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130 - Das Mädchen mit den Monsteraugen

130 - Das Mädchen mit den Monsteraugen

Titel: 130 - Das Mädchen mit den Monsteraugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Schwester Cathlene, schlank und zierlich, war damit beschäftigt, das Band zu wechseln. Drei Paare - unter ihnen Vanessa und Andrew - standen noch auf der gefliesten Tanzfläche und warteten auf die Fortsetzung der Musik.
    »Jetzt kommt garantiert was Super-Langsames«, sagte der hochgewachsene junge Mann, ein sportlicher, braungebrannter Typ wie Vanessa. Sie kannten sich vom Tennisspiel her, das die Australierin leidenschaftlich betrieb. »Sie hat die Musik zusammengestellt ... Richte dich auf ’nen Schmuse- Blues ein, Vanessa .«
    »Bin ich, Andrew .« Die junge Agentin, deren wahren Beruf niemand kannte, strich eine vorwitzige Strähne aus der Stirn. An Vanessas Handgelenk schimmerte matt ein goldenes Kettchen mit einem nicht alltäglichen Anhänger daran. Es war eine kleine, goldene Weltkugel, darauf fein säuberlich gearbeitet die einzelnen Kontinente, durch die das stilisierte Gesicht eines Menschen schimmerte.
    Dies alles war nur oberflächlich. Daß die Kugel ein reiches »Innenleben« hatte, wußte außer Vanessa niemand.
    Der Miniatur-Globus war mehr als ein Schmuckstück. Er enthielt eine vollwertige Sende- und Empfangsanlage, und die Agentin war damit für die PSA, für die sie tätig war, jederzeit und an jedem Ort der Erde erreichbar. Umgekehrt war es auch so, daß sie immer Kontakt mit der Zentrale in New York aufnehmen konnte. Ein PSA-eigener Funksatellit sorgte für die Verbindung rund um die Welt.
    Aber in dieser Nacht, die langsam in den Morgen mündete, gab’s keinen Grund, Daten und Informationen an die PSA weiterzugeben oder entgegenzunehmen.
    Vanessa Merlin hielt sich nicht aus dienstlichen Gründen hier auf, sondern rein privat und zum Vergnügen.
    »Allerdings«, fügte sie ihren Worten hinzu, »wäre mir lieb, wir würden auf den nächsten oder übernächsten Blues warten, Andrew. Ich hab’ Durst, ich möchte gern erst etwas trinken .«
    Er nahm sie bei der Hand und zog sie an die umlagerte Bar.
    Dort bediente sich jeder selbst, auch Andrews Eltern und ein paar Leute aus der Nachbarschaft.
    Unter ihnen war auch Piet deJong, ein Holländer, der sich erst seit zwei Jahren in Australien aufhielt und vier Straßen weiter eine Auto-Reparaturwerkstätte besaß. Von einem Landsmann, der sich in Australien diese Existenz aufgebaut hatte, den es dann aber doch wieder in die alte Heimat zog, hatte deJong Tankstelle und Werkstatt übernommen. Der strohblonde Mann mit den wasserblauen Augen sah aus wie ein Typ aus einem Abenteurer-Buch, und als Abenteurer war er auch durch die Welt gezogen. Angefangen hatte seine Reise auf einem Bananenfrachter im Hafen von Amsterdam, auf den er sich anheuern ließ. Piet deJong hatte die ganze Welt gesehen, ehe er eines Tages in Sidney hängenblieb.
    Hier begann eine neue Odyssee für ihn.
    Er trampte kreuz und quer durch den Kontinent, lebte von der Hand in den Mund, nahm jeden Job an, um sich über Wasser zu halten, und kannte Australien wie seine Hosentasche. Er hatte Känguruhs und Kaninchen gejagt, war in den heißen Savannen ebenso zu Hause wie in den tropischen Regenwäldern, in Großstädten und winzigen versteckt liegenden Eingeborenendörfern. Er konnte mit dem Bumerang umgehen wie die schwarzen Ureinwohner, denn von diesen hatte er es gelernt.
    Daß es seßhaft wurde, war für deJong, den Mitdreißiger, wie ein Wunder. Als er hörte, daß die Werkstatt abzugeben wäre, griff er zu. Er arbeitete noch unentgeltlich eine Zeitlang dort, kratzte seine Ersparnisse zusammen und vereinbarte darüber hinaus mit seinem Landsmann eine monatliche Leibrente, die auf ein Sydneyer Konto überwiesen wurde.
     
    *
     
    Tankstelle und Werkstätte waren in den zwei Jahren, in denen deJong sie hatte, zu einer wahren Goldgrube geworden. Aber der Sechsunddreißigjährige mit den traurigen Augen war noch immer nicht zufrieden. Er hatte Fernweh, es zog ihn wieder weg aus Louth, in dem er gehofft hatte, eine wirkliche Heimat zu finden.
    Vanessa kannte die ganze Geschichte. Die Australierin hatte in dieser Nacht schon manche heiße Sohle mit deJong aufs Parkett gelegt und bei dieser Gelegenheit sich eingehend mit dem Holländer unterhalten.
    »Ihnen fehlt ’ne Frau, Piet !« hatte sie ihn wissen lassen.
    »Dazu bin ich noch zu jung«, hatte er geantwortet. »In zehn Jahren reden wir noch mal darüber. Aber dann, Vanessa, muß es eine sein wie Sie. Wenn Sie zehn Jahre warten würden ...«
    Sie hatten viel Spaß miteinander, und die Flachsereien waren wie Ping-Pong- Bälle zwischen

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