1300 - Die Gänger des Netzes
Zimmer. In der Mitte des Raumes erschien die leuchtende, dreidimensionale Projektion eines Raumschiffs. „Was du siehst", erklärte Perry, „sind Entwürfe, die irgendwann von dem einen oder anderen Konstrukteur eingereicht, aber bis jetzt noch nicht verwirklicht wurden." Das Schiff war mir zu plump. Außerdem mangelte es ihm an Symmetrie. Es gefiel mir nicht. „Zu eigenwillig, nicht wahr?" sagte Perry. Selbst im Halbdunkel las er mir die Gedanken mühelos vom Gesicht ab. „Vornehm ausgedrückt", spottete ich. „Hässlich hätte ich dazu gesagt." Das zweite Bild erschien. Es zeigte ein Fahrzeug mit einem gefälligen, schlanken, torpedoförmigen Leib. Aber bevor ich dazu meine Meinung abgeben konnte, meldete sich irgendwo aus dem Halbdunkel eine Stimme: „Dringende Kommunikation für Perry Rhodan."
„Her damit", sagte Perry. Die Projektion des Raumschiffs erlosch. An ihrer Stelle erschien das Bild eines hochgewachsenen, schlanken Mannes mit silberweißem Haar, das ihm bis auf die Schultern reichte. Atlan! Er wirkte ungewöhnlich ernst. „Ich habe auf dem Rückweg nach Sabhal in DORIFER-Station haltgemacht, Perry", sagte er. „Ich sage dir: Es ist etwas im Gang. Wir erhalten merkwürdige Signale aus dem Innern des Nukleotids." Erst jetzt schien er meine Anwesenheit zu bemerken. Er wandte sich mir zu und lächelte. „Eirene, sei gegrüßt. Es tut mir leid, dass ich an deinem großen Tag nicht dabei sein konnte. Ich hoffe, du verzeihst mir das."
Perry ließ mich nicht zu Wort kommen. „Was für Signale?" wollte er wissen. „Gibt es Anzeichen, dass DORIFER von außen manipuliert wird?"
„Keine Anzeichen", antwortete der Arkonide. „Die Vorgänge werden von DORIFER selbst ausgelöst, soweit wir das beurteilen können. Die Signale weisen darauf hin, dass die Informationseinheiten in Bewegung geraten sind. Sie scheinen sich zu formieren, aber nicht in der Art und Weise, wie es bisher beobachtet wurde." Perry sah lange und nachdenklich vor sich hin. Im Streulicht der Projektion zeichnete sich sein Profil ab. „Jemand muss nachsehen", sagte er schließlich. „Das ist mir klar", antwortete Atlan. „Ich übernehme die Sache. Wenn du mir die KARMINA entgegenschickst, sparen wir Zeit." Die KARMINA war Atlans Raumschiff. Perry nickte. „Ich veranlasse das Nötige", versprach er. „Aber sieh dich vor. Zu Zeiten einer Informationsverschiebung ist das Innere DORIFERS noch unsichereres Gelände als sonst."
„Ich bin froh, dass du mir das sagst", grinste der Arkonide spöttisch. „Ich hätte das sonst glatt übersehen."
„Scher dich fort und warte auf dein Raumschiff!" rief Perry in gespieltem Zorn.
Das Bild erlosch. Die Beleuchtung ging wieder an. Perry sah auf. Bedauern spiegelte sich in seinen Zügen. „Es tut mir leid...", begann er. „Es braucht dir nicht leid zu tun", fiel ich ihm hastig ins Wort. „Ich habe eine Bitte. Schick mich mit der KARMINA nach DORIFER-Station."
„Wozu?" fragte er verwundert. „Ich bin eine Gängerin des Netzes", sagte ich...Ich will das Innere von DORIFER sehen. Ich kann Atlan begleiten."
Er schüttelte den Kopf. „Unmöglich, Eirene", sagte er. „Du bist noch am Lernen. Kein Gänger des Netzes betritt das Innere DORIFERS, solange er nicht wenigstens fünf Jahre Erfahrung im Umgang mit der Netzgängertechnik besitzt."
„Ich wäre nicht allein", beharrte ich. „Atlan könnte auf mich aufpassen."
„Atlan braucht keinen Begleiter, auf den er aufpassen muss", antwortete Perry. „Er hat mit sich selbst genug zu tun. Schon unter normalen Umständen ist das Navigieren im Innern DORIFERS kein Kinderspiel." Er sah mein betroffenes Gesicht und reagierte sofort. „Verzeih. So war es nicht gemeint. Du weißt, dass dich niemand mehr als Kind betrachtet. Sagen wir also: Das Navigieren im Innern DORIFERS ist eine schwierige Sache. Schon unter Normalbedingungen. Wenn die Psiqs in Unruhe geraten, wird die Sache noch gefährlicher. Ich kann es nicht verantworten, dich nach DORIFER zu schicken. Und Atlan wüsste mir keinen Dank für die Bürde, die ich ihm aufhängte. Denn das wärest du: eine Bürde."
Damit musste ich mich zufrieden geben. Perry war keiner, mit dem man handeln konnte. Sein Ja war so endgültig wie sein Nein. Ich konnte mich auch nicht an Gesil wenden in der Hoffnung, dass die Mutter auf meinen Wunsch weniger ablehnend reagieren würde als der Vater. Das hätte er mir übelgenommen.
Es blieb mir nichts anderes übrig, als mein Anliegen zu begraben. Leicht fiel
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