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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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mehr Menschen sterben. Nahm man zu viel Anteil, war man unfähig, die Mörder zu fangen.
    »Ich hätte Sie gern gesprochen«, sagte Lynley. »Jetzt gleich.« Er fügte kein »Sir« hinzu und gab sich keinerlei Mühe, einen gemäßigten Tonfall anzuschlagen. Wäre Hamish Robson anwesend gewesen, hätte er aus Lynleys Ton gewiss Aggression und das Bedürfnis, eine Rechnung zu begleichen, herausgehört, aber das war Lynley gleichgültig. Sie hatten eine Absprache getroffen, und Hillier hatte dagegen verstoßen.
    Der Assistant Commissioner hatte soeben eine Besprechung mit Stephenson Deacon beendet. Der Leiter des Pressebüros war mit einem Gesichtsausdruck aus Hilliers Zimmer gekommen, der so grimmig war, wie Lynley sich fühlte. Auch bei ihm liefen die Dinge derzeit offenbar nicht glatt, und für einen Moment empfand Lynley gehässige Schadenfreude. Die Vorstellung, dass die Manipulationen der Pressestelle dazu führten, Hillier vor einer Meute geifernder Journalisten im Regen stehen zu lassen, war im Augenblick ausgesprochen erhebend.
    Als habe er Lynley überhaupt nicht gehört, fragte Hillier: »Wo, zum Teufel, steckt Nkata? Gleich haben wir einen Termin mit den Medienvertretern, und ich will, dass er rechtzeitig hier ist.« Er schob einige Papiere zusammen, die auf dem Tisch verstreut lagen, und reichte sie einem Untergebenen, der an dem Termin teilgenommen hatte, der vor Lynleys Ankunft stattgefunden hatte, und immer noch hier saß: Ein spindeldürrer Mittzwanziger mit John-Lennon-Brille, der sich eifrig Notizen machte - offenbar um zu verhindern, dass Hilliers Verärgerung sich über ihm entlud. »Die Frage der Hautfarbe ist nun doch aufgekommen«, erklärte Hillier brüsk. »Also wer, zum Teufel, hat dort drüben« - er wies mit dem Finger in eine Richtung, die offensichtlich Süden sein sollte, was wiederum südlich des Flusses und somit Shand-Street-Tunnel bedeutete -, »dieses Detail vor den Geiern von der Presse ausgeplaudert? Das will ich auf der Stelle wissen, und ich will den Kopf dieses Arschlochs auf einem Silbertablett! Sie, Powers.«
    Der Untergebene sprang auf und fragte diensteifrig: »Sir? Ja, Sir?«
    »Rufen Sie diesen Vollidioten Rodney Aronson an. Er ist neuerdings Chefredakteur der Source, und die Frage nach der Hautfarbe kam per Telefon aus der Redaktion dieses elenden Schmierblatts. Versuchen Sie, den Informanten hier im Haus herauszufinden. Setzen Sie Aronson unter Druck. Und jeden anderen, mit dem Sie sprechen, auch. Ich will, dass heute Abend jedes Leck gestopft ist. Na los, worauf warten Sie?«
    »Sir.« Powers flitzte hinaus.
    Hillier ging zu seinem Schreibtisch, hob den Telefonhörer ab und wählte eine Nummer. Entweder hatte er Lynley und seine Gemütsverfassung nicht wahrgenommen, oder er ignorierte ihn absichtlich. Es war nicht zu fassen: Er buchte eine Massage für sich.
    Lynley fühlte sich, als fließe Batteriesäure durch seine Adern. Er ging quer durch den Raum zu Hilliers Schreibtisch und drückte auf die Telefongabel. Hillier schnauzte: »Was glauben Sie eigentlich ...«
    »Ich sagte, ich müsse Sie sprechen«, unterbrach Lynley. »Sie und ich hatten eine Absprache, und Sie haben sich nicht daran gehalten.«
    »Wissen Sie eigentlich, mit wem Sie reden?«
    »Nur zu gut. Sie haben Robson als Showeffekt engagiert, und ich habe es zugelassen.«
    Hilliers blühende Gesichtsfarbe nahm einen puterroten Ton an. »Verflucht, niemand außer mir lässt hier irgendetwas zu ...«
    »Unsere Absprache lautete, dass ich entscheide, was er zu sehen bekommt und was nicht. Er hatte nichts am Tatort verloren, und doch war er da und wurde durchgelassen. Es gibt nur eine Möglichkeit, wie so etwas geschehen kann.«
    »Völlig richtig«, erwiderte Hillier. »Und merken Sie sich das: Hier gibt es nur eine Möglichkeit, wie die Dinge geschehen können, nur einen Entscheidungsweg, und der führt nicht über Sie. Ich entscheide, wer Zugang wozu, wann und wie bekommt, Interim Superintendent. Und wenn es mir in den Sinn käme, es könnte der Ermittlung förderlich sein, wenn die Queen der Leiche die Hand schüttelt, dann machen Sie sich bereit, vor ihr zu salutieren, weil ihr Rolls sie dann nämlich auf eine Stippvisite vorbeibringen wird. Robson gehört zum Team. Finden Sie sich damit ab.«
    Lynley war fassungslos. Eben noch hatte der Assistant Commissioner getobt, weil es offenbar eine undichte Stelle gab, und jetzt hieß er einen potenziellen Informanten in ihrer Mitte willkommen. Aber das Problem war

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