit Jahren habe ich Ihre Unverschämtheiten geduldet, aber was Sie sich hier erlauben ...« Er umrundete den Schreibtisch und kam keine zehn Zenitmeter vor Lynley zum Stehen. »Verlassen Sie mein Büro«, zischte er. »Zurück an die Arbeit. Fürs Erste werden wir so tun, als habe diese Unterredung niemals stattgefunden. Sie werden jetzt Ihren Job machen, Sie werden jeden Befehl befolgen, den Sie bekommen, Sie werden diese Schweinerei aufklären und in Kürze eine Verhaftung vornehmen. Und danach« - er bohrte Lynley den Zeigefinger in die Brust, und Lynleys Blickfeld verfärbte sich rötlich, wenngleich er sich beherrschen konnte -, »werden wir entscheiden, was mit Ihnen geschieht. Habe ich mich klar ausgedrückt? Ja? Gut. Jetzt machen Sie sich an die Arbeit und bringen mir Ergebnisse.«
    Lynley gestand dem Assistant Commissioner das letzte Wort zu, auch wenn es sich anfühlte, als schlucke er Gift. Er machte auf dem Absatz kehrt und überließ Hillier seinen politischen Manövern. Er lief die Treppe auf dem Rückweg zur Einsatzzentrale hinauf und verfluchte sich, weil er geglaubt hatte, er könne Hilliers Vorgehensweise beeinflussen. Er musste sich auf die Dinge konzentrieren, die wirklich zählten, und die Tatsache, dass der Assistant Commissioner Hamish Robson einsetzte, musste von dieser Liste verschwinden.
    Alle Mitglieder der Mordkommission waren über die Leiche im Shand-Street-Tunnel informiert worden, und als Lynley sich zu ihnen gesellte, fand er sie so niedergeschlagen vor, wie zu erwarten gewesen war. Alle zusammengenommen waren es jetzt dreiunddreißig Beamte: von den Constables auf der Straße bis hin zu den Sekretärinnen, die alle Berichte und Dokumente zusammenstellten. Von einem einzigen Individuum besiegt zu werden, obwohl sie die geballte Macht von New Scotland Yard hinter sich hatten - angefangen von modernster Kommunikationstechnik und Überwachungskameras bis hin zu forensischen Labors und Datenbanken -, war mehr als entmutigend. Es war erniedrigend. Und schlimmer noch: All das hatte nicht ausgereicht, um einen Mörder zur Strecke zu bringen.
    Also war die Stimmung gedrückt, als Lynley eintrat. Das einzige Geräusch im Raum war das Klicken von Computertastaturen. Und auch das verstummte, als Lynley leise fragte: »Wie ist der Stand?«
    DI John Stewart schaute von einer seiner vielfarbigen Skizzen auf und berichtete, dass die Tatorte zu triangulieren, sich nicht als fruchtbar erwiesen hatte. Der Mörder war buchstäblich auf dem gesamten Londoner Stadtplan aktiv. Dies sprach für gute Ortskenntnisse, was wiederum auf jemanden hindeutete, dessen Job ihm diese Ortskenntnis vermittelte.
    »Taxifahrer kommen einem da natürlich sofort in den Sinn«, sagte Stewart.

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