130 - Die Hexe mit dem Todesatem
Kampf können wir nicht sein. Warum setzt du deine Kraft nicht endlich auf der richtigen Seite ein?«
Metal hob den Blick. »Ist es richtig, daß du, ein Dämon, auf der guten Seite stehst, Vater? Gehören wir nicht eher beide auf die Seite der Hölle?«
»Es kann niemals falsch sein, Gutes zu tun«, belehrte der Ex-Dämon seinen Sohn. »Ich habe das früh erkannt und die Seiten gewechselt. Eines Tages wird es dir genauso ergehen. Ich könnte dich zwingen, dich neben mich zu stellen, aber das möchte ich nicht. Ich will, daß du es freiwillig tust. Denk nach, Metal. Hattest du in der Hölle oder auf irgendeiner Welt, die vom Bösen beherrscht wird, jemals einen wahren, aufrichtigen Freund? Auf der schwarzen Seite gibt es keine Freundschaft. Haß, Neid, Verrat und Mißgunst herrschen dort vor. Du kannst dich auf niemanden verlassen. Selbst Verbündete fallen dir in den Rücken, wenn es ihnen einen Vorteil bringt. Ist es wirklich so erstrebenswert, der schwarzen Macht anzugehören?«
Metal zog unwillig die Brauen zusammen. »Wie oft willst du dieses Thema noch anschneiden, Vater? Cuca ist fortgegangen. Sie hat sich entschieden. Willst du mich auch aus dem Haus treiben?«
»Du weißt, daß ich das niemals tun würde. Du weißt, was ich will.«
»Ich kann dir diesen Wunsch nicht erfüllen«, sagte Metal, erhob sich und verließ den Raum.
»Vielleicht«, sagte Mr. Silver leise, »werde ich dich irgendwann doch zwingen, neben mich zu treten.«
Es läutete, und als der Ex-Dämon die Tür öffnete, sah er den reichen Industriellen Tucker Peckinpah. Doch zwischen ihm und Peckinpah stand noch jemand: Cruv, der Gnom von der Prä-Welt Coor, Peckinpahs Leibwächter.
»Gib acht, wo du hintrittst, Elefant«, tönte der Kleine.
Mr. Silver ließ die beiden ein. Cruv nahm die Melone ab, die er trug, um größer zu wirken. Peckinpah nahm seine Zigarre aus dem Mund. Mr. Silver führte den Industriellen und dessen Leibwächter in den Living-room und bot ihnen Platz an.
Der Gnom setzte sich und lehnte seinen Ebenholzstock mit dem faustgroßen Silberknauf neben sich. Die Gesichter der beiden gefielen dem Ex-Dämon nicht.
»Gibt es irgendwelchen Ärger?« erkundigte sich Mr. Silver.
»Tony wurde entführt«, platzte es aus Cruv heraus.
»Mit ihm Vicky Bonney und weitere 155 Passagiere«, ergänzte Tucker Peckinpah.
»Die Maschine, in der sich Vicky und Tony befinden, sollte von Budapest nach London fliegen, mußte jedoch den Kurs ändern und landete auf dem Flughafen von Rom«, berichtete Cruv.
»Man hat mich vor wenigen Minuten informiert«, sagte Peckinpah, der für seine weitreichenden Verbindungen bekannt war. »Ich habe während der Fahrt hierher Erkundigungen eingeholt, und nun ergibt sich folgendes Bild: Der Kapitalverbrecher Van Bowman flog aus Gründen, die mir nicht bekannt sind, nach Ungarn und wurde dort von der Polizei festgenommen. Danach jettete Inspektor Cliff Greene hinter den Eisernen Vorhang, um den Gangster nach London zurückzubringen, aber das klappte nicht. Van Bowman brachte das Flugzeug in seine Gewalt.«
»Ganz allein?« fragte Mr. Silver.
»Angeblich hat er Komplizen. Niemand weiß, was sich an Bord der Maschine abspielt. Ein Mann erlitt einen Herzanfall, und es gab bereits zwei Tote. Bowman läßt die Geiseln nur frei, wenn ihm die italienische Regierung eine Million Dollar bezahlt. Ich habe in aller Eile eine halbe Million zusammengekratzt, um sie den Italienern zur Verfügung zu stellen, aber mein Gefühl sagt mir, daß sich Bowman damit nicht zufriedengeben wird. Ich habe so eine Ahnung, als würde der Mann mit dem Geld und den Geiseln abhauen. Eine Anti-Terror-Truppe steht bereit. Sobald man ihr grünes Licht gibt, schlägt sie zu. Ich habe die Italiener nachdrücklichst gebeten, damit noch zu warten. Van Bowman hat ihnen eine Frist von zwei Stunden eingeräumt. Mein Privatjet ist startklar, Mr. Silver. Man erwartet Sie in Rom. Vielleicht schaffen Sie es, rechtzeitig dazusein. Draußen im Wagen befindet sich der Aktenkoffer mit der halben Million.«
»Was ist, wenn ich nicht verhindern kann, daß Van Bowman sie sich unter den Nagel reißt?« fragte Mr. Silver.
»Es wäre ein Verlust, den ich verschmerzen könnte. Nicht verschmerzen könnten wir alle jedoch, wenn Vicky Bonney oder Tony Ballard etwas zustoßen würde, da sind wir uns ja wohl einig, nicht wahr?«
»Augenblick«, sagte Mr. Silver, Er verließ den Raum und sagte Metal Bescheid. »Gehen wir«, bemerkte er, als er
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