1306 - Das Geheimnis von Chanukah
Funksignal noch immer nicht erhalten hatte, wußte er, daß sich Mei-Lao-T'uos bereits seit Stunden nicht mehr in der Nähe ihres Gleiters aufhielt und somit das Signal auch nicht abstrahlen konnte, wie es besprochen war.
Freiwillig geschah das nicht, also befand auch sie sich nun, wie erwartet, in der Gewalt der Terraner und des Mutanten.
Hundert Lao-Sinh, alle mit Energiestrahlern bewaffnet, warteten in den Unterkünften auf den Einsatzbefehl des stellvertretenden Protektors Kar-Men-To. Als es spät und später wurde, begannen sie anzunehmen, daß ihr geheimnisvoller Einsatz nicht stattfinden würde. Sie blieben zwar in voller Montur abmarschbereit, aber der eine oder andere legte sich nieder, um zu schlafen.
Dann schreckte der Alarm sie auf.
Kar-Men-To erschien und rief sie zusammen.
„Unsere Protektorin wurde von den Terranern gefangengenommen", gab er endlich eine Erklärung für die ungewöhnliche Einsatzbereitschaft seiner Leute ab. „Befehlsgemäß werden wir über den Paß marschieren, denn dort liegt, wie Mei-Lao-T'uos mit ihren Fähigkeiten feststellen konnte, das Versteck der Fremden. Wir werden es stürmen und die Gefangenen befreien."
Der gemurmelte Beifall verriet nicht gerade höchste Begeisterung, aber Befehl war Befehl. Kar-Men-To zeigte Verständnis für den Unmut der Männer, die im Grunde genommen gar nicht wußten, was im einzelnen passiert war. Das Erscheinen eines teleportierenden Mutanten, der einen nach dem anderen von ihnen entführte, trug auch nicht gerade zur Steigerung ihres Mutes bei.
Kar-Men-To sprach noch ein paar beruhigende Worte und setzte sich dann an die Spitze der Kolonne. Schließlich hatten sie einen längeren Marsch vor sich, aber der Einsatz von Fahrzeugen oder Gleitern war von der Protektorin ausdrücklich untersagt worden.
Auch dafür gab es ein Motiv. Die energetischen Streustrahlungen der verschiedenen Antriebe konnten von einem Mutanten leichter entdeckt und gedeutet werden als das Gedankengewirr schlafender oder marschierender Lao-Sinh.
Gegen Morgengrauen erreichte das Kommando den geparkten Gleiter und hielt an. Kar-Men-To versuchte, seine momentane Ratlosigkeit zu unterdrücken. Er wußte nur, daß sich das Versteck der Terraner irgendwo im Hang des Gebirges befand, das war alles.
Also ordnete er eine Pause mit ständiger Kampfbereitschaft an.
Seine Leute verteilten sich und lagerten unter den Schutz bietenden Bäumen. Streng befolgten sie den Befehl, an alle möglichen nebensächlichen Dinge zu denken, nur nicht an den Einsatz.
Langsam stieg die Sonne im Osten auf, und es wurde wärmer.
Etwas abseits der anderen saß Kar-Men-To mit dem Rücken an einen Baumstamm gelehnt und blickte nachdenklich und voller Zweifel hinauf zu den auf dieser Seite flach abfallenden Hängen des Gebirges. Da gab es Spalten in jeder Menge, und jede konnte das Versteck der Gesuchten sein. Er wartete auf einen Hinweis.
*
Mei-Lao-T'uos erwachte, als es gerade zu dämmern begann. Durch den flimmernden Energievorhang konnte sie die zwei im Hintergrund der Höhle liegenden Terraner und den Mutanten nur undeutlich sehen. Sie schienen noch zu schlafen.
Das riesige Raumschiff, so hatte die Orterzentrale des Stützpunkts ihr mitgeteilt, bewegte sich mit geringer Geschwindigkeit noch immer innerhalb des Systems. Sie fragte sich, wie man es anstellen wollte, die mit der Sonde gelandeten Terraner wieder an Bord zu holen, aber dann fiel ihr der Teleporter ein.
Sie hatten sich in jeder Hinsicht abgesichert, vermutete sie, denn sie konnte ja nicht wissen, daß der Mausbiber außerplanmäßig und völlig unerwartet auf dem Planeten eingetroffen war.
Drüben regte sich etwas. Der größere der beiden Terraner richtete sich auf, sah hinüber zum Höhlenausgang und stellte wohl fest, daß es Zeit wurde, die Nachtruhe zu beenden.
Er weckte Fazzy und Gucky auf.
Nach dem frugalen Frühstück - auch die Gefangenen bekamen ihr Teil ab - sagte Bully: „Ich frage mich, ob wir sie einzeln oder alle auf einmal zusammen verhören sollen.
Letzteres ist schwieriger, bringt aber vielleicht eher Antworten. Was meinst du, Kleiner?"
Gucky trat vor den Energievorhang, schwieg aber noch. Er betrachtete die Gefangenen, und sein Blick blieb besonders lange auf der weiblichen Lao-Sinh haften, die gestern mit dem Gleiter eingetroffen war. Es ging etwas von ihr aus, was zur Vorsicht mahnte, obwohl er sie gestern noch für eine harmlose Schwärmerin gehalten hatte.
Sie begegnete seinem forschenden
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